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[9] Stille schafft sie in der Kammer

Und der Hof liegt längst verödet.

Im Hollunder vor der Kammer

Kläglich eine Amsel flötet.
[9]

Silbern schaut ihr Bild im Spiegel

Fremd sie an im Zwielichtscheine

Und verdämmert fahl im Spiegel

Und ihr graut vor seiner Reine.


Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel

Und sie starrt von Schmerz geschüttelt.

Röte träufelt durch das Dunkel.

Jäh am Tor der Südwind rüttelt.

Quelle:
Georg Trakl: Das dichterische Werk. München 1972, S. 9-10.
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