Gratulation

[143] »Hee – hopp!« ruft der Bändiger, zieht die kurze Lederpeitsche aus dein Stulpenstiefel und pfeift. Raschelts im Sand? Peter, der Panter steht vor ihm und blinzelt zärtlich zu ihm empor. Dem rauhen Mann steigen die Tränen hoch, rinnen und kullern in den glänzend schwarzen Bart. »Mein Pantervieh« – so kraut er das Tierchen.

So stell ich mich denn schnurrend auf die Hinterbeine und richte mich zu Ihnen auf, der Sie mich so oft auf Bühnen, Bücher und Büldung gehetzt haben. Tat ich je einem was? Und wenn ich ihm was tat, biß ich je? Und wenn ich biß, leckte ich nicht stets die Wunde sauber aus? Kurz: ein Musterpanter, Der sich aber doch für den schönen Käfig bedanken möchte, weil er sich darin so wohl fühlt.

Gratulieren? War ich ein Mensch, ich brüllte: Der Herr Obermenageriemeister hurra! hurra! hurr . . . Aber ich bin ja man ein stummes Vieh. Und so mache ich denn, wie gesagt, Männchen, reiße[143] die Kinnbacken weit, erschrecklich weit auseinander, bekomme Zuckerchen und schiebe ab. Hinten, bei den Ställen, verschwindet um eine Ecke die letzte Schwanzspitze Ihres sehr ergebenen

Peter Panter[144]


  • · Peter Panter
    Die Schaubühne, 01.01.1914, Nr. 1, S. 28.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 1, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 143-145.
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