Revue

[313] Die Weiblichkeit laß ich vorüberrauschen,

Hilfsdienstmutwillige, Mädchen aus dem Land –

dem Schlagen eines Herzens will ich lauschen –

gib mir die Hand!


Ja, aber wer? In diesen Menschenwogen

schwimmt Tinchen, klein und blond, hin und zurück;

zwei linke Beine, zart und sanft gebogen –

ist das das Glück?[313]


Wie ists mit der? Gott Eros schwingt die Fackel,

die Stangen des Korsettes krachen leis,

die kurzen Finger ziehn an einem Dackel –

ein Traum in Weiß,


Und du? in schwärzlich finstrer Reife,

die Schatten dunkler Stunden im Gesicht?

Es gibt noch Menschen, die besitzen Seife –

du hamsterst nicht.


Ich denk an die gnädige Frau.

In Terzen

pfeif ich vergnügt: Mimi! von diesen Kindern keins.

Mein Wappenspruch, du Wort nach meinem Herzen:

Jeder seins!


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 25.07.1918, Nr. 30, S. 85, wieder in: Fromme Gesänge.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 1, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 313-314.
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