Ich schnitt es gern . . .

[166] Wie schön ist doch des Pfolkes Neigung!

Wen es mal liebt, den liebt es ganz

und beut entflammt, in jäher Steigung,

dem Helden seinen Ruhmeskranz.


Die Männer des Paradeschrittes

umjubelt es tagaus, tagein –

es segnet auch ihr Haupt und schnitt es

sich gern in alle Rinden ein.


So auch der Knab dort.

Auf der Straße

steht er in Abendsonnenglut

und tut für sich in kleinem Maße,

was sonst die Straßenreinigung tut.


Zieht er auf dem Asphalt Figuren?

Liebt er das alte Ornament?[166]

Sieh da: er zeigt des Fleißes Spuren

der Jugend, die dergleichen kennt.


Laßt uns noch einmal wiederkehren.

Wie ist dies Volk doch wohlgesinnt!

Ich lese voller Wehmutszähren:

»N. O. S. K. . . .«

Du gutes Kind –!


  • · Kaspar Hauser
    Die Weltbühne, 02.10.1919, Nr. 41, S. 420.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 166-167.
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