Lebensmittel! Lebensmittel!

Wenn nun die Ladung Korn und Fett

den Anfang macht zu besserm Leben,

wenn Deutschland erst zu essen hätt –:

mein Gott, was wird das alles geben!


Zum Beispiel, der, der Schinken schiebt,

wird tiefbekümmert ausverkaufen –

man wird, weil es Vergeltung gibt,

sich nicht um seine Schinken raufen.


Und Tante Malchens Eierschrank?

Und Onkel Maxens Butterkammer?

Wie ziehn sie die Gesichter lang!

In allen Häusern – welch ein Jammer!


Im Kurse fällt die Schlächterfrau,

das Butterfräulein gilt nur wenig,

der Kaufmann spricht nicht mehr so rauh –

Halli! hallo! voll Freuden dehn ich


befreit die Knochen. Dämmert es?

Dies Dasein war seit langen Jahren

in Wahrheit ein belämmertes –

Ach, wie wir einst so glücklich waren!


Kommt wirklich Brot und Speck herein?

Ich tanze einen frohen Ländler.

Die große Zeit wird wieder klein,

die große Zeit der Grünkramhändler.


  • [187] · Theobald Tiger
    Ulk, 28.03.1919, Nr. 13.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1975.
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