Zum nächsten Putsch!

[330] Sie sitzen vorn am Steuerrad

und fahren, fahren, fahren.

Den Fahrschein, den der Fahrer hat,

der wechselt schon seit Jahren.[330]


Die Bahn scheint glatt. Der Weidenstumpf

erzählt von Feuchtigkeiten.

Die ganze Gegend ist ein Sumpf!

Sie sitzen da und gleiten.


Die Bahn scheint glatt. Des Volkes Ruf –

sie nehmen ihn für Jubel.

Am Wege blitzt ein Pferdehuf –

sie sehns nicht in dem Trubel.


Sie sehn nicht Roß und Reisige,

nicht Ehrhardt und Gesellen.

Sie glitschen hart am schwarzen See . . .

Die Hupe hörst du gellen.


Halt ein, Chauffeur, du fährst in den Tod!

Hör zu auf der Unken Gesang!

Die falsche Warnungstafel schreit: Rot!

Und du fährst den vierten Gang.


Da knattert dein Wagen und stöhnt und biegt

in die letzte Kurve hinein.

Und wenn die Karre dann unten liegt,

wills keiner gewesen sein.


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 20.05.1920, Nr. 21, S. 595.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 330-331.
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