In aller Eile

[152] – »Hallo! Hier Eisner und Ehrmann, wer dort –? Jawohl . . . Man kann Sie nicht verstehen; Sie müssen etwas lauter sprechen! . . . Dann werden wir Ihnen also die Faktur morgen zugehen lassen! Schluß!«

Telefongespräch 1895


– »Also ich telefoniere hier von der Post –

vor der Zelle stehn schon Leute –

ich fahre nach Lichterfelde-Ost

und erledige die Sache noch heute.

Was ich sagen wollte . . . Warum warn Sie gestern nicht da?

auf der Modenschau?

Ich war mit der Putti . . . wissen Sie . . . na . . .

Hände hat die Frau –!

Fabelhaft.


Wiesner –? Erzählen Sie mir doch nichts –

das nehm ich auf mein Eid –!

Bitte! Nach Ansicht des Gerichts

hab ich dazu immer noch Zeit!

Was ich sagen wollte . . . Wir gehn Sonnabend aus –

Mit ihrem Freund? Na, so blau!

Die nehm ich glatt mit mir nach Haus –

Augen hat die Frau –!

Fabelhaft.


Die Wechsel sind . . . na, wie finden Sie das?

Die klopfen ans Fenster, weil ich

hier spreche – ich erzähl Ihnen persönlich noch was,

ich bin nämlich furchtbar eilig.[152]

Was ich sagen wollte . . . ich bin derartig scharf . . .

Natürlich! Weiß ich genau,

was ein Schentelmän sich erlauben darf . . .

Einen Rücken hat die Frau –!

Fabelhaft.


Wir legen die Schecks . . . hallo? . . . unterbrochen . . .

Ich habe doch noch gar nicht gesprochen . . . !

Na, denn nicht.

Nur keine falsche Hast!

Ich spreche hier, solange 's mir paßt!

Lümmel.

Ja –! Nein –!

Na, da gehn Sie doch rein!

Eine Luft wie in einem Schwitzkastenbad . . .

Was der schon zu telefonieren hat –

Lümmel.«


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 30.07.1929, Nr. 31, S. 180.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 7, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 152-153.
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