Marschlied nach den Wahlen

[222] Es steht an dem hamburger Hafen

ein riesiger Bismarck aus Stein.

Den Schlaf seines Ruhmes zu schlafen

so steht er da groß und allein.

Er hörte Alldeutschlands Gebrummel

im Schmuck seines spärlichen Haars . . .

Die Zeitungen schrien: Hummel! Hummel!

Und Bismarck, der dachte: Mars! Mars!

Mit Genuß: Mars – Mars –

Mit Genuß: Mars – Mars!

Und Bismarck, der dachte: Mars – Mars –!


Der Bismarck, der hat wohl drei Haare –

denn daran erkennt man den Mann.

Und langsam vergingen die Jahre,

und es kamen die Wahlen heran.

Doch als nun der Bismarck gerochen,

wer heute im Reichstagshaus –:

da hat er kein Wort mehr gesprochen

und riß sich die Haare aus!

Mit Genuß: Hummel – Hummel –

Mit Genuß: Mars – Mars –

und riß sich die Haare aus –!


Trio:


Nun kann er ruhig schlafen.

Und daß die Geschichte auch wahr –:

Seht nach im hamburger Hafen –

Mit Genuß: Hummel – Hummel!

Mit Genuß: Mars – Mars!

Der Bismarck, der hat ja kein Haar –!


  • · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 23.09.1930, Nr. 39, S. 473.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 8, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 222.
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