[68] Saal der Reichsversammlung.
Bischof Warmann und Graf Mangold von Veringen treten von verschiedenen Seiten auf.
MANGOLD.
Dich sucht ich, Oheim!
WARMANN.
So erregt, so heiß.
Was ist geschehn?
MANGOLD.
Du weißt es nicht?
WARMANN.
Was denn?
MANGOLD.
Du hast nicht das Gespenst gesehen, das
Am hellen Tag, im vollen Krönungszug
Gewandelt durch die Straßen dieser Stadt?
WARMANN.
Nicht hatt ich Muße zur Gespensterschau,
Beschäftigt war ich auf besonderen
Befehl, an des erkrankten Kanzlers Statt
Zu fertigen den neuen Lehensbrief
Für Herzog Ernst von Schwaben.
MANGOLD.
Hat dir nicht
Die Hand gezittert?
WARMANN.
Sprich mir deutlicher!
MANGOLD.
Dort bei den Marmorsäulen des Palasts
Stand ich mit der gesamten Ritterschaft,
Zum Krönungszuge festlich aufgeschmückt.
Da stiegen sie die hohen Stufen nieder:
Der Kaiser, an der Hand den jungen Sohn,
Hernach die Kaiserin; zur Rechten ihr
Im Fürstenmantel, aber blaß und hager,
Wie aus dem Grab erstanden, Herzog Ernst.
Er wankt' an mir vorüber, und ein Blick
Aus seinem hohlen Auge fiel auf mich,
Ein Blick, nicht strafend, doch von solcher Macht,
Daß er mich ausschloß von der Festlichkeit,
Daß ich geheftet an der Säule stand,[68]
Als schon der lange Zug hinabgewallt
Und das Geläute längst verhallet war.
Wie selig könnte dieser Tag mir sein,
Der schönste meines Lebens, wenn ich treu
Geblieben wäre! Wieviel anders nun!
Dich muß ich drum verklagen: deinem Rat
Hab ich gefolgt, als auf dem Tag zu Ulm
Ich mit den andern von dem Herzog wich.
Von dir nun fordr ich, richte du mich auf
Aus der Vernichtung! Denn sie ist dein Werk.
WARMANN.
Verwöhnter Sohn des Glückes, sprachst du so,
Als jüngst in Kärnten auf dem Siegesfeld
Der Kaiser dankend dir die Rechte bot,
Dir selbst umgürtete das Ehrenschwert
Und dich mit Lehen reich begnadigte?
Damals erkanntest du, daß meine Hand
Aus des Empörers unfruchtbarem Dienst
Zu lohnesreichem dich emporgeführt.
MANGOLD.
Du mahnst mich glücklich an das Feld der Schlacht.
Ich sehe Rettung: nach Italien ruft
Die Heerfahrt, neuer Lorbeer grünet dort
Für die entehrte Stirne.
WARMANN.
Töricht Herz,
Das Sieg und Ehre mißt nach dem Erfolg
Des Augenblicks, des ewig wechselnden!
Als Herzog Ernst im Kerker schmachtete,
Da warst du freudig in des Kaisers Dienst:
Nun Herzog Ernst zu Gnaden wieder kam,
Gleich wähnst du dich verstoßen und entehrt.
Du weißt, wie eine Reiterschar sich schwenkt,
Noch aber kennst du nicht den Lauf der Welt.
Wohl wahr, es kommen Augenblicke, wo
Die kampfbewegte Welt mit einem Schlag
Zum sel'gen Paradies verwandelt scheint:
Der Wolf hat sich zum Lamme hingestreckt,
Der Geier nistet mit der frommen Taube,
Die Schlange, die vom Apfelbaume lauscht,
Sie schlüpft in das Gezweige scheu zurück,
Und in der alten Unschuld tritt der Mensch
Aus dem Gebüsch, worin er sich versteckt.
So waltet heut im kaiserlichen Haus[69]
Vertrauen, Liebe, Segnung. Und gewiß,
Wenn wir feindsel'gen Sinns verdächtig sind,
Geziemt es schweigend uns zurückzustehn.
Doch oft am Abend noch des klaren Tags,
Des wolkenlosen, steigt Gewitter auf
Mit aller Elemente wildem Kampf.
Sieh, Jüngling, nicht von gestern ist der Groll,
Und wenig trau ich der Beschwichtigung:
Dem Herzog wurmt es ewig um Burgund;
Vertrauen sog er nicht im Kerker ein.
Des Kaisers Herrschsucht und der Stände Trotz
Sind ein uralter, nie versöhnter Zwist.
Nicht brauchst du ihn zu schüren, aber fest
Mußt du dich stellen, mußt auf das nur baun,
Was in der menschlichen Natur beruht,
In der Gewalten ew'gem Gegensatz,
Der unter allen Formen wiederkehrt.
Selbst wenn du augenblicklich tiefer stehst,
Wenn fremde Regung den Gebieter faßt,
Wenn neue Neigung einmal dich verdrängt,
Bleib unermüdlich nur in deinem Dienst!
Die Herzensregung, die Begeistrung weicht,
Das ewige Bedürfnis kehrt zurück:
Du wirst hervorgerufen, und bewährt
Bist du in deiner Unentbehrlichkeit.
Drum, ist auch heut nicht unser Ehrentag,
Noch kommen Tage, wo man nach uns fragt,
Wo man begehret deines tapfern Arms.
MANGOLD.
Was hör ich? Hieher wälzet sich der Zug.
WARMANN.
Der Herzog wird belehnt in diesem Saal.
MANGOLD.
Soll ich entfliehen? Soll ich bleiben?
WARMANN.
Bleib!
Sieh! diese Rolle, dieses Pergamen,
Es ist der Gnadenbrief für Herzog Ernst,
Von mir verfaßt, besiegelt, eben jetzt;
Und dennoch kann aus dieser Rolle noch
So manches sich entfalten, was du nicht
Erwartet und ich selber kaum geahnt.
Der Kaiser, Gisels, Heinrich, Ernst, Hermann, geistliche und weltliche Reichsstände ziehen auf. Kunrad läßt sich auf[70] dem Throne nieder, Gisela zu seiner Rechten, Heinrich zur Linken, neben Gisela
die geistlichen, neben Heinrich die weltlichen Stände. Hinter den Schranken Volk.
KUNRAD.
Erlauchte Fürsten, eurer Gegenwart
Bei unsrem heut'gen Feste seid bedankt!
Die Krönung ward vollbracht nach eurer Wahl,
Und so verhoffen Wir, ihr werdet jetzt
Die Treue, die ihr rühmlich Uns bewährt,
Auch Unsrem vielgeliebten Sohne weihn.
Ein anderes Geschäft von Wichtigkeit
Versammelt hier uns in dem Saal des Reichs:
Auf öfteres Ersuchen Unsrer Frau,
Der Kaisrin Gisela, und Unsres Sohns,
Des jetzt gekrönten Königes, sowie
Nach dem zuvor mit euch gepflognen Rat,
Am meisten doch nach Unsres Herzens Drang
Beschlossen Wir, mit Unsrem Stiefsohn Ernst,
Der nach des Reiches Spruch gefangen lag,
Uns wieder zu befrieden, ihn durchaus
In Würden und in Ehren herzustellen;
Und darum haben Wir den heut'gen Tag
Als einen freudenreichen auserkiest,
Dem Fürsten das verwirkte Fahnenlehn
Des Herzogtums von Schwaben neuerdings
Vor offner Reichsversammlung zu verleihn.
Der Anlaß früherer Mißhelligkeit,
Der Zweifel wegen des burgund'schen Erbes
Fiel weg, nachdem der König Rudolf sich
Entschieden und den alten Erbvertrag,
Den er mit Kaiser Heinrich abgeschlossen,
Auf Unsere Person bestätigt hat.
Da Ihr, mein Sohn, bei dieser Abkommnis
Euch zu beruhigen Uns angelobt
Durch förmlichen, besiegelten Verzicht,
So haben Wir willfährig Unsrerseits
Den Lehensbrief auf Schwaben ausgestellt
Und nehmen jetzo, wenn es Euch geliebt,
Sogleich die feierliche Handlung vor.
ERNST.
Ich trete vor den kaiserlichen Thron
Und bitte nach Gebühr, daß Eure Huld[71]
Von neuem mit des Reiches Fahnenlehn,
Dem Herzogtum von Schwaben, mich belehne.
KUNRAD.
Aus kaiserlicher Machtvollkommenheit
Ergreif ich Schwabens Herzogsfahne, die
Nach altem Recht und Kriegsbrauch in den Schlachten
Des Deutschen Reichs das Vordertreffen führt,
Damit du, Ernst, der Zweite dieses Namens,
Belehnet werdest mit dem Herzogtum
Samt Zugehörden und Gerechtsamen.
Nach Unsrem und gesamter Fürsten Schluß
Hast du auf dieses herzogliche Banner
Zu dem gewohnten Eid der Lehenstreu
Uns zu beschwören ein Gedoppeltes.
ERNST.
Laßt mich vernehmen, was ich schwören soll!
KUNRAD.
Fürs Erste sollst du schwören, daß du nicht
An irgendeinem, Freien oder Knecht,
Dich rächest, der zu deinen Gegnern hielt,
Zumal an keinem deiner Mannen, die
Von dir getreten auf dem Tag zu Ulm.
ERNST.
Nicht Rache dürstend kehr ich in die Welt,
Versöhnung, Ruhe nur ist mein Begehr,
Drum bin ich diesen Schwur zu tun bereit.
KUNRAD.
Fürs Zweite sollst du feierlich beschwören,
Daß du den landesflücht'gen Grafen Werner
Von Kiburg, der zum Aufstand dich gereizt,
Der noch zur Stunde nicht sich unterwarf
Und als des Reiches Feind geächtet ist,
Daß du nicht diesen, noch die mit ihm sind,
In deines Herzogtumes Grenze dulden,
Vielmehr, wenn er sich drin betreten läßt,
Ihn greifen wollest zu des Reiches Haft.
ERNST.
Das soll ich schwören? Nein, erlaßt mir das!
KUNRAD.
Du zögerst?
GISELA.
Gott, es geht mir furchtbar auf.
ERNST.
Ich war nach Ulm gekommen auf den Tag,
Mit Euch zu unterhandeln um Burgund.
Nicht als ein Flehender erschien ich dort,
Nein, an der Spitze meiner Lehnsmannschaft,
Auf deren Treu und Kraft ich sicher ging.
Da traten Anshelm vor und Friederich,
Die beiden Grafen, und erklärten laut,[72]
Sie seien mir zu Dienste nicht verpflichtet
Entgegen ihrem Herrn und Könige,
Der ihrer Freiheit höchster Schirmvogt sei.
Mit diesen stimmte die gesamte Schar:
Verlassen stand ich plötzlich da; mein Schwert
Warf ich zur Erde; schmählich, unbedingt
Mußt ich mich übergeben, und hinweg
Ward ich geführt zum Felsen Gieb'chenstein.
In jener Not, in jener tiefen Schmach
Blieb einzig nur Graf Werner mir getreu,
Der meiner Jugend Freund und Führer war.
Auf Kiburg warf er sich, sein festes Schloß,
Und wurde dort von Euch, erhabner Herr,
Drei Monden lang belagert und bedrängt.
Als man zuletzt die gute Feste brach,
Entkam er selber mit genauer Not
Und irrt seitdem geächtet durch die Lande.
Sollt ich nun den verleugnen, der so fest
An mir gehalten? Nein, verlangt es nicht!
KUNRAD.
Du bist in großer Täuschung, wenn du meinst,
Daß Werner das um deinetwillen tat:
Du warst nur stets das Werkzeug seiner stolzen,
Gefährlichen Entwürfe.
ERNST.
Ja, ich weiß,
Mit großen Dingen trägt sich dieser Mann,
Doch nicht mit strafbarn noch gefährlichen.
Was er für mich, was ich für ihn getan,
Es war ein Bund der Redlichkeit und Treu.
KUNRAD.
Je eifriger du sprichst, je klarer wird's,
Wie eng der Meutrer dich umgarnet hat,
Und um so weniger darf dir der Schwur,
Den Wir von dir begehrt, erlassen sein.
ERNST.
Die Treue sei des deutschen Volkes Ruhm,
So hört ich sagen, und ich glaub es fest
Trotz allem, was ich Bitteres erfuhr.
Ihr selbst, o Kaiser, höchstes Haupt des Volks,
Das man um Treue rühmet, habt noch jüngst,
Was von Verrat Ihr denkt, so schön bewährt:
Als Misiko, der junge Polenfürst,
Gedrängt von Eurer Waffen Ungestüm,
Zu Odelrich, dem Böhmenherzog, floh[73]
Und dieser, um den Zorn, den Ihr ihm tragt,
Zu sühnen, Euch den Flüchtling anerbot,
Da wandtet Ihr Euch mit Verachtung ab.
Was Ihr vom Feind, vom Fremdlinge verschmäht,
Könnt Ihr's verlangen von dem eignen Sohn,
Vom deutschen Fürsten? Nein, Ihr könnt es nicht.
KUNRAD.
Vom Sohne heisch ich, daß er nicht dem Feind,
Dem bittersten des Vaters, sich geselle,
Vom deutschen Fürsten, daß er nimmermehr
Die Friedensstörer heg in seinem Land.
Was ich verlang, ist dir zwiefache Pflicht,
Und sehr mit Unrecht nennst du es Verrat.
ERNST.
Nennt's, wie Ihr wollt, doch ist es Treue nicht;
Es ist nicht Freundschaft, ist nicht Dankbarkeit,
Nichts, was begeistern könnt ein edles Herz.
KUNRAD.
Noch einmal frag ich: Schwörest du den Eid,
Den Wir bedungen, oder schwörst du nicht?
Antworte nicht zu rasch, erwäg es reiflich!
Es handelt sich nicht bloß ums Herzogtum,
Nicht bloß um fernere Gefangenschaft;
Des Kerkers bist du ledig, aber was
Ich mühsam abgelenkt von deinem Haupt
Damals, da man zu Ulm dich richtete,
Jetzt hängt es unabwendbar über dir:
Die Acht des Reiches und der Kirche Bann.
GISELA.
Erbarmen meinem Sohne!
KUNRAD.
Muß ich dich
Des Schwurs erinnern, Gisela?
WARMANN.
Mein Fürst,
Vernehmet, was die Kirche zu Euch spricht!
Als Ihr Euch ungehorsam, undankbar
Erhobet gegen Euren Herrn und Vater,
Damals habt Ihr, vom bösen Geist gespornt,
Selbst nicht geweihtes Eigentum verschont:
Der heil'ge Gallus und das fromme Stift
Von Reichenau erseufzten Eurem Drang.
Schon war der Bannstrahl über Euch gezückt,
Und nur die kaiserliche Fürsprach hielt
Den Arm zurück, der noch gehoben ist:
Des warnet Euch die Kirche mütterlich.
GISELA.
Warnt eine Mutter so?[74]
KUNRAD.
Und jetzt bist du
Gemahnet. Jetzt antworte mit Bedacht:
Beschwörst du die Bedingung oder nicht?
ERNST.
Die Luft des Kerkers, die ich lang gehaucht,
Hat abgespannt die Sehnen meiner Kraft.
Wohl bin ich mürbe worden, doch nicht so
Bin ich herabgekommen, nicht so ganz
Zerbrochen und zernichtet, daß ich den
Verriete, der mir einzig Treue hielt.
KUNRAD.
Genug. Die Pflicht des Vaters ist erfüllt;
Auch soll der jüngre Bruder keineswegs
Entgelten, was der ältere verbrach:
Dem Hermann fällt das Herzogtum anheim;
Er führe nach Italien mir das Heer!
Mit reiner Hand erheb ich dieses Schwert
Und spreche so den Spruch der Reichesacht:
Aus kaiserlicher Macht und nach dem Schluß
Der Fürsten steh ich und erkläre dich,
Vormals der Schwaben Herzog, Ernst den Zweiten,
Als Feind des Reichs, als offenbaren Ächter:
Vom Frieden setz ich dich in den Unfrieden,
Dein Lehen teil ich hin, woher es rührt,
Dein eigen Gut gestatt ich deinen Erben,
Erlaube männiglich dein Leib und Leben,
Dein Fleisch geb ich dem Tier im Walde preis,
Dem Vogel in der Luft, dem Fisch im Wasser.
Ich weise dich hinaus in die vier Straßen
Der Welt und, wo der Freie wie der Knecht
Fried und Geleit hat, sollst du keines haben
Und, wie ich diesen Handschuh von mir werfe,
Wie dieser Handschuh wird zertreten werden,
Sollst du verworfen und zertreten sein.
DIE FÜRSTEN.
Sollst du verworfen und zertreten sein.
WARMANN.
Im Namen sämtlicher des Reichs Bischöfe,
Verbann ich dich, vormal'gen Herzog Ernst,
Samt allen, die dir helfen und dich hegen,
Aus unsrer heil'gen Kirche Mutterschoß
Und übergebe dich dem ew'gen Fluch:
Verflucht seist du zu Haus und auf dem Feld,
Auf offnem Heerweg, auf geheimem Pfad,
Im Wald, auf dem Gebirg und auf der See,[75]
Im Tempel selbst und vor dem Hochaltar!
Unselig sei dein Lassen und dein Tun,
Unselig, was du issest, was du trinkst
Und was du wachest, schlummerst oder schläfst;
Unselig sei dein Leben, sei dein Tod!
Verflucht seist du vom Wirbel bis zur Zeh,
Verflucht sei der Gedanke deines Hirns,
Die Rede deines Munds, des Auges Blick,
Der Lungen Odem und des Herzens Schlag,
Die Kraft des Armes und der Hände Werk,
Der Lenden Mark, der Füße Schritt und Tritt
Und selbst der Kniee Beugung zum Gebet!
Und wie ich dieser Kerzen brennend Licht
Auslösch und tilge mit des Mundes Hauch,
So aus dem Buch des Lebens und der Gnade
Sollst du vertilget sein und ausgelöscht.
DIE BISCHÖFE.
Sollst du vertilget sein und ausgelöscht.
ERNST.
Hin fahr ich, ein zwiefach Geächteter,
An meine Fersen heftet sich der Tod,
Und unter Flüchen krachet mein Genick,
Vom Werner laß ich nicht.
Ausgewählte Ausgaben von
Ernst Herzog von Schwaben
|
Buchempfehlung
Karls gealterte Jugendfreundin Helene, die zwischenzeitlich steinreich verwitwet ist, schreibt ihm vom Tod des gemeinsamen Jugendfreundes Velten. Sie treffen sich und erinnern sich - auf auf Veltens Sterbebett sitzend - lange vergangener Tage.
150 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro