17. Selma

[245] März 1777.


Eil', o Mai, mit deinem Brautgesange!

Eil' und röte meines Mädchens Wange,

Und die Rose für den Hochzeitkranz?

Alles taumelt; mir versiegt der Oden;

Unter meinem Fuße brennt der Boden!

Eil'! ich überfliege deinen Glanz!


Unsre Seelen schuf im Myrtenthale

Gott aus Einem morgenroten Strahle;

Ähnlich sich, wie Wechselmelodieen;

Wie zwei Küsse, nach einander strebend,

Die auf heißen Lippen, wonnebebend,

Zucken, und zu Einem Kusse glühn!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 245.
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