Die siebzehnte Fabel.

Vom Baurn und Affen.

[181] Zu Mainz war ein reicher tumbpfaff,

Der het vor seiner tür ein aff,

Die het ein rock, geteilt von stücken,

Ein narrenkappen auf dem rücken,

Dran etlich schellen, die da klungen.

Da kamen kinder und die jungen

Und mit der aff vil wunders machten,

Daß all, dies sahen, irer lachten.

Dazu ein baur sich nahen tet,

Der nie kein affen gsehen het.

Er dacht, es wer ein ding gemacht,

Etwan durch kunst zusamen bracht,

Und sprach: »Wie wird die welt so bhend!

Seltzam ding machen menschen hend,

Und alles umb des geldes willen,

Daß sie damit irn geizsack füllen.«

Mancher redt aus unwißenheit

Und achtets selb vor groß weisheit:

Damit die leut oft lachen macht:

Schwieg er, so blieb er unbelacht.

Solch red sich zu den sachen findt,

Als wenn von farben redt ein blind.

Quelle:
Burkard Waldis: Esopus. Erster und zweiter Theil, Band 2, Leipzig 1882, S. 181-182.
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