Zweiter Auftritt


[214] Der Fürst. Später Kolja.


FÜRST in Frack und weißer Krawatte, von links hinten, sich unter die Achseln fassend. Scheine doch etwas herausgewachsen. Macht nichts! Man muß der Feierlichkeit gerecht werden. – Ob ich sie herzitiere? Sich besinnend. Wird schon von selbst kommen. – Das rieselt und rasselt bis in die Fingerspitzen! – Ich bin ein Mann! Ich habe Heu in den Stiefeln! – Ich habe den Teufel im Leib! – Ob ich sie herschleppen lasse? Sich besinnend. Einschließen laß ich sie! Jetzt kann sie auf allen vieren kriechen und mir die Stiefelschäfte vollheulen. Ich bin ein Mann; ich fühle den Portepee-Fähnrich wieder in mir. Die Zeiten! Die Herzogin von Finnland! Diese Ottomanen! Die Marmortreppen, die man hinauf- und hinunterflog! – – – Er rührt die Glocke.


Kolja von rechts hinten.


FÜRST. Die Komtesse soll so rasch wie möglich herunterkommen!


Kolja macht kehrt.


FÜRST. Kolja!


Kolja macht Front.


FÜRST. So rasch wie möglich!


Kolja ab.


FÜRST. – Ich spiele den Joseph. Wie du mir, so ich dir! Bis sie explodiert. Ja, ja, sie soll explodieren! Sie soll ihre liebe Not mit mir haben. Sie hat es nicht besser um mich verdient. Geht stampfend auf und nieder. Ich bin ein Mann! Wer hätte das noch für möglich gehalten! –[214] Schade, daß sie sich nicht verzehnfachen kann. Sie müßte zu allen Türen zugleich hereintreten! Als empfinge er sie von verschiedenen Seiten. Komtesse? – Mein süßes Kind? – Versteht sich, meine girrende Taube! – Wie? – Ich verstehe nicht recht. – Nun, Sie wünschen? Plötzlich mit Begeisterung ausbrechend, und zwar rechts vorn, nach der Tür links hinten gewandt. Kathinka – und wenn du ein ganzes Ballettkorps wärst!!


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Berlin und Weimar 1969, S. 214-215.
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