Siebenter Auftritt

[130] Flint, die Vorige.


FLINT. Ist das eine Behandlung? Herr Gehrmann gibt mir Arbeit in seinem Zimmer, ich schreibe, und wie ich fertig bin, finde ich mich eingesperrt.

EMERIKE. Das war recht.

FLINT. Wie?

EMERIKE. Sie wären ja sonst fortgegangen, und ich hätte nicht die Freude gehabt, Ihnen zu sagen, daß ich frey bin.

FLINT. Herrn Gehrmann's Neffe –

EMERIKE schnell. Will mich nicht. Schlägt die Augen nieder. Es wird sich ja wohl ein Anderer finden.

FLINT verlegen. O – gewiß –

EMERIKE. Meinen Sie?

FLINT. Hunderte werden sich glücklich schätzen.[130]

EMERIKE. Ich will nur Einen – aber den, den ich liebe.

FLINT. Sie lieben?

EMERIKE herzlich. Recht von Herzen! aber ich möchte nur wissen –

FLINT. Was?

EMERIKE. Ob er mich wieder liebt?

FLINT. Gewiß!

EMERIKE. Aber – wie werde ich es denn erfahren, wenn er mir es nicht sagt?

FLINT. Er fürchtet Sie zu beleidigen.

EMERIKE schnell. Gewiß nicht.

FLINT. Ihr Reichthum – Sie könnten es für Eigennutz halten.

EMERIKE. Nein, nein!

FLINT. O wären Sie arm!

EMERIKE schnell. Würden Sie mich dann lieben – Erschrickt. das heißt – ob Sie glauben, daß mich der Mann dann lieber nehmen würde?[131]

FLINT. Mit Freuden!

EMERIKE. Nun, wissen Sie was? ich kann ja mein Geld in's Wasser werfen.

FLINT. Emerike! Engel!

EMERIKE. Ich brauche nicht viel – aber – nein – es ist so süß, denen geben zu können, die etwas brauchen. In's Wasser werfen wir es nicht, wir theilen es mit den Dürftigen. Wir – aber ich weiß ja jetzt immer noch nicht, ob er mich will?

FLINT hingerissen, ihre Hand ergreifend. Er will!

EMERIKE voll Freude. Und ich will auch, und die Muhme wird gewiß auch wollen – wir gehen zu ihr, sie willigt ein; und wissen Sie was – ich tauge doch nicht in die große Stadt, wir leben bey meiner Muhme. Wir lieben, warten und pflegen sie, dann liegt Gottes Segen auf uns und unserm Gelde, dann sind wir glücklich!

FLINT mit Herzlichkeit. Selig!

EMERIKE als ob sie mit Kunigunden spräche. Kundel! brauchst mit deiner Waare nicht mehr[132] auf dem Markte zu sitzen. Emerike hat doch einen Mann gefunden; einen lieben, braven, hübschen Mann, der ihr treu seyn wird –

FLINT. Bis in's Grab!


Gehen Hand in Hand ab.


Ende des vierten Aufzuges.
[133]

Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 13, Wien 1834, S. 130-134.
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