Letzter Auftritt

[149] Annchen, die Vorigen.


ANNCHEN läuft auf Albertinen zu. Hier ist der Brautkranz!

AUGUST. Was ist das?

GEHRMANN. Wer ist das Kind?

MADAME WÖLBING. Die Tochter unserer Nachbarin. Albertine lehrte sie.

ANNCHEN. Lesen, schreiben, und auch bethen.

GEHRMANN. Aber wie kommt sie zu dem Kranz?

MADAME WÖLBING. Sie führte ein Brautpaar zur Kirche.

ANNCHEN. Und wie es jetzt zum Tanze ging, schenkte mir die Braut den Kranz; ich flog damit her, weil ich sie gar zu gerne in einem solchen Kranz sehen möchte.[149]

AUGUST zu Albertinen, die mit zitternder Freude da steht. Albertine! das ist ein Wink der Gottheit!

ALBERTINE mit dem Ausdrucke der höchsten Freude. Er ist's! Mutter – sagte ich Ihnen nicht, daß heute schon zweymal ein Lichtstrahl mein Auge durchzuckte? – Jetzt wieder!

MADAME WÖLBING außer sich. Allmächtiger Gott!

AUGUST schnell. Sie sieht!

ALBERTINE. Nein, nein! noch ist's nur Dämmerung, der Tag wird folgen, und wie ihn tausend Kehlen froh begrüßen, begrüß' ich jubelnd diesen ersten Strahl. Faltet die Hände, und sagt im dringenden Gebethe. O Vater! gib aus deinen tausend Sonnen nur einen Funken mir! sprich: es sey Licht! Mit Zuversicht zu den Andern. Er wird es sprechen! hofft! vertraut! vertraut! im Herzen flammt es schon, es wird den Ausgang durch das Auge finden. Ja, Mutter! Freunde! Gatte! ich werde sehen, ich werde glücklich seyn.

GEHRMANN drückt Albertinen herzlich die Hand. Sie wird – sie wird glücklich seyn, Wendet sich zu Madame Wölbing. und wir auch, Madame, wir auch; und alle gute Menschen theilen unser Glück!


Ende
[150]

Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 13, Wien 1834, S. 149-151.
Lizenz:
Kategorien: