Vierter Auftritt

[95] Jöran, die Vorigen.


JÖRAN verstört. Vergebt, mein König, daß ich ungemeldet – doch eure Sicherheit fordert diese Eile – Johann ist entfloh'n.

KÖNIG wie vernichtet. Entflohn –

JÖRAN. Faßt euch, mein König, er soll uns nicht entkommen, seinem Befreyer bin ich auf der Spur, die Wachen suchen ihn. O der Schande! der nie erlebten Schmach! – es ist Richers, es ist mein Neffe.

KÖNIG. Und ihr verschwiegt mir das?

JÖRAN. Ich hielt seine Schwärmerey für unschädlich – da Johann mit Tages Anbruch – o es ist schändlich, gerade in diesem Augenblick –

BRASKE. Entrückt ihn Gott dem Beil, das über seinem Haupte schwebte. Doch fürchtet nichts, er kann euch nicht entkommen, und wird nun um so sichrer sterben. Nun ist er verloren.[95]

KÖNIG. Ja, nun rettet ihn kein Gott, sein verrätherisches Haupt soll fallen, er predigt Aufruhr, strebt nach meinem Leben. Sende Wachen durch das ganze Land, wer ihn ergreift, soll ihn ermorden; ihn schütze keine Gott geweihte Stätte, von dem Altar reißt ihn – fort! fort! Der mir die Nachricht seines Todes bringt, er sey mein Freund, mit Schätzen will ich seinen Mörder lohnen, er ist es, der mir Ruhe, der mir das Leben gibt. Fort! fort!

JÖRAN will gehen, indem tritt ein.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neue Schauspiele. Band 1, Wien 1817, S. 95-96.
Lizenz:
Kategorien: