Erster Auffzug.

[20] Mierten, ein Bauer / liegt im Bette / und seuffzet etliche mahl / endlich redet er halb im Schlaffe.


Mutter Maräusche bistus? Wo bin ich denn? Ich bin wohl nimmermehr daheime / Er richtet sich auff. Ie seht / wer hat mich daher gelegt / von mir selber bin ich wohl nicht daher kommen / es muß ein grosser Herr in dem Bette schlaffen / es ist vor einen Bauer nicht gemacht / aber wo er will böse seyn / daß ich ihm sein Bette verschoren habe / so kan ich nicht davor / laß doch sehn / soll ich nicht in dem Hause bekand seyn? Er stehet im Hembde auff. Ie hab ich denn mein Lebtage auch das Hauß gesehen? Siehts doch aus wie eine Kirche / und ich stehe da / als wenn ich drinne predigen wolte / das geht nicht mit rechten Dingen zu: Denn solte mein Wirth so eine stattliche Kammer haben / das gläube ich nicht. Laß doch sehen / wo war ich denn gestern zu letzt / erstlich kamen die bösen Weiber / und holeten ihre Männer heim / darnach kamen zwey Kerlen / den gab ich Schläge / oder wie wars? Gaben sie mir Schläge? Das weiß ich / Schläge wurden ausgetheilet / darnach hat mich ja Niemand zu Gaste gebeten / und es ist sonst meine Art nicht / daß ich den Leuten mit Gewalt in die Häuser lauffe / fürwahr mir möchte doch ein bißgen[20] zwiebelsichtig um den Kopff werden / mein Kleid ist weg / meine Stieffeln sind weg / ich halte / wäre mir mein Bart nicht angewachsen / so wäre er auch weg. Und da hab ich ein Hembde / das ist nimmermehr von meiner Frauen Gespinste / in meinem Hause führen wir die Faden ein bißgen gröber / das sieht natürlich aus wie Crepun: Ie wenn doch iemand da wäre / den ich fragen könte / wer weiß bin ichs / wer weiß / wo der närrische Mierten in der Welt rümläufft / und ich hab vergessen / daß ich ein grosser Herr bin.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 20-21.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer