Vierzehnder Auffzug.

[44] Leo, Hoff-Juncker. Brigitte, die Cammer-Frau.


LEO. Ihr liebe alte Mutter / habt ihr auch so eine Freude erlebet / daß ein neuer Fürste in euer Frauenzimmer kommen ist?

BRIGITTE. Ja ja / wer den Possen angegeben hat / der wird bey der lieben Fürstin einen grossen Danck verdienen.

LEO. Wie ist aber seine Höffligkeit abgelauffen?

BRIGITTE. Die erste Sau war / daß er den Hut auff dem Kopffe behielt.

LEO. Er hat sich bereden lassen / wer keinen Hut auff dem Kopffe hat / der ist kein Fürst.

BRIGITTE. Darnach brachte er solche Reden vor / wie ein Bauer in der Spinn-Stube / und er hätte lieber gefragt / wie theuer die Perlen wären / die unser Fürstin am Halse hätte.

LEO. Wer mit den Bauern schertzen will / der muß solche Complimente entschuldigen.

BRIGITTE. Endlich / wie er zu treuhertzig werden wolte / so übergab ihn die Fürstin den beyden Cammer-Mädgen in die Contribution, da mochte er seinen Limmel anbringen wie er wolte.

LEO. Ich wolte / daß ich solte ans Bauers-Stelle seyn / wenn die Leute meinten / sie hätten mich vexirt / so wolt ich ihnen den besten Affen geschleyert haben.

BRIGITTE. Juncker / es wäre noch zeit / wenn ihr euch verkleiden lasset / so haben wir der Fürsten zwey.

LEO. Ihr bleibt allzeit bey der Mode / wenn ihr einen Tag niemanden vexiren sollet / so denckt ihr / es fehlet euch etwas.[45]

BRIGITTE. O es fehlet mir allemahl am Besten / ich soll meine Tochter aussetzen / und da ich mein Geld zehle / so fehlt mirs nur an kahlen 99. Rthlr. daß ich 100. nicht zusammen bringen kan. Doch ich muß gehen / daß ich die Freude mit geniesse / er wolte mit den Jungfern spatzieren gehn.

LEO. Vielleicht kömmt mirs auch so gut / daß sie mir begegnen / so genieß ich so viel als ihr.


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Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 44-46.
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