Achter Auffzug.

[34] Die Vorigen. Carolus, der Printz.


CAROLUS. Gnädigster Herr Vater / ich dancke dem gütigen GOtt / daß sie diesen Morgen frölich erlebet haben.

PHILLIPPUS. Und wir dancken GOtt / daß ihr uns mit einer frölichen Mine deßwegen gratuliren könnet. Wo seyd ihr gewesen?

CAROLUS. Ich komme aus den Frauenzimmer.

PHILLIPPUS. Hat euch der Hoffemeister nichts zu thun gegeben?

CAROLUS. Er wolte gleich anfangen. Aber ich bat / daß ich dem Herrn Vater auffwarten möchte.

PHILLIPPUS. Habt ihr nun etwas zu bitten?

CAROLUS. Ach ja / wenn ich seine Gnade mit meiner Bitte erhalten könte.

PHILLIPPUS. Wenn es uns möglich ist / und wenn es euch anstehet / so habt ihr an der väterlichen Gütigkeit nicht zu zweifeln.

CAROLUS. Ach gnädigster Herr Vater / es ist möglich / und es steht mir auch an.[34]

PHILLIPPUS. So last doch hören / worinne euch soll geholffen werden.

CAROLUS. Ich soll zum Tantzmeister gehen.

EGMUND. Ja liebster Printz / das ist eine stattliche Sache: Man gewöhnt sich dadurch zu einer anständigen Mine.

CAROLUS. Aber was hilfft mir das Tantzen? Deßwegen wird niemand vor mir zu Fusse fallen. Ich will fechten / reiten und fechten lernen / das ist eine Sache / die mir anstehet.

EGMUND. Liebster Printz / die Jahre sind noch zu schwach / man muß eines nach dem andern vornehmen: Wenn die Zeit kommen wird / so soll es an dem besten Exercitien-Meister nicht fehlen.

CAROLUS. Hab ich ihn doch nicht gebethen / das weiß ich wohl / daß er mir nicht gut ist.

EGMUND. Ach da behüte mich der Himmel / daß ich so einen liebreichen Printzen solte zuwider seyn.

CAROLUS. So helffe er doch dem Herrn Vater bitten / daß ich an statt des Tantzens was anders auslesen mag.

EGMUND. Alles zu seiner Zeit / und sagt nur was wolt ihr mit dem Fechten machen? ihr könnt ja das Rappier noch nicht erheben.

CAROLUS. Ich will es zuvor mit kleinen Degen versuchen / man kan auch die Leute mit todt stechen. O ich sehe die Bilder auff unserm Saale so gerne an / wie sich die Engelländer und Frantzosen mit einander schmeissen / und ich dencke flugs / ach! wenn ich doch auch solte dabey seyn.

PHILLIPPUS. Sohn / Sohn entdecket euer Gemüthe nicht zu sehr / wir wissen ohn dem wohl / was euch vor eine Begierde zu des Landes Untergange treiben wird.

EGMUND. Gnädigster Herr / wer weiß wer den guten Printzen zu diesen Gedancken geholffen hat: Es entstehet bißweilen bey der Jugend eine Hitze / die sich bey wachsenden Jahren gar leicht abkühlen läst.

PHILLIPPUS. Nun wir wollen diesem Trost noch statt geben /[35] damit unser Bekümmerniß die heutige Lust nicht verhindern darff.

CAROLUS. Allein was soll ich haben / Gnädigster Herr Vatter.

PHILLIPPUS. Ihr sollt heute einen Feyertag haben / und bey uns bleiben / morgen soll etwas verordnet werden / das euch nicht übel gefallen wird.

CAROLUS. Ich bin gehorsam und lasse mich weisen.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 34-36.
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