Dritter Auffzug.

[59] Heinrich, Cammer-Juncker. Mierten, der verstellte Fürst.


MIERTEN. Nu das heist Fürstl. gefressen / und Königlich gesoffen.

HEINRICH. Ihr Gnaden haben gar ein schlechtes gethan. Ihr. Durchl. besorgen sich immer / sie werden seyn hungrig von der Taffel auffgestanden.

MIERTEN. Nu das ist wahr / gar satt bin ich nicht / aber gut gefressen hab ich.

HEINRICH. Woran mercken denn Ihr Gnaden wenn sie satt seyn?

MIERTEN. Wenn mir übel wird / und das fühl ich noch nicht / es müste denn noch kommen.[59]

HEINRICH. Es ist heute ein Tag da nicht viel zum Besten an der Taffel war.

MIERTEN. O nun es gieng hin / das war nur St. Velten / daß ich keinmahl wuste / was sie mir zu fressen gaben / da war ein groß Brod / und wie sie es auffmachten / da war Fleisch drinne.

HEINRICH. Ihr Gnaden werden die Pastete meinen.

MIERTEN. O nein es war keine Mußqvete / wenn in der Mußqvete so gute Sachen steckten / ich liesse mich alle Tage hundert mahl in Halß schiessen.

HEINRICH. Lassen sich Ihr Gnaden so gern in Halß schiessen?

MIERTEN. Nachdem die Kugeln seyn. Aber was waren daß vor werckliche Nüsse? es stackten kleine Würmer drinne / die hatten gewiß den Kern aus gefressen.

HEINRICH. Es waren keine Nüsse / es waren Schnecken / die weiß der neue Koch anietzo zu Sommer-Zeit anzurichten.

MIERTEN. Ich fraß eine Schale mit Haut und Haare / ich weiß / wie sie mich auff den Hertzen gedrücket hat.

HEINRICH. Es ist nicht ungesund / es scheuert sonst den Magen wohl.

MIERTEN. Aber da grauete mir vor einer Schüssel / es waren Krebse / Würste / Eyer / Fleisch und aller Bettelment unter einander / es hatte es wohl schon iemand zuvor gefressen.

HEINRICH. Ihr. Gnaden werden gewiß die Ollepotterie meinen.

MIERTEN. Ja es sag tolle gnug aus. Aber da ein Fürste davon aß / so fraß ich immer mit. Aber darnach kam eine Schüssel voll Tauben / davon fraß ich achtehalbe in meinem Leib.

HEINRICH. Auff der Fürstl. Taffel hat man keine Tauben / es werden Rebhüner gewesen seyn.

MIERTEN. Ie nu ich habs vor Tauben gefressen / und mich deucht / sie schickten sich gar wohl für meinen Bauch.[60]

HEINRICH. Von was haben Ihr Gnaden sonst genossen?

MIERTEN. Es war noch so ein Gemantsche untereinander / ich kriegte die gebratne Ganß / und fraß so lange davon als ich konte.

HEINRICH. Ihr. Gnaden werden den Auerhan vor keine Ganß angesehen haben?

MIERTEN. Das sah ich wohl / daß es keine Bauer- Ganß war / und ich dachte / grosse Herrn haben grosse Gänse. Aber darnach vergieng mir das Fressen / sie satzten mir Gläser vor / die waren zweymahl grösser / als mein Rantzen / und es kömt mir doch für / als wenn mirs nicht gar zu viel schadte.

HEINRICH. Wenn Ihr Gnaden bey dem Fürstl. Weine bleibet / so haben sie keine Ungelegenheit davon.

MIERTEN. Ja ich dencks ich werde dabey bleiben. Aber wo sollen wir denn hingehen?

HEINRICH. Ihr Gnaden sollen einer singenden Comödie zusehen / und darinnen sollen sie das Frauen-Zimmer bedienen.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 59-61.
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