Vierdter Auffzug.

[94] Die Vorigen. Robert, Cammer-Herr.


ROBERT. Es nimmt alle trefflich wunder / warum man nichts von dem Mörder vernehmen kan.

LEO. Es ist kein Wunder / der Kerle hat den Todschlag begangen /[94] nun macht er sich kein Gewissen und leugt ins Wesen nein / als wenn die gantze Welt aus seinen Lügen ein Evangelium Buch machen solte.

ROBERT. Es wäre genung an einer Sünde / seht nur / daß er an gehörigen Ort geschaffet wird / mit den Lügen wollen wir schon zu rechte kommen / könte man nur den armen todten Menschen so bald wieder lebendig machen.

MIERTEN führt Robert auff die Seite. Herr ich möchte gern allein mit euch reden.

ROBERT. Mit Mördern und Lügnern ist die Vertrauligkeit gar verdächtig.

MIERTEN. Ie nu es weiß keiner was der ander ist. Aber es ist immer / als wenn ich euch gesehen hätte.

ROBERT. Das kan wohl möglich seyn / ich lasse mich kein mahl mit Bretern beschlagen / wenn ich auff der Gasse zu thun habe.

MIERTEN. Ey nicht doch / ich meine / wir sind so im Vertrauen einmahl beysammen gewest.

ROBERT. Ich möchte wohl wissen / wozu man so einen beschmutzten Bauer so in Vertrauen brauchte.

MIERTEN. Ich war dasselbige mahl kein schmutzigter Bauer.

ROBERT. Das bistu dein lebtage gewest / und deßwegen komm mir nicht mit solchen Fratzen auffgezogen / oder ich werde an dir zum Mörder.

MIERTEN. Herr sagt mir nur noch eins / habt ihr einen Bruder?

ROBERT. Das weiß ich daß du mein Bruder nicht bist / und also hastu nichts darnach zu fragen. Fort nehmt den Buben in eure Verwahrung / Ihr Fürstl. Durchl. sollen darüber zum Richter angeruffen werden.

KARSTEN. Es ist am besten / wir wollen ihn da anbinden / daß er nicht fort kan.

MICKE. Ja / und er wird lange müssen lügen / ehe der Strick davon zureissen wird.

KARSTEN. Nu schicke dich.


Sie nehmen eine Stange / und binden ihn die Armen die qvere.


MICKE. Nu wird er wohl seines bleibens haben.[95]

ROBERT. Und folget mir zu Ihrer Durchl.


Gehen ab.


MICKE kömmt zurücke. Botztausend / das hät ich bald vergessen / wo der Schelme kein Qver-Holtz ins Maul kriegt / so leugt er daß die Sonne schwartz wird. Da Bauer nim das Holtz ins Maul / es ist ein gut Mittel wieder die unützen Reden. Er bleibt stehn / und stellt sich possierlich.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 94-96.
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