Sechster Auffzug.

[97] Die Vorigen. Krix, Gosch, Clas, Bauern.


KRIX. Ich halte die Puyhuye haben in der Stadt Jungen / ist doch ein Geheule / die Leute möchten kranck werden.

GOSCH. O nein / es ist gewiß einer Frauen das Rothkählchen aus der Stube geflogen / daß sie so jämmerlich thut.

CLAS. Da seht ihr sie leibhafftig / das seyn unser Weiber.

KRIX. Ie was muß unsern Weibern fehlen / ich weiß ja nicht anders / wir drey leben alle noch.

GOSCH. Ja wir leben noch / und unsertwegen bedürffen sie kein Begräbnüß-Geld.

CLAS. Ie wir müssen wohl fragen / hört doch / was heult ihr so.[97]

EBBE. Ach sollen wir nicht heulen / über den grossen Hertzeleide.

KRIX. Wer hat euch denn was gethan.

PUSE. Ach es möchte einen Stein erbarmen / der hundert Klafftern unter der Erde liegt.

GOSCH. Und das möchte einen Tannzapfen erbarmen / der hundert Ellen über der Erde steht / daß ihrs nicht sagen wollet.

BRÜTTE. Ach wir armen Weiber / was sollen wir sagen / da steht das Ebenbild / sehts nur an das arme Thier.


Sie heulen wieder.


KRIX. Ie was haben denn die Narrenpossen zu bedeuten / Gevatter Mierten / wer hat euch denn angebunden?


Er will reden und kan nicht.


GOSCH. Ich mache ihn loß / und wenns einen grossen Herrn verdriessen solte.

CLAS. So will ich auch mit zugreiffen.

KRIX. Ie, Gevatter / was macht ihr da?

MIERTEN. Ich bin bald gestorben / der Zappen ist mir gefallen / die Mandeln sind mir geschwollen / die Zähne wollen mir wackeln.

GOSCH. Wir glauben alles wohl / aber wo kommt ihr zu dem Unglücke.

CLAS. Habt ihr irgend was gethan / daß ihr da in der Erbarkeit stehen müsset.

MIERTEN. Freylich hab ich was gethan / ich hätte gestern hübsch sollen mit euch heim gehen.

KRIX. Ja gestern war es auch / ich wolte feine sprechen vorgestern.

GOSCH. Ey Nachbar / er ist wohl recht / wenn er vorgestern wäre mit uns heimgegangen / so käme er heute mit uns in die Stadt.

MIERTEN. Ie nicht doch / gestern waren wir ja beysammen.

KRIX. Es ist doch nicht wahr.

GOSCH. Und wenn ihr loß wollt / so laß ich mich auch nicht zum Narren haben / es ist vorgestern gewesen.[98]

MIERTEN. So weiß ich besser was ich thu / ich halte dich vor einen Schelmen / wo du nicht sprichst / daß du gestern mit mir gesoffen hast.

GOSCH. Ist das der Danck / daß ich dich loß gemacht habe / du darffst mir nicht viel / so greiff ich zu / und stecke dir einen Knittel in den Halß / der noch dreymahl so dicke ist.

MIERTEN. Geh mir vom Leibe / die sprechen ohn dem / ich habe die Nacht in voller Weise einen Mord begangen / ich will meinen Tod an dir verdienen.

KRIX. O ists um die Zeit / daß er auff den Halß gefangen sitzt / so mache ich mich mit ihm nicht gemeine.

GOSCH. Binde dich selber wieder an / ich geh fort.

CLAS. Und ich will auch nicht da bleiben.


Sie gehen ab.


EBBE. O hätt ich mein heulen wieder!

PUSE. Aber die liebe Frau Sechswöchnerin wird gedoppelt heulen.

BRÜTTE. Ja wer hätte das gedacht / daß er solte zum Mörder werden. Pfui du Unflath / du bist nicht werth / daß du so ein ehrlich Weib hast.


Gehen ab.


MIERTEN. Und ich bin nicht werth / daß mir heinte die Nacht so schön und lustig Ding geträumet hat. Seyn das nicht Narren / was gestern geschehen ist / da machen sie vorgestern drauß / und wo wir in einer Schencke zusammen kommen / so werde ich harte zugreiffen / damit will ichs am Köpffen beweisen / daß sie wissen was gestern geschehen ist.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 97-99.
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