Eilffter Auffzug.


[44] Poto, Sbinko, Landstände König Wentzeln zugethan. Rudolf.


POTO. Wie so in tieffen Gedancken mein Herr Graff?

SBINKO. Geht es dem Könige nicht wohl? denn ich wüste nicht / worüber sich des Königs Freund sonst betrüben könte.

RUDOLF. Es geht dem Könige wohl / GOTT helffe weiter.

POTO. Wohin zielet dieser zweifelhafftige Wundsch?

SBINKO. Wir haben das Vertrauen zu dem gnadenreichen Himmel / daß dem Könige noch ferner wird geholffen seyn.

RUDOLF. Vielleicht wird uns die vertrauliche Sicherheit einmahl Schaden thun.[44]

POTO. Wir versehen uns eines bessern.

SBINKO. Und die Landstände richten auch ihre Gedancken an etwas bessers.

RUDOLF. Es will verlauten / als solte Herr ZABISCH dem Könige nicht allzuwohl AFFECTIONIret seyn.

POTO. Entweder es ist nicht wahr / so hat man keine Ursache / daß dieser Herr beschuldiget wird.

SBINKO. Oder es ist wahr / und so hat er die Kräffte nicht / daß er gantz Böhmen REFORMIren kan.

RUDOLF. Ich sage meine Gedancken / wem ich zu einfältig / oder zu kindisch aussehe / bey dem hab ich nicht viel zu schaffen. Geht ab.

POTO. Der Trotz war ein Zeichen der Einfalt.

SBINKO. Und der Argwohn war eine Würckung der kindischen Gedancken.

POTO. Wir haben den König im Lande.

SBINKO. Die Königliche Frau Mutter wird keine Untreu an ihm begehen.

POTO. Herr ZABISCH wird in seiner Liebe Kaltsinnig werden / wenn sich die Stande der alten Aucrorität wiederum bedienen.

SBINKO. Ich halte davor / es sind viel heimliche MALCONTENten / doch der eintzige Nahme des rechtmäßigen Königes soll die Köpfe gar leicht unter einem Hute behalten.[45]

POTO. Drum ist es auch billig / daß man die unruhigen Geister durch keine SUSPICION auff die alten Wege führet.

SBINKO. Wir wollen ihnen das Beste zutrauen / so werden sie genöthiget seyn / uns in dieser Meynung zu stärcken.

POTO. Was bedarff es viel Sorgens / wir stehn beysammen / und sind dem Könige und dem Vaterlande treu / damit sollen alle Widerwärtige verspielet haben.

SBINKO. Wir halten beysammen: so wahr als diese Kette aus vielen Gliedern bestehet / so wahr soll auch das Glücke und die Wohlfarth damit angefesselt seyn.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 44-46.
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