Sechster Auffzug.


[166] Die mittelste Scene öffnet sich. Martin, Berthold, Bürger. Rosine, dessen Frau. Lisel, dessen Tochter. Wentzel, der junge König. Rudolf, dessen junger Graff. Girschick, dessen kleiner Münch. Wazek, sein lustiger Diener.


RUDOLF. Die Sache scheint gefährlich / ihr Herren macht es so mit uns / daß ihr es bey dem Könige / und bey den Landständen verantworten könnt.

BERTHOLD. Die Thüre ist verschlossen / wer in das Hauß will / der muß mit Gewalt hineinbrechen.

RUDOLF. Wenn aber solche Gewalt käme / wo wolten wir mit dem Könige bleiben?

BERTHOLD. Das wollen wir nicht hoffen / die Nachbarschafft stehet auch beysammen / und es möchte solchen Strassenräubern gar übel bezahlet werden.

RUDOLF. Unterdessen könte der König gleichwohl in Gefahr kommen.[167]

BERTHOLD. Das hab ich im Anfange versprochen / daß ich so viel dabey helffen will / als ich kan. Aber wo ist denn der Herr INSPECTOR?

RUDOLF. Er bleibet bey seiner Mode / wenn es was zu thun giebt / so macht er sich unsichtbar.

BERTHOLD. Doch was poltert vor der Thüre?

RUDOLF. O wir sind verrathen. Das Getümmel wird grösser / sie schreyen zusammen: O wir sind verrathen.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 166-168.
Lizenz:
Kategorien: