Dreyzehnder Aufftrit.


[38] Formaggio, Piccone, Bravo im Sacke.


PICCONE. Ha / das denn heist Anfang zur Neapolitanischen Freyheit gemacht! so müssen die jenigen gezüchtiget werden / welche den verfluchten Werckzeug jhrer Wollust durch armer Leute Schweiß und Blut erkauffen wollen.

FORMAGGIO. Ich hätte nimmermehr gedacht / daß der harte Marmorstein in so viel stücke zerspringen solte: doch der rundte Tisch darüber der Vice-Roy unser Blut oftmahls in sich gesoffen hat / der gab mir eine gute Probe.

PICCONE. Und der Crystalline Spiegel / darin er sein unbarmhertziges Gesichte offtmahls besehen hat / der ist um so weit gebessert / daß er sich in einem Blicke tausendmahl wird bespiegeln können.

FORMAGGIO. Wie hab ich die kostbaren Teppiche zerstümmeln[38] helffen / damit sie ins künfftige so viel Bubenstücke nicht bedecken sollen.

PICCONE. Wie stoben die köstlichen Polster und wie sollen die ungerechten Flocken in der freyen Neapolitanischen Lufft herum fliegen.

FORMAGGIO. Doch was liegt hier vor ein Karnier- Sack? wir werdens auch zu Contraband machen.

PICCONE. Faß an / das Feuer auff dem Platze ist fertig / dieser Sack soll eine ansehnliche Stelle bekommen.

FORMAGGIO. Es ist etwas lebendiges. hui! daß sich der Vice-Roy selbst hinein versperret hat.

PICCONE. Es ist um das Nachsehn zuthun.

FORMAGGIO. Die Beine gucken raus / es ist gewiß ein Bluthund / der von unsern Händen wil zurissen seyn.


Sie ziehen den Sack ab.


BRAVO springt in die Höhe. Der Hencker soll dir das Liecht halten / du leichtfertiger Vogel / ich wil noch heute meine Hände in deinem Blute waschen.


Läufft davon.


PICCONE. Wir messen sehen / was dieses zubedeuten hat.


Lauffen hernach.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 38-39.
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