Vierzehnder Aufftrit.


[83] Buffone, Lurcone, Poltrone nebst noch etlichen stummen Bauren.


BUFFONE. Nun haben wir unsern Lauff-Zettel; wir mögen nun hingehen / wo wir seyn herkommen.

LURCONE. Unser Soldaten-Standt hat nicht lang gewähret: wo wir unsern Weibern die Beute berechnen sollen / so werden wir trefliche kleine Register machen.

POLTRONE. Was frag ich darnach? ich habe mich an meiner[83] Stange schon müde getragen. Es ist besser / ich faulentze auf dem Dorffe / als daß ich in der Stadt Wache stehe.

BUFFONE. Es ist wahr / ein Bauer ist ein schröcklicher Narr / wenn er in den Krieg zeucht. Denn Arbeit hat er voll auff. Und wenn es zum Fressen / Rauben und Stehlen komt / so hat er gemeiniglich noch nicht Feyerabend.

LURCONE. Es hatte wohl was zu stehlen gesetzt: Allein der Herr Oberste war gar sträfflich.

POLTRONE. Er ist gewiß in einen Feurigen Zeichen gebohren / daß er alles so gerne verbrennen läst. Ich wolte die Ducaten anders brauchen. Manch ehrlicher Kerl hätte auf das Geld / das so unnützlich verdorben ist / sein Lebetage können ein rechtschaffener Müßiggänger bleiben.

BUFFONE. Aber / was dünckt euch dann von dem Lermen / der in der Stadt angefangen ist? wird es auch einen guten Ausgang gewinnen?

LURCONE. Da laß ich sie dafür sorgen: Wenn nur mein Juncker auch was darvon kriegte. er hat es an uns armen Unterthanen redlich verdienet.

POLTRONE. Ich mag meinem Juncker kein Unglück anwünschen: es ist der alte Bund / daß ein Bauer geschoren wird: Und der neue Bund ist dieser / wers nicht leiden wil / muß sich doppelt scheren lassen.

BUFFONE. Aber die Bürger machens schröcklich plump.

LURCONE. Sie versuchens / wie weit es angeht. Wenn die grossen Herren jhre Räncke werden fertig haben / so mögen sie zusehen / wo sie die Köpffe zusammen auflesen.

POLTRONE. Ich lasse es gehn / wenn ich nur meinen Kopff behalte.

BUFFONE. Aber hört jhr Cameraden, Stehlen und Rauben ist in der Stadt zu einer freyen Kunst worden. Wie wäre es / wenn wir auf dem Lande das Handwerck auch anfiengen?

LURCONE. Sie möchten nur an uns Bauren den Anfang machen / wenn sie dem Hencker eine Arbeit verdingen wolten.

POLTRONE. Ich wil zusehn: schlagt jhr was todt / so wil ich[84] den Leuten vollends das jhrige nehmen helffen: aber zum Galgen schickt sich irgend meine Kehle nicht.

BUFFONE. Wir müssen uns nach dem Wetter in der Stadt richten: So lange als keine Boßheit da gestrafft wird / so lange wird niemand der Bauern halben eine grosse Richter-Banck bauen lassen.

LURCONE. Auf die Weise wil ich mit machen.

POLTRONE. Und ich wil dem Spiele zusehn / wie mirs gefällt.

BUFFONE. Gebt mir die Hände und sagt mir zu / daß wir für einen Mann stehen wollen / der erste Kerl der uns begegnet / der soll uns das heutige Gelach bezahlen.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 83-85.
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