Siebender Aufftrit.


[70] Philomarini, Rossi, Ghirardini.


ROSSANA. Jhr Eminentz / wir kommen zurücke / weil numehr lauter traurige Spectacul durch gantz Neapolis auffgestellet werden.[70]

GHIRARDINI. Und ich habe mich mit Willen entzogen / alldieweil die Hoffnung zu allem Vergleiche nunmehr in den Brunn gefallen ist. Ach du armes Neapolis, mit wie viel kostbaren Millionen wird sich dieser Schade wiederum erkauffen lassen?

PHILOMARINI. Ich höre / daß ich erschrecken soll: Gleichwohl aber weiß ich nicht / was mich vor Ursache darzu beweget.

ROSSANA. Ach! die schönsten Palläste stehen in vollen Flammen. Raub / Plündern und Verwüsten ist bey dem verfluchten Gesinde gleichsam ein freyes Handwerck worden.

GHIRARDINI. Ach / was vor Raritäten werden auf einmahl zu schanden gehen? und was unsere Vorfahren dieser Stadt zum Nachruhm mit grossem Geld erkauffet haben / das soll durch diese Unmenschen auf einmahl verwüstet werden!

PHILOMARINI. Hab ich doch längsten davon prophezeyet. Zu Hofe wollen sie den Bogen höher spannen / als die gegenwärtige Zeit vertragen kan; so hat endlich das Ungewitter seinen freyen Lauff.

ROSSANA. Ich bin ein Geistlicher / und habe mich deswegen aus der Welt begeben / daß ich mein Reichthum ausser der Welt suchen soll / sonst würde mich der Verlust so vieler Wunderwercke von Hertzen betrüben.

GHIRARDINI. Doch wer so weit in die Welt gelassen ist / daß er vor die Weltlichen Einwohner Sorge tragen soll / der muß sich gleichwohl betrüben / wenn die Göttlichen Gaben und die kostbaren Güter so gar übel angewendet werden.

PHILOMARINI. Es stehet nicht in unserer Gewalt. Was der Pöbel heute verderben wil / das wird durch Menschliche Gewalt nicht erhalten werden.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 70-71.
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