Neundter Aufftrit.


[98] Die Vorigen und Salvador.


XAVERIO. Ach weh ich muß unschuldig sterben!

SALVADOR. Jhr Herren es kömt Befehl vom Herrn Obersten / so dann auch von jhrer Eminentz dem Herrn Ertz-Bischoff / daß sich niemand an Geistlichen Personen vergreiffen soll.

XAVERIO. Ach das ist ein Engel / der mich in Leib- und Lebens Gefahr trösten kan.

ALLEGRO. Wer wil mich in meinem Heiligen Wercke verstören?

SALVADOR. Das thut ein Cavallier in Nahmen solcher Personen / die zu befehlen haben.

ALLEGRO. Und was ich thue / das thut ein Cavallier / der die Meuchel-Mördischen Banditen aussuchen wil.

SALVADOR. Hier ist keine Wohnung vor Banditen. Ich sage nochmals / man lasse die Herrn Patres in jhrer Wohnung unverunruhiget.

ALLEGRO. Ich und die Gemeine zu Neapolis sagen was anders.

SALVADOR. Ey Signor Allegro itzo wird er mir erst bekandt. Wie soll ich das verstehen / daß er als ein Rebelle die Clöster stürmen wil?

ALLEGRO. Sein Diener / mein Herr: er thut wohl /[98] daß er sich auf eine alte Bekandtschafft berufft / sonst hätte ich in meinem Zorne wollen entschuldiget seyn / wenn er bey mir zu Händeln kommen wäre.

SALVADOR. Die Händel wären vielleicht auszustehen. Doch hiermit wird meine Frage nicht beantwortet?

ALLEGRO. Wenn mir der Vice-Roy sein Thor vor der Nase zuschleust / so muß ich wohl gedenken / daß ich hier einen andern Herrn suchen soll.

SALVADOR. Pfuy / das ist ein heßlicher Mißverstand! Aber wenn die Rebellen alle werden an den Galgen kommen / wie wird alsdenn die Sache ablauffen?

ALLEGRO. So wird der Mißverstand noch ärger seyn.

SALVADOR. Ich sehe / daß ich vor meine Erinnerung keinen Danck habe: ich wil dem Herren zu wissen thun / was ich gesehn habe.

ALLEGRO. Ey was geht es unsern Herren an? Ich bin so gut Königlich / als vor diesem. Der Herr weise mir nur einen Weg / wie ich zu jhrer Parthey wieder kommen soll.

SALVADOR. Wo ist der Degen? Wo ist der Mantel?

ALLEGRO. Er mag im Lermen verlohren seyn.

SALVADOR. So komt doch / wir wollen sehn / daß Rath geschafft wird. Jhr aber Herr Pater lebt fein geruhig.

XAVERIO. Ach grossen Danck / grossen Danck / gnädiger Herr! vor die gute Beschützung.

ALLEGRO ad Spectatores. Und grossen Danck / daß ich mit so gnädiger Manier aus meinem Banditen- Kleide kommen bin.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 98-99.
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