Funffzehnder Aufftrit.


[143] Die vorigen und Mattheo.


MATTHEO. Was giebts zu berathschlagen jhr lieben Weibergen? denn ich sehe wohl / jhr habt die sorgfältigen Runtzeln treflich an die Stirne gehangen.

VILLANELLA. Ach hertzer Herr Sohn / es gehet eine Sache vor / darüber unsere Köpffe gar zu Narren werden.

MATTHEO. Die Sache muß wichtig seyn: denn hat sich der Adel in Neapolis zwingen lassen / so wird nunmehr das ander Unglück wie Kinderspiel geachtet werden.

VILLANELLA. Ja / ja lieber Herr Sohn / ich bin eine alte Frau / ich weiß wohl was Kinderspiel ist: aber / da sind die Weiber / die mögens erzehlen.

MATTHEO. Nun so last mich doch hören / was der Mühlstein auf euren Hertzen zubedeuten hat.

ZEPPA. Es gefällt uns so wohl / daß wir so vornehme Leute worden sind: und gleichwohl ist dieses unser Hauß-Creutze / daß wir nun hören sollen / als wolte Herr Thoms wieder abdanken / und seine Fischer-Hosen wieder anziehen: und wenn das geschieht / müsten wir nicht seinetwegen auch in die alte Kittel wieder kriechen?

PASQVELLA. Ich thue mir ein Leid an / wenn ich wieder stinckende Fische verkauffen soll.

ZEPPA. Meine Hände sind mir in zwey Tagen gar weich[143] worden: es ist mir ungelegen / daß ich sie wieder harte machen.

PASQVELLA. Und mein Podex ist der groben Hembde gar entwohnt / es würde mir nun gar stachlicht vorkommen.


Sie schreyen alle beyde zusammen.


Nein / nein wir thun es nicht / wir lassen es nicht zu / wollen die Männer Bernheuter seyn / so wollen wir das Regiement über die Weiber behalten.

MATTHEO. Last mich doch zum Reden kommen / denn euer Schreyen und Stillschweigen gilt alles beides einen Qvarck. Ich weiß wohl / das mein Bruder den Schluß gefasset hat / sein Ampt wieder auffzugeben; aber ich habe ihm so bange gemacht / daß er sich nimmermehr bloß geben wird / so lange er lebet / so lange soll er nun wohl ein grosser Mann bleiben.

ZEPPA. Ach mein lieber Mann (potz tausend / geredt wie eine Fischer-Frau!) Ach mein hertzlieber Herr / darff ich die Zeitung nachreden?

PASQVELLA. Ach mein goldener Herr Schwager / habt jhr gleichwohl so ein gut Werck gestifft?

MATTHEO. Ja / das hab ich zu wege gebracht. Es kan nicht anders seyn / unsere Nachkommen wer den lauter Fürsten-Kinder bedeuten.

VILLANELLA weinet. Ach mein göldner Herr Sohn / ist das nicht Freude / wenn man solche Ehre an seinen Kindern erlebet? ach nun wil ich gerne sterben / weil ich doch nun sehe / daß ich einmahl in dem Himmel auch auf eine Fürstenbanck kommen soll.

MATTHEO. Nu / nu / gebt euch zufrieden / Durchlaucht. Frau Mutter / wir wollen die Fürstenbanck in der Welt behaupten: wegen des Himmels wollen wir noch sicher seyn.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 143-144.
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