Fünffter Aufftrit.


[152] Die Vorigen Prospero, Allegro.


ALLEGRO. Ich thue es doch nicht.

PROSPERO. Das wil ich dir befehlen. Sag an / wer du bist / oder ich wil eine Tragœdie mit dir spielen / darüber dein Hertze zerbrechen soll.

ALLEGRO. Ich bin ein unschuldig Weibes-Bild.

PROSPERO. Ob du ein Weibes-Bild seyn magst / darnach hab ich nicht viel zu fragen? aber ich weiß wohl / daß auch die Weiber eine Verrätherey ausführen können.

ALLEGRO. Ich hab ein gut Gewissen. Kan mir jemand was beweisen / so reisse er mir das Hertze aus dem Leibe.

ANACLERIO. Herr Hauptmann / worzu dienet dieser Auffzug? Sollen nunmehr so hohe Personen auch in dem Castell nicht verschonet werden?

PROSPERO. Es ist eine Verrätherey da: diese Hexe hat alle Winckel durchkrochen / damit sie aller vermuthung nach Gifft oder andere verderbliche Sachen bey unsern hohen Personen ausbreiten kan.

ANACLERIO. Hat jemand was verdienet / so tractire man die Sache Summarisch.

PROSPERO. So muß ich um geliebter Kürtze willen / dieser unbekannten Person die Kleider vom Leibe reissen lassen.

ANACLERIO. Sie hat sich treflich vermummt / drum muß sie entweder sich zu erkennen geben / oder wir wollen sonsten Gelegenheit zur Bekandtschafft suchen.[152]

PROSPERO. Wer bistu?

ALLEGRO. Ein armes Thier / das sich vor allen Leuten fürchten muß.

PROSPERO. Was bedeckestu mit deinem Kleide?

ALLEGRO. Herr meine Schande und mein Armuth.

PROSPERO. Deine Schande soll offenbahr werden.


Er wil jhr die Kleider abziehen.


ALLEGRO. O er schäme sich / es ist mir noch kein Manns-Bild so nahe kommen?

PROSPERO. So mustu heute was neues erfahren. Die Kleider müssen von dem Leibe.

ALLEGRO. Ach was vor ein Wunderwerck wird offenbar werden:


Er zeucht die Kleider ab / daß alle den Allegro kennen.


PROSPERO. Du schönes Weibes-Bild / solstu in dem Castell dergleichen Confusion erwecken?

ALLEGRO. Weswegen hätt ich mich so geschämt? das war meine gröste Schande / die ich bedecken wolte.

PROSPERO. Jhr Gnaden / sie sehen wie vergebens die Furcht gewesen ist.

LEONISSE. Ach du boßhafftiger Schelm / was hat dich zu dieser Leichtfertigkeit angetrieben?

ALLEGRO. Wäre kein boßhafftiger Schelm in der Welt / so wäre ich in eurem Pallast noch ein kurtzweiliger Rath. Nachdem aber alle Zeiten närrisch lauffen / daß ich alle Tage mein liebstes Jungfer Waschmädgen im Schlosse nicht besuchen kan / so muß ich wohl etwas poßierliches anfangen.

LEONISSE. Es soll dir nach deinem Verdienst gelohnet werden. Hertzog Roccella begleitet unser Fräulein in unser Gemach: der Herr Hauptmann mag von unserm Sohn erfahren / wie der Bösewicht soll gestrafft werden.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 152-153.
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