Erster Aufftrit.


[131] Cyriax. Petronella.


CYRIAX. Ich werde wohl ein Wort reden dürften.

PETRONELLA. Und ich werde wohl mit meiner Nothdurfft auch einkommen dürften.

CYRIAX. Ja ja Nothdurfft werdet ihr meinen. Ich dencke daß ich Herr im Hause bin.

PETRONELLA. Und ich dencke daß ich kein Narr im Hause bin.

CYRIAX. Ein Vater weiß über seine Kinder zu befehlen.

PETRONELLA. Die Mutter weiß am besten / was sie mit ihren Kindern ausgestanden hat.

CYRIAX. So weit wollen wir ietzo nicht kommen: Das sag ich / unsere Tochter soll noch keinen Mann nehmen.

PETRONELLA. Ich bin Mutter / die Tochter ist mein.

CYRIAX. Was spricht aber der Vater darzu?

PETRONELLA. Ihr Leute denckt nur / was mir vor ein Hauß-Creutz gleich den ietzigen Abend über den Hals kömmt! Ich dachte mein Mann wäre noch so gut: Ich hatte ihm lassen ein Gerichte Pültze ma chen / ja mein Seele / ich hatte sie die gantze Nacht im Backofen stehen / daß sie recht ausschwitzen solten. Ich hatte auch anderthalb Schock Wasser- Nüsse so hübsch im Wasser lassen aufquellen / daß ich dachte / der Narr würde mir heute keinen bösen Abend machen. Nun / stehet irgend ein böses Zeichen im Calender / daß er meines Mägdels halber Händel anfängt. Denn da giebt sich ein Freyer an / und das lose Ding war schon vor anderthalb Jahren reverenter 14. Jahr alt: Ich dächte wer so ein Misthäuffel vor der Thür hätte / der möchte den Leuten noch Geld zugeben / daß er mit Einen weggeschaffet werde. Je nu / ich will doch sehen / was draus wird. Ich dencke doch immer eine Mutter hat über die Tochter mehr zu befehlen.

CYRIAX. Krieg ich keine Antwort?

PETRONELLA. Was wollen wir einander viel antworten? Das Mägdel hat heute einen Freyer: Morgen ist sie eine Braut: Die Mutter spricht ja: Der Vater giebt Geld / damit holla.[131]

CYRIAX. Ist das nicht ein Hertzeleid / daß wir solchen Narren so bald ins Unglücke stürtzen! Das unschuldige Kind weiß nicht einmahl wo Matz Pfeffer-Kuchen holt / und soll eine Hauß-Wirthin bedeuten.

PETRONELLA. Je ne potz Dreck / wenn sie nun keinen Peffer-Kuchen hätte / wüste sie doch wol / wie man einen Hirse-Pappe kochen solte. Das sag ich / wer meine Tochter nicht vor voll ansiehet / der tadelt mich / als wann ich sie nicht recht erzogen hätte.

CYRIAX. So so Jungefrau / wollen wir miteinander dahin? Last doch die Tochter herkommen / ich will sehen / ob sie ein Höltzgen ist / da man noch vor Weynachten eine Hauß-Mutter draus schnützen kan.

PETRONELLA. Ich dächte / mein Wort solte so viel gelten / daß man der Narren-Possen nicht bedürffte. Doch meines guten Gewissens wegen mag es immer geschehen. Urselchen komm doch raus.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 131-132.
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