Sechster Aufftrit.


[138] Cyriax. Petronella. Lampert. Blandina. Villenchen. Urselchen.


PETRONELLA. Nun du loses Mägdgen / du bringest uns keine Antwort. Wir gehen gleich zu / und wissen nicht, ob wir kommen sollen.

BLANDINA. Ach sie sind uns gar angenehm. Hier empfangen sie einander und schnattern vielerley zusammen. Es ist mir von Hertzen lieb / sie verzeihen uns / es ist nicht daran zu gedencken / solche seltzame Gäste muß man in Ehren halten.

LAMPERT. Nun sie seyn gebeten und setzen sich. Herr College, Herr Amts-Bruder / er mache den Anfang.

CYRIAX. Ich bin nicht herkommen Ungelegenheit zu machen / aber die Frau Gevatter muß sich zuvor setzen.

BLANDINA. Ja / ja / ich will mich zur Fr. Gevatter setzen / daß der Streit ein Ende hat. In meinem Hause heist es: Schlecht und recht behüte mich.


Sie setzen sich / die Männer / die Weiber / die Jungfern zusammen.


LAMPERT. Nun Herr College, was haben wir sonst guts neues?

CYRIAX. Ich weiß nicht viel sonderlichs. Doch in einer Sache bedürffte ich einen guten Rath. Mein Mägdel hat einen Freyer / und die Leute wollen mich immer bereden / als wenn es Gottes Wille wäre.

BLANDINA. Herr Gevatter / er nahm mir das Wort aus dem Maule. Mein Mägdel hat auch ein solches Glücke: Der liebe Herr macht mir nur gar zu viel Bedencken.

PETRONELLA. O nein Gott Lob und Danck / mein Herr last sich gar hübsch weisen. Denn was erhält man an solcher Waare? Wenn eine Frau bey guter Zeit Groß-Mutter heissen kan / so ist die Herrlichkeit auch nicht zu verachten.

LAMPERT. Ich sehe wohl / daß ich überstimmet bin: Wenn es seyn soll / so will ich nur selber Glück darzu wünschen.

CYRIAX. Aber wir reden von einer Sache / die vielleicht auf der andern Seite noch nicht richtig ist.[139]

BLANDINA. Ach hätte ich sonst was so gewiß. Wenn sich ein paar Kerlen so hübsch in die Nahrung einsetzen / so darff ihnen leichte gepfiffen werden. Doch Villenchen sieh darnach / wer klopfft.

VILLENCHEN. Ich will sehen liebe Fr. Mutter.


Sie geht und kömt bald wieder.


BLANDINA. Villenchen wie wird dir.

VILLENCHEN. Ach Hertze Frau Mutter / wie bin ich erschrocken.

BLANDINA. Potz tausend / das muß ein erschrecklich Ding gewesen seyn / wer ist denn da?

VILLENCHEN. Ach ich kans nicht sagen / ich schäme mich.

BLANDINA. Was wirds denn seyn / du wirst dich wol vor uns nicht schämen.

VILLENCHEN. Ach die Herren sind draussen.

BLANDINA. Hui gewiß der Herr Richter und der Kirch-Schreiber.

VILLENCHEN. Ach nein die Herren / ich darff es nicht sagen.

BLANDINA. Je nu ich muß doch selber sehen.


Geht hinaus.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 138-140.
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