Achter Aufftrit.


[166] Pomponius. Cyriax. Lampert.


POMPONIUS. Ja das ist wahr / es ist ein edel Kleinod um einen gesunden Leib / und eine treffliche Gnade vor Patienten / wenn rechte Mittel vorhanden seyn. Doch sieh da die rechten Pursche kommen mir gleich in den Wurff / die müssen gefangen seyn.

CYRIAX. Was muß das vor ein fremder Mann seyn?

LAMPERT. Ich sehe ihn vor einen Doctor an.

CYRIAX. Ich dencke wohl / es wird nicht dabey bleiben: Ich dencke immer / er kan mehr als Brodt essen.

LAMPERT. Solche Leute reisen gemeiniglich weit / so können sie wol hinter die Künste kommen.

POMPONIUS. Einen schönen guten Tag meine Herren. Allem Ansehen nach werden sie Regenten von dieser Stadt seyn.

CYRIAX. Ja unwürdig möchten wir so etwas zu befehlen haben.

POMPONIUS. So werden sie auch eine reisende Person in ihren Schutz nehmen können.

LAMPERT. O die Leute seyn itzo gar fromm. Es wird mit unserm Schutze nicht viel zu bedeuten haben.

POMPONIUS. Doch Vorsorge ist besser als Nachsorge. Kan ich eine Wolthat von den Herren geniessen / so will ich mit meiner Kunst gerne danckbahr seyn.

CYRIAX. Doch worinne bestehet seine Kunst?

POMPONIUS. Ich kan zweyerley Künste eine vor die Krancken und[166] eine vor die Gesunden. Krancken gebe ich Artzney / daß es besser wird. Den gesunden sage ich wahr / was sie wissen und haben wollen.

CYRIAX. Mit der Artzney möchte es gut seyn. Aber was ich von wahrsagen halten soll / das kan ich nicht begreiffen.

POMPONIUS. Ha will der Herr meine Kunst in zweiffel ziehen? Es gielt eine Probe / er trete nur dort hin.

CYRIAX. Was wird den draus / wenn ich hintrete?

POMPONIUS. Das will ich sehen lassen.


Er kriegt ein Blaserohr.


CYRIAX. Das lange Ding wird mich nicht klug machen.

POMPONIUS. Ihr sollt erfahren / was vor klugheit in dem Dinge steckt. Halt nur das Ohr hübsch an / daß andere Leute nichts davon hören.

CYRIAX. Nun ich will doch was thämsches begehen und will zuhören.

POMPONIUS ad Lampert. Aber der Herr muß auf die andere Seite treten ein iedweder Mann muß seine Heimligkeit alleine hören.

CYRIAX. Ich höre noch nichts.

POMPONIUS. Er sehe mich an / ich bin ein fremder Mann. Vor zwo Stunden bin ich noch eine Meile von hier gewesen / mit keinem lebendigen Menschen habe ich noch nicht geredt / doch er halte sein Ohr her.


Er redet durch das Rohr.


Ists nicht wahr / er hat sich mit seiner Frau geschlagen /die Frau hat ihn hinten beym Nieschel kriegt / und wenn ein guter Freund nicht wäre darzwischen kommen / so schlüget ihr einander noch. Und ists nicht der Tochter wegen herkommen? Die Mutter will / daß sie freyen soll / und ihr wolt daß sie noch 8. Jahr warten soll. Nun habt ihr euch vergliechen / und wenn der Stutzer sein Bürger Recht wird gewonnen haben / so wolt ihr Hochzeit machen.

CYRIAX. Herr Gevatter / das hätte ich mir nicht eingebildet. Er sagt mir Sachen / die kein Mensch wissen kan als ich. Ach verzeiht mir hoch Ehrwürdiger Herr Doctor, daß ich an eurer Kunst gezweiffelt habe.

POMPONIUS. Ach das ist eine garstige Sache / wenn sich jemand an das Zweiffeln gewöhnet.[167]

LAMPERT. Wenn sich aber das Ding so verhält / so müssen wir die Leute berichten / daß sie wissen / was vor ein statlicher Mann bey uns ist. Solche Leute bleiben nicht lange hier / sie kommen langsam wieder.

POMPONIUS. Ja ja die Welt ist groß / ehe ich herum komme / so sind 100. Jahr verflossen. Doch in dem Wirths-Hause werde ich wieder anzutreffen seyn.


Geht ab.


CYRIAX. Nun was ich heute gehöret habe / daran will ich gedencken.

LAMPERT. Ich hätte es gerne gesehen / daß er mir das Ding ans Ohr gesetzet hätte: Aber wir mögen warten / biß es wieder so kömmt.


Geht ab.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 166-168.
Lizenz:
Kategorien: