Vierdter Aufftrit.


[184] Villenchen. Urselchen, Hahnenfuss. Ziegenbein.


VILLENCHEN. Die Ehrenvesten Herren Grauen seyn doch besessen.

URSELCHEN. Die Hochweisen Herren Grafen seyn gar schöne gebeten.

ZIEGENBEIN. Die Jungfern setzen sich / wir wollen uns die Stelle gegen über nehmen / daß wir unsere Liebsten recht ansehen können. Ad Spect. Wo ich meinen thummen Kerlen nicht an der Seite behalte / so verderbt er mir alles mit einander.

VILLENCHEN. Nun sie nehmen mit dem schlechten Logiamente vor lieb.

URSELCHEN. Und ich möchte auch sprechen / sie nehmen mit dem geringen Mägdgen vor lieb.[184]

HAHNENFUSS. Das Logiament ist gar schön / wo nur schöne Jungfern seyn / ich will Heber mit ihr in einer Feuermauer wohnen / als ohne sie in einem Gräflichen Logiamente.

ZIEGENBEIN stöst ihn. Da sehen sie die hertzliche Liebe / daß er auch das Gleichniß von der Feuer- Esse nehmen muß.

HAHNENFUSS. Ja mein Hertze raucht wie eine Feuer-Esse / der Ruß hänget klippel dicke dran / und niemand kan mir sie kehren / als meine schöne Jungfer.

VILLENCHEN. Hörst du Schwestergen / wie die Grafen so Hoch-Deutsch reden?

URSELCHEN. Sie haben viel Dörffer unter sich / und da haben sie freylich über viel Feuer-Essen zu gebieten.

HAHNENFUSS. Ja ich habe wohl über 1000. Feuer- Essen zu befehlen Ad Ziegenbein. aber von allen kriege ich auch nicht sechs Groschen.

ZIEGENBEIN stöst ihn. Meine Jungfern lassen sich nicht wundern / daß er so vielmahl an die Feuer- Essen gedenckt. Unsere Unterthanen müssen uns darnach bezahlen. Wer viel Feuer-Essen hat / der ist uns der liebste.

URSELCHEN. Ich dachte sie könten auch selber Geld machen.

HAHNENFUSS. Ja das können wir vor einen Meister / doch wenn wir schmeltzen so geschichts auch unter der Feuer-Esse.

VILLENCHEN. Wenn ichs doch bald sehen solte / wie man Geld macht.

URSELCHEN. Wo ichs nur einmahl sehe / so will ichs bald nachmachen.

VILLENCHEN. Was meine Augen sehen / das können die Hände.

HAHNENFUSS fängt an zu singen. ho ho ho Rom in der Feueresse. /

ZIEGENBEIN stöst ihn. meine Jungfern sehen / was die Liebe thut. Er fängt an zu singen.

VILLENCHEN. Es stehet ihnen alles frey / und wenn sie ein bekandtes Lied anfangen / so wollen wir mit singen.

ZIEGENBEIN. Ja wir werden doch ein Lied singen müssen, Wo uns das Glücke hieher führet / daß uns solche schöne Kinder so vermählet werden / so müssen sich unsere Seelen als wie ein schöner Gesang zusammen schicken.

HAHNENFUSS. O ja Speckseiten und Bratwürste schicken sich in Feueresse gar schön zusammen; du Camerade weistu es auch / habe dem Landschöppen eine Knackwurst gestohlen.[185]

ZIEGENBEIN Stöst ihn. meine Jungfern der Herr Grafe will so viel sagen / wenn wir auf dem Beylager das Gesinde speisen werden / so müssen wir Speckseiten und Knackwürste haben.

URSELCHEN. O da wollen wir genung davon anschaffen. Auf unserm Vorwerge haben wir eine gantze Cammer voll.

ZIEGENBEIN. Meine Jungfer ist es nicht das Vorwerg mit dem weissen Dache?

HAHNENFUSS. Und mit der scheckichten Feueresse?

URSELCHEN. Ja ja sie meinen gar recht Aber wenn ich an die Feuereße gedencke / so muß ich böse werden.

ZIEGENBEIN. Warum das / mein schönstes Kind?

URSELCHEN. Neulich kam ein Feuereß-Kehrer / der Schelm hat uns geräuchert Fleisch und Würste gestohlen / und noch darzu einen Topff voll Milch ausgesoffen. Wenn ich nur den Schelmen noch einmahl sehen könte / ich wolte ihn wol kennen. Könte ich ihm nicht ein Bein entzwey brechen so wolte ich ihm die Augen auskratzen.

HAHNENFUSS. Camerade ich wars / sie meinet mich.

URSELCHEN. Was sagt der Herr Grafe?

ZIEGENBEIN. Er meinte wenn er den Schelmen hätte / er wolte es an ihrer Stelle verrichten.

URSELCHEN. Das ist wahr / er hatte ein schön Gesichte / er sahe dem Herren Grafen nicht gar unähnlich: Es ist nur Schade / daß ein Schelme so ein Gräflich Gesichte haben soll.


Quelle:
Komödien des Barock. Reinbek bei Hamburg 1970, S. 184-186.
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