2. An eben dieselbe, als er ihrer Gunst versichert ward

[27] 1.

Mein Mädgen ist mir gut!

Und ob sie gleich zu Zeiten,

Absonderlich bey Leuten,

Ein bißgen spröde thut;

So macht ihr Wort-gezäncke

Mir gleichwohl einen Muth,

Daß ich im Hertzen dencke,

Mein Mädgen ist mir gut.


2.

Mein Mädgen ist mir gut!

Manch Jahr ist ja vergangen,

Seyd mein geneigt Verlangen

In ihrer Freundschafft ruht,

Wie solt ich dann nicht wissen

In dem sie anders thut,

Wie weit ich könne schliessen,

Mein Mädgen sey mir gut.


3.

Mein Mädgen ist mir gut!

Mein Lassen und Beginnen,

Das ihren zarten Sinnen[27]

Gar nichts zu wider thut,

Bewegt mir auch das Hertze

Wie eine sanffte Fluth,

Daß ich mit Freuden schertze,

Mein Mädgen ist mir gut.


4.

Mein Mädgen ist mir gut!

Sie macht ihr Amts-Gesichte

Bißweilen noch zu nichte,

Und rühret mir das Blut

Durch lieb-gesinnte Blicke:

Drum spricht mein freyer Muth,

Ich habe noch das Glücke,

Mein Mädgen ist mir gut.


5.

Mein Mädgen ist mir gut!

Ein ander mag sich kräncken,

Und voller Furcht gedencken,

Was seine Nymfe thut:

Ich kan die Sorgen brechen,

Denn mein vergnügter Muth

Kan in der Warheit sprechen,

Mein Mädgen ist mir gut.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 27-28.
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