XXVI.

[136] Was wird nun das Politische Zahnweh seyn? Die Zähne sind an dem Orre / welchen wir zum essen und zum reden gebrauchen; die Ursache entstehet von warmen oder kalten Flüssen / die sich an die subtilen Nerven setzen / welche dessentwegen sehr empfindlich seyn / alldiweil sie mit den Augen und mit den Gehirne gar zu nahe Nachtbarschafft halten. Denn ob ein armer Mensch in seinen Zahn-Schmertzen flugs Würmer bekömmt / die ihn das Zahnfleisch durchreiten / das mag ein Politicus beyseite setzen /[136] der sich taliter, qvaliter, um ein Fundament vor seine Allegorie bekü ert. Nun das Politische Essen ist nichts anders als die Einnahme / das Politische Reden ist die Correspondentz. Wer nun in diesen Stücke entweder durch warme Flüsse / das ist / durch falsche Freundschafft / oder durch kalte Flüsse / das ist / durch offentliche Feindseligkeit verhindert wird / kriegt das Politische Zahnweh. Und davon / auch von nichts anders / dörffte einer schreiben / der sich einmahl diesen Titul hätte gefallen lassen.

Quelle:
Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 136-137.
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