XXXVIII.

[157] Crescentio bekam bey einem Vornehmen Minister zu Hofe Dienste / daß er seinen Kindern als ein Informator oder Hofemeister vorstehen solte. Je mehr sich nun Personen bey diesem Herrn als bey dem Fac totum angaben / welche aus der Politischen Beförderungs Schüssel etwas naschen wolten / desto mehr sahe er Leute vor sich / die in das Register vom Politischen Näscher gehöreten. Vor eins fand er etliche die waren reich und durften jhres guten Lebens halben keinen Menschen zu gebote stehen / wen sie nicht eine Sehnsucht nach der Politischen Hofe-Suppen empfunden hätten. Er sahe etliche Fantasten die nicht einmahl capabel waren eine Ziege[157] zu hüten / oder nur in einer Dorff-Schule sechs Jungen eine Stunde lang from u. still zu halten: und dennoch lieber in dem vornehmsten Collegio eine Charge bekleidet hätten; sonderlich wo man die Accidentia durch seine / die Arbeit aber durch eines Secretatii Hände guberniren könte. Da kam ein Alter / da ein Junger / da ein Soldat / da ein Kauffmann / und alle hatten was grosses im Sinne / das ist / sie wolten mit gantzen Compagnien / aus einer Schüssel naschen / darinnen das Fleisch kaum auff Zehn Personen angerichtet ward.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 157-158.
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