I.

[6] Diese Frage habe ich zwey mahl aussühren wollen / und bin wegen anderer Verhinderung allezeit abgehalten worden. Erstlich / als die Disputation De Moralitate Complimentorum in Weissenfels gehalten war / so hatte ich bald darauf eine andere unter der Hand De Moraliate Facetiarum, da ich so wol die Fontes aller anmuthigen Reden / als auch zufördest die gebührende Masse untersuchen wolte. Nach diesen solte der Politische Redner mit einem Anhange / das ist mit dem lustigen Redner vermehret werden: Darinn ich durch gewisse Reguln gezeiget hätte /[6] nicht wie man sich im Reden als ein närrischer Pickelhering anstellen / oder wie man ungeschickte Reden / zu eiteler und recht ungeschickter Belustigung des Lesers / wiederhohlen und durchhecheln solte; sondern wie man als ein anmuthiger Redner bey allen Fällen / vornehmlich bey traurigen Zusammenkunfften / den Zuhörern lauter annehmliche / fröliche / und anständige Sachen vortragen und / also zu reden / die ernste Invention mit liebreichen Zucker bestreuen könte. Ob aber nun das Buch jemahls an das Licht kommen werde / davon zwar die meisten Exempel ausgearbeitet / auch die Fontes an sich selber etlicher massen eingetheilet sind; solches kan ich so viel weniger versprechen / jemehr ich alle Tage meiner Arbeit etwas neues zuwachsen sehe. Und derohalben wird auch die vollkommene Erörterung der gedachten Frage mit dem Buche zurücke bleiben.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 6-7.
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