XXXI.

[45] Ich gehe vielleicht weiter / als die vorgegebene Frage verstatten wil. Doch weil ich die Lust legitimiren sol / so muß ich allerdings dieselbe in jhren Fundamente untersuchen. Und also wil ich ein Exempelaus dem lustigen Redner beybringen. Daß die Liebe einer Kauffmannschafft ähnlich sey / daß sieht man daher / indem eines dem andern sein Hertze verkauffet. Die Advis-Brieffe sind die ersten Blicke: die Wechsel-Zettel sind die Verliebten Gespräche / welche niemahls mit protest zu rücke kommen. Das Wechsel-Geld ist die treue Auffwartung / welche in jhren Schrot und Korn richtig befunden wird. Die Zahlwoche gehet in der Hochzeit an / und lässet sich offtmahls an tägliche Termine / biß auff funfzig Jahr hinauß weisen. An Zinsen wird beyderseits nichts geschencket / noch viel weniger durch Compensation[45] abgerechnet / sondern ein jedwedes bezahlet das seinige; so hat man desto mehr einzucassiren, und desto mehr an den Correspondenten zu addressiren. der Gewinn findet sich endlich an lebendiger Wahre / die allzeit den grösten Profit giebt / wen sie lang in dem Laden verbleiben sol. Kömt es auch so weit / daß man sich des Handels nicht ferner gebrauchen wil / so lebt man von Renten / und lässet andere neben sich auffwachsen / welche die nutzbare und fröliche Kauffmannschafft fortsetzen.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 45-46.
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