XL.

[55] Die Einfalt kömt in vielen Stücken der Narrheit nahe. Den wäre mancher nicht einfältig und leichtglaubig / so würde er etwas langsamer[55] in das Narren Register geschrieben. Doch dient es zu gar anmuthigen Reden. Lachte doch Johann Huß / da er auff dem Scheiterhaussen geführet ward / als ein Pfaffe ausrusste / wer ein Bund Holtz zutragen würde / daß der Ertzketzer desto leichter könte verbrannt werden / der solte es mit grosser Erleichterung in dem Fegefeuer zu geniessen haben; und hierauff ein armer Bauer aus gantzen Leibeskräfften zwey Bund mit einander brachte: und eben die Ursache sagte er darzu / indem er lachende sagte: O Sancta Simplicitas. Was ward zu Rom vor ein Gelächter / als Keyser Claudius die also genañten Ludos Seculares begieng / wen wieder hundert Jahr von Erbauung der Stadt Rom vorbey waren / und ein Soldate aus heiliger Andacht überlaut ruffete / wie etwan in andern Spielen gebräuchlich war: Sæpe Facias. Item als Keyser Nero in einer Comödie nach Inhalt des Spieles von etlichen Personen[56] muste überfallen werden / und ein Soldate solches vor lauteren Ernst hielt / daß er auch darzwischen sprang und seinen Herrn secundiren wolte / so muste er diese Einfalt zu grosser Lust der Zuschauer dienen lassen. Ja noch ein Exempel anzuführen / wer belacht die Einfalt etlicher Türckischen Bauren in der Insul Chio nicht / welche jhrem Keyser alle Jahr 1000. Ducaten geben / daß sie nur Bürger und keine Bauren dürffen genennet werden. Ich dürfte fast aus des Piccarti Ridiculis der alten Böhmen gedencken / welche keinen Löwen mit einem vermutzten Schwantze im Wappen haben wolten / biß sie der Keyser besänfftigte / und dem Löwen einen doppelten Schwantz anmahlen ließ.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 55-57.
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