Drey und siebentzigstes Exempel.

Eine ehebrecherische Frau muß ihren eigenen Liebhaber aufhencken; worauf sie samt dem erhenckten lebendig eingemauret elendiglich hat verschmachten müssen.

[363] Dieser Liebhaber war ein Jüngling, welchen der Ehe-Herr der ehebrecherischen Frauen, ein welscher Edelmann auf frischer That erdappet hatte. Hierüber ergrimmet, sperrt er ihn also gleich als einen Gefangenen in die Cammer, wo die Ubelthat geschehen. Darauf ruft er in Eyl seine Diener zusammen, und laßt ihm durch sie mit einigen Pferd-Zügel Händ und Füß also zusammen binden, daß er sich nicht rühren konte. Alsdann befahle er, daß man innerhalb der Cammer in dero Backlen einen starcken Nagel solte einschlagen, eine Leiter daran stellen; die Frau aber mit Besteigung der Leiter das Amt dessen Henckers verrichten, und ihren eigenen Liebhaber aufknüpfen. Eine Dienst-Magd, gleichwie sie zu der Sünd eine Unterhändlerin und Gehülffin gewesen, also mußte sie auch in diesem schmählichen Amt ihrer Frau eine Mithelferin abgeben; dann eine allein wäre zu schwach gewesen. Beyde dann (wie wohl überaus ungern, und mit weinenden Augen) haben den unglück seeligen Jügling, nachdem sie ihm einen Strick um den Hals gelegt, an der Leiter, so gut sie konten, [363] hinauf gezogen, und das übrige von dem Strick um den Nagel gewunden. Darauf sprange eine aus ihnen dem Unglückseeligen auf die Achslen, und auf den Halß; die andere aber zoge ihn bey den Füssen so lang, bis sie ihn endlich mit harter Mühe durch einen grausamen Tod erwürgt haben. Hierdurch aber ward die Rach des ergrimmten Edelmanns noch nicht ersättiget; sondern er liesse noch darzu das völlige Beth mit dessen Ausziehrung unverzüglich verbrennen; alle schöne Mobilien und Hausgeräth aus der Cammer tragen, und allein in einem Winckel so viel Stroh, als für einen Hunds-Stall erkleckt hätte, hinstreuen. Alsdann befahle er so wohl die Thür, als die Fenster der Cammer mit Stein und Kalch zu vermauren, und hat also seine Frau, samt der Dienst-Magd bey dem abscheulichen, und noch an dem Strick hangenden Todten-Cörper gelassen. An diesem Ort wurde ihnen täglich durch ein kleines Loch ein wenig Brod und Wasser gereicht. Es nahme aber der üble Geruch des nach und nach faulenden Cörpers also überhand, daß sowohl die Frau als die Magd wegen des unleydentlichen Gestancks (zu welchem noch eine tieffe Melancholey geschlagen) in kurtzer Zeit ausgesterbet, und verschmachtet seynd. Da hat es wohl geheissen: süß getruncken; aber blut-saur bezahlt. Balinghen S.J. in Triumpho castitatis. c. 7.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 363-364.
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