Achtzigstes Exempel.

Ein anderer bringt durch einen bescheidenen Fund sein widerspenstiges Weib zum gebührenden Gehorsam.

[373] Dieser lude sein Weib auf eine Zeit gantz freundlich auf seinen Mayer-Hof hinaus, und truge ihr sein Reit-Pferd an, Willens ihr zu Fuß nachzufolgen. Das Weib laßt ihr die Höflichkeit gefallen; bedanckt sich für das anerbottene Pferd, dessen Gebrauch sie nicht gewohnt ware; und zeigt sich willfährig zu Fuß hinaus zu gehen. Unter Weegs auf freyem Feld, allwo niemand zu gegen ware, fangt der Reuter an, dem Roß mit Fleiß den Sporren zu geben, und mit der Peitschen fort zu treiben: weil sich aber dieses etwas widerspenstig erzeigte, wird der Mann hierüber sehr zornig; steigt eilends vom Pferd; poldert heftig wider selbiges; zieht ein Pistol herfür, und schießt es damit zu tod; nimmt ihm den Sattel ab, und befihlt dem Weib mit gelinden Worten, selbigen ohne Verzug auf dem Kopf nach Haus zu tragen. Das Weib voll des Schröckens, und Verwunderung, daß ihr Mann sein ihme sonst so geliebtes, anjetzo aber nur ein wenig stutziges Pferd, an der Stell erschossen, widersprache kein Wörtlein, sondern nahme den Sattel alsobald auf den Kopf, gienge damit gutwillig nach Haus, und getrauete sich forthin nicht mehr (wie sie es bishero öfters gethan) ihrem Mann widerspenstig zu seyn, besorgend, es möchte auf sie ein sehr hartes Tractament warten. Idem Casalicchius Cent. 2. Hist. 32.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 373-374.
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