Vorred,

Von der Kraft und Nothwendigkeit der Beicht.

[1000] Die Beicht, sagt Petrus Daminaus, ein hoch erleuchter Cardinal, die Beicht ist ein so grosses Gut, daß ich solches nicht genugsam begreiffen kan; die Beicht ist der gemeine Weeg zum Himmel; die Beicht ist ein Bronnen der göttlichen Gnaden, welcher denen Gerechten sowohl, als denen Sündern offen stehet; die Beicht führet den verlohrnen Sohn wiederum zum Vatter. Confessio sanat, Confessio justificat, Confessio peccati veniam dat. L. 1. c. 17. schreyet auf der H. Isidorus, die Beicht heylet der Seelen Kranckheiten, die Beicht rechtfertiget den Sünder, die Beicht erlangt Verzeyhung der grösten Missethaten: die Beicht verschliesset dem Sünder die Höll, eröffnet ihme den Himmel; es ist dem Menschen nichts nützlichers, nichts nothwendigers, nichts heylsameres als die Beicht, spricht der Heil. Hieronymus in Reg. Monach. die Beicht ist das Heyl der Seelen, ein Wiederbringerin der Gnaden, ein Bestreitterin und Uberwinderin der bösen Feinden, schreibet der Heil. Augustinus de util. pœnit. Als Magister Thomas, ein gottseeliger Mann, und vortreflicher Gotts-Gelehrter aus dem Orden des Heil. Dominici tödtlich kranck lange, sahe er einsmahls in einem Winckel seiner Cammer den Teufel stehen, der auf sein Seel laurete, diesen verdammten Geist redete der Krancke also an: was stehest du da, du Seelen begierige Bestia? ich beschwöre dich durch die Kraft des Allerhöchsten, daß du mir mit Wahrheit sagest, was die Teufel [1000] am meisten verhindere, daß sie denen ärgesten Sündern nicht schaden, und nicht zur ewigen Verdammnuß ziehen können? der böse Geist antwortete: nichts ist in der Kirchen GOttes, welches die Kräften der höllischen Geister mehr schwächet, nichts dem teuflischen Gewalt mehr Menschen entziehet, als die wahre Beicht. Recht geredt: Dann JEsus unser Heyland hat dessentwegen das Heil. Sacrament der Beicht eingesetzt, daß unsere Seelen dardurch von allen Sünden sollen gereiniget, und folglich der Höllen entrissen werden. Massen Christus, da er glorreich von den Todten auferstanden, ist er seinen Jüngern erschienen, hat sie angeblasen, und zu ihnen gesprochen: nehmet hin den Heil. Geist, denen ihr die Sünden werdet nachlassen, denen seynd sie nachgelassen, und denen ihr die Sünden behaltet, denen seynd sie behalten. Joan. 20. das ist, welche ihr von ihren Sünden ledig sprechet, diese seynd von ihren Sünden gereiniget: welche ihr nicht ledig sprechet, seynd nicht gereiniget; sie behalten ihre Sünden, und werden kein Verzeyhung erlangen. Wie solches der Heil. Geist Prov. 18. bekräftiget: wer seine Ubelthaten, sagt er, behaltet, deme wird es nicht wohl ergehen: wer sie aber beichtet, und darvon abstehet, wird Barmhertzigkeit erlangen.

Wann aber die Beicht so kräftig, und auch so nothwendig ist; so will ja auch vonnöthen seyn, daß die Sünder (welche schon längsten vergessen, oder niemahlen verstanden haben, was man ihnen als Kinder in der Kinder-Lehr von der Beicht gesagt) nicht nur wissen, daß sie beichten müssen, sondern auch eine theils wohl anständige, theils höchstnothwendige Weiß erlernen, wie sie recht beichten sollen. Damit aber das Volck solche Weiß und Manier desto lieber erlerne, und leichter fassen möchte, wird deme auf eine angenehme und wohl verständige Weiß eine Unterweisung gegeben, welche bestehet in fünf formlichen, und fünf unformlichen Beichten unterschiedlicher Personen, deren eine jedwedere auf die strenge Frag geführet wird, ob sie recht oder unrecht gebeichtet habe.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 1000-1001.
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