46. Auff die Schwelgerey

[152] Ein klarer Brunnen tränckt die Mässigkeit, die Erde

Giebt ihr gesunde Speis', indem mit viel Beschwerde

Ein Schwelger das Gewürtz' aus den Molucken nimmt,

Und nach der Smerl' im Bach, im Meer nach Austern schwimmt;

Sie lescht den Durst, weil ihm was aus der Rebe quillet,

Und nach der Traube schmeckt, den Durst mehr reitzt als stillet;

O der verwehnte Tropff! Ihm schafft verkehrter Weis'

Die Erde seinen Tranck, das Wasser seine Speis'.


Quelle:
Christian Wernicke: Epigramme, Berlin 1909, S. 152-153.
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