9. auftritt.

[139] Der drit narr bringt den handtwercksman zum alchimisten.


HANDTWERCKSMAN MARTIN SCHERER.

5. Du sagst zu dem, er sey nit klug,

Und bist doch selber narrens gnug,

Ein grösser narr dann seiner drey.

Verthust groß gut mit alchimey

Und wilt auß kupffer machen golt.

Wann dich schon einer warnen wolt,

Der deinen schaden sech nit gern,

Noch wilt du ye dein kunst bewern,

Die du von einem frembden gast

Etwann gar theur erkauffet hast.

Der hat das gelt und ist hynweck,

Und wurt auß deiner kunst ein dreck.

Vermeynst sein kunst nit wesen arck,

Hast gwogt des silbers etlich marck.

Dein digel, gläßer und metall

Die seind darzu verloren all.

Dann keyn kunst ist die alchemey

Dann stelen, liegen, driegerey.

Auch wolt ich hören gern von dir,

Ob du von eim kundst sagen mir,

Der mit der kunst sey worden reich.

Sye werden all dem bettel gleich.

Wann dir schon einer goldt verheyst,

Darffst glucks, wann er dir kupffer leyst.

Noch wilt du ye vermeynen, der,

So zu dir kumpt mit seckel ler,

Er werd den deinen machen vol.

Meynst nit, wann er die kunst kund wol,[139]

Er het im lang den seinen gfilt

Und nit sein kunst auff dich gezilt?

Dann alchemey ist also grindt,

Das man darinn keyn reichthumb findt;

Und was einr zlest mag bringen drauß,

Das muß man fegen auß dem hauß

Als stuck von gläßern, esch und leym.

Sunst anders nichts gerhatet eym;

Unnutze dempff und bösen dunst

Dreyt auff ir selber dise kunst,

Verblendt das gsicht zu aller stundt,

Macht blöden kopff, verschwolnen mundt.

Drumb sprich ich, das die alchemey

Die gröst narrey auff erden sey.


Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 5, Tübingen 1903, S. 139-140.
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