Das sechste Abenteuer

Wie die Jungfer zu mir sagte

»Wag's Knab!«


[153] Im warmen Sonnenschein, den ich als Gefangener entbehrt hatte, begrüßt von den rauschenden Tannen und Bergwässern, von Buchfink und Kuckuck, ritt ich mit stillem Jubel dahin, versucht, meinem Roß in die Flanken zu treten und dahinzufliegen wie ein Falk. Ich wollte ein Gespräch mit den Soldaten anknüpfen, ward aber abgewiesen. Wir kamen an einen schäumenden Fluß und verfolgten ihn aufwärts. Auf einer Bergmatte lagen Bauden, und ich vernahm wieder das traute Brüllen der Kühe. Dann ging es durch Wildnis, bis wir um Sonnenuntergang in ein Dorf kamen. Hinter den Hütten erhub sich das Gebirge, und der Wald vermochte die höchsten Gipfel nicht zu erreichen. Wir kamen wieder an den rauschenden Fluß, und nachdem wir eine Stunde seinem Lauf entgegengeritten waren, schoß von rechts ein Bach daher, den sie Mummel nannten. Zwischen Scheuern und Bauden stund allda ein herrschaftlich Haus, wir machten Halt und stiegen ab. Seno begab sich hinein, willkommen geheißen von einem Herrn. Während die Rosse durch Knechte in den Stall geführt wurden, ging auch ich mit den andern in das Haus, wo in einer großen Stube ein Tisch mit Speise und Trank bereitet war. Nach der Mahlzeit gingen zween Soldaten mit mir in ein Gemach, wo eine Streu war. Die Tür schloß der eine Soldat hinter sich ab, das Fenster war vergittert. Die Soldaten wiesen mir meine Lagerstatt an und plauderten mitsammen über die befürstehende Jagd. Ich vernahm, daß andern Morgens der Herzog von Friedland aus den Sieben Gründen zum Hohen Rad hinanreiten werde, wo eines Bären Spur gefunden sei, und daß Herr Seno mit uns auf dem Wege durchs Mummeltal zur Jagdgesellschaft stoßen wolle. Ein Soldat meinte mit mürrischem Blicke auf mich: »Es wäre fürwahr unterhaltsamer, der Bärenhatz beizuwohnen, als diesen Goldmacher bei seinem[154] Kräutersuchen zu begleiten.« – »Begleite du nur, ich entspringe dir!« dachte ich lächelnd und sank in tiefen Schlaf.

Bei Morgengrauen ertönte das Jagdhorn und Rossegewieher, und sogleich waren wir auf den Beinen. Nach einem hastigen Imbiß ging's an dem rauschenden Mummelbach durch wilden Tann höher und höher. Wo das Wasser einen donnernden Absturz tut, hielten wir an und stiegen von den Rossen; sie sollten hier bleiben, da der fürdere Weg zu steil. Lange Wanderstäbe wurden Herrn Seno und den anderen hohen Herren gereicht, und nun stiegen wir den Felsenpfad hinan. Seno wandte sich zu mir: »Droben auf der Elbwiese werd ich mich zu Seiner Altezza begeben. Derweilen mag Er seiner Mondblume nachgehen, aber Soldaten werden Ihn überall hin begleiten, wo Er die Blume sucht. So Er sich unterstehet, wegzulaufen, wird Er niedergeknallt.«

Ein paar Stunden waren wir gestiegen, als die Tannen kurz und knorrig wurden. Dann kam eine blumige Matte und ganz oben eine weite sumpfige Ebene. Da gab es rostrotes Wasser und Binsen und verstreute Blöcke mit Moos bedeckt. Diese Moorwiese bildet den Quellengrund der Elbe. Zur rechten wie ein Höcker der kahle Korkonosch. Geradeaus ein steiler Absturz. Drunten die Sieben Gründe, hinein springt die rauschende Elbe. Dahinter wieder hohes Gebirge, gekrönt von der Schneekoppe. Links kahle, felsige Gipfel, der Reifträger, die Veilchensteine, das Hohe Rad.

Auf einmal schollen aus der Ferne Fanfaren, und Seno ließ einen Hornisten antworten. Vom Elbfall kam ein Trupp mit kläffenden Hunden dahergezogen. Unter den grünen Jagdgewändern leuchtete ein Scharlachmantel, und Seno sagte: »Seine Altezza!« Dann wandte er sich zu mir: »Er mag jetzo gehen, wie Er will.«

Ich und zween der Soldaten blieben zurück, während Seno mit den andern unter Horngetön seinem Herzog entgegenzog. Nachdem ich eine Weile gerastet und mich besonnen[155] hatte, deutete ich nach dem Hohen Rade und sprach zu den Soldaten: »Dorthin muß ich, in die Schneegrube, allwo mein Kraut wächst.« Hierauf prüften die Soldaten ihre Schießrohre und verwarnten mich. Beruhigend winkte ich ab, und dann ging es über die Elbwiese. Von Block zu Block mußten wir hüpfen, um nicht in den Sumpf zu patschen. Endlich auf trocknem Felsenboden, sahen wir den Nebel wirbeln, so hier gern über den Gebirgskamm jagt. Noch einen Blick taten wir zurück; die Jagdgesellschaft hatte sich in mehrere Haufen geteilt, deren jeder unter Führung einer kläffenden Meute seine besondere Richtung verfolgte.

Gleich darauf stund ich auf dem hohen Felsen, der gen Morgen ins Schlesierland ausblickt. Mit wehmütigem Glücke sahe ich drunten die Hütten von Schreiberhau, Auen und Waldberge, weiter die Veste Kynast und Herrmannsdorf, auch etliche Dächer von Warmbrunn und ganz hinten Hirschberg mit seinen Türmen. Hold lächelte die Heimat, und mein Blick taumelte über das Waldgewoge, verwirrt vom Sonnengold und blauen Dufte der Ferne. Und es hüpfte mein Herz. Bevor diese Sonne sinket, bin ich frei, und schlafen tu ich in Oheims Häusel. Frei – oder tot! Ich hatte mir ausgedacht, die Soldaten in die Schneegrube zu führen, wo steile Wände, Schneefelder, unwegsame Blöcke und Knieholzgestrüpp das Gehen schwer machen, wofern der Wanderer nicht mit solchem Gelände vertraut ist. Hier wollt ich einen günstigen Augenblick nutzen und entspringen.

Unter meiner Führung begaben wir uns auf jenen schroffen Felsen, der ähnlich einer Burg zwischen der Kleinen und der Großen Schneegrube emporragt, und sahen in die Große Schneegrube zur Rechten, einen Felsenkessel, groß genung, ein ganzes Dorf zu fassen. War aber nur Wildnis innen. Der Rand des Kessels ging an manchen Stellen senkrecht, an andern war ein Abrutsch von Geröll. In Felsenspalten und an schattigen Hängen lag Schnee, draus rannen Wasseradern in den Grund. Im Kessel waren abgerissene Felsenblöcke[156] nebeneinander gesäet, vom Wasser rundlich gespült. Aus ihren Spalten wuchs das Knieholz, ein kriechend Kieferngebüsch, hart wie Rippen großer Tiere. Das Liebliche an diesem Bilde war neben ein paar klaren Wasserbecken ein runder Teppich von Gras und bunten Blumen. Einen Felsenhübel klommen wir hinab und gelangten auf den blumigen Teppich, allwo wir rasteten. Heimlich sandte ich den Blick die steilen Hänge hinan, einen Ort zu küren, so für meinen Plan paßte.

Hatten wir bisher in der Schneegrube nur Windes Sausen, der Wässerlein Rinnen und das Zwitschern der Berglerche vernommen, so horchten wir jetzo auf das Jagdgetöse, das verworren und schwach von den Rändern des Kessels herniederscholl. Hörner bliesen, Hunde bellten, Treiber knallten mit Peitschen und jauchzten. Da sprach ein Soldat: »Es scheint, sie hetzen den Bären schon.« Zufrieden, abseits von den Jägern zu sein und so leichter entspringen zu können, erhub ich mich: »Ich muß nun den Hang hinan, mein Kraut zu suchen.« Am Ranfte eines Bächleins klomm ich zur Höhe, die immer schroffer ward. »Halt!« rief ein Soldat, »wir sind keine Ziegenböcke.« Finster gab ich zur Antwort: »Ich soll ein Kraut suchen, so nur droben gedeihet. Hindert ihr mich, so werde ich es Herrn Seno melden.« Da die Soldaten schwiegen, setzte ich mein Aufwärtsklimmen fort. Überschritt ein steil Schneegefild, das dem Fuße kaum Halt gab. Ein Soldat wäre abgerutscht, wenn er sich nicht an einem Zacken festgehalten hätte. Des Kletterns überdrüssig, fluchte er und setzte sich auf einen Felsen, der aus dem Schneefeld ragte. Das Gewehr über seinen Schoß gelegt, rief er dem Kameraden zu: »Mag der vermaledeite Goldmacher seinen Hals brechen! Er klettere, wie ihm beliebt. Nach oben kann er ja doch nicht entrinnen, weil die Felsenwände zu steil. Hier unten aber bewachen wir den Paß.« Das war dem andern Soldaten recht, und er postierte sich einen Steinwurf seitwärts zwischen Knieholz. Ich tat, als ob ich Kräuter suche.[157]

Ein Wässerlein aber floß aus dem höchsten Schneefeld, und wie es gleich einem Schlänglein zwischen Felsen dahinschlüpfte, klang es silberhell, lachte und lockte wie eine ferne Schalmei. Und des Lebens Lust, zwischen den grünen Wäldern und den Schäflein der Himmelsaue hauchend, webend, schien mit diesem Stimmchen zu raunen: »Nun sei frei! Der Augenblick ist da!« Auch klang mir im Ohre meiner geliebten Jungfer Raunen: »Wag's Knab!« Schon tat ich spähende Blicke ringsum, schon spannten sich meine Glieder zum Sprunge, als auf einmal unter mir Hundekläffen erscholl. Und sieh, um den Hübel, den wir herabgestiegen waren, kam eine Koppel Hunde gehastet, von einem Pagen gehalten. Hinterdrein ein Jäger mit einem Spieß, ferner jener Rotmantel, und der war kein andrer, als Wallenstein, Herzog zu Friedland. Wie ich eben sein ansichtig geworden, strauchelt er und gleitet mit einem Beine derart in eine Felsenspalte, daß er es nicht herauszuziehen vermag. Dabei ist ihm das Jagdgewehr entfallen. Auf seinen Zuruf wendet sich der andre Jäger und sucht den Herzog aus dem Felsenspalt herauszuziehen.

In diesem Augenblicke erschallt über mir ein gellend Posaunen, und wie ich emporblicke, kommt ein schwarzbrauner Bär auf dem Hinterteil über das steile Schneefeld herabgerutscht, gerade auf den einen Soldaten los. Dieser will hastig ausweichen, strauchelt und stürzt mit dem Kopfe voran den Hang hinab. Der andere Soldat legt sein Gewehr auf den Bären an und feuert. Unverwundet gleitet Petz weiter, springt mit gewandten Sätzen über die Knieholzbüsche und ist nur noch wenige Schritte vom Herzog entfernt. Indessen lässet der Page die Hunde frei, und mit wütendem Geheul packen sie an. Zugleich stürmet der Jäger mit dem Spieß auf den Bären los, der sich auf die Hinterfüße setzt und mit den Tatzen um sich haut. Vom Spieße gestochen, brüllt er und streckt mit einer Ohrfeige den Jäger nieder.

Da beut sich mir nun die beste Gelegenheit zur Flucht:[158] niemand kann ja schießen, und die Gefahr des Herzogs lenkt die Obacht von mir ab. So springe ich denn mit langen Sätzen den steilen Hang hinunter. Wie ich nun ganz nahe dem Untier bin, das aufsätzig mit den Tatzen nach den Hunden haut und, mein ansichtig, mit der glühenden Wut seiner roten Augen mich versengen möchte, da zuckt auf einmal in meiner Brust ein wilder Grimm, und mir ist, als müsse ich meine Kraft nur daran wenden, die Bestie unschädlich zu machen. Auch höre ich den Pagen um Hilfe schreien, dann ins Jagdhorn stoßen, den Herzog aber mir zurufen: »Her zu mir! Nimm mein Gewehr!« Und ich springe hin, hebe das Gewehr vom Boden und lege auf den Bären an. Eben hat er sich von den blutenden Hunden freigemacht, stürzt heran und richtet sich dicht vor mir auf den Hinterfüßen empor, zu seiner ungeheuerlichen Größe, reißt den geifernden Rachen auf und starrt mich mit glasigen Augen an. Schon holt die Tatze aus, da hab ich ihn gut aufs Korn genommen, genau in der Richtung des Herzens, und brenne los.

Dem Krachen folgt ein dumpfes Stöhnen, das Untier stürzt vornüber, wälzt sich mir zu Füßen, mit den Tatzen um sich schlagend, und verröchelt, indes ihm Blut aus dem Maule schießt, und die Hunde, heulend vor Wut, sich in sein Fell verbeißen. Noch einmal bin ich in Versuchung, mich zur Flucht zu wenden. Aber der Herzog Wallenstein ruft mir zu: »Braver Schütze! Her zu mir! Helf Er mir!« Da trete ich zu ihm. Nun kommt auch der Page gelaufen, und wir wälzen den Stein weg, der des Herzogs Bein festgeklemmt hat. Wallenstein erhebt sich und streckt das Bein, um es gelenkig zu machen; dann schaut er nach dem andern Jäger, den des Bären Tatze traf, und spricht zum Pagen: »Flugs dem Grafen Max beigestanden!« Indem ist der Verwundete schon selber zu sich gekommen, richtet sich auf, wischt sich das Blut von der Wange und nimmt seinen Filzhut ab, der glücklich den Tatzenhieb gedämpft hat.[159]

Was nun meine beiden Wächter betrifft, so richtet sich der abgestürzte ebenfalls auf. Der andere, so den vergeblichen Schuß auf den Bären getan, kommt atemlos herbeigerannt; wie von Sinnen reißt er des Herzogs Gewehr aus meiner Hand und packt mich am Kragen. Wallenstein herrscht ihn an: »Mordsblitz! Was hat's denn? Was packest du den Mann?« »Der Goldmacher ist das« – stammelt der Soldat – »ihn sollen wir bewachen.« Verächtlich lacht der Herzog: »Ha ha, der Goldmacher! Senos Mann! Und den solltest du mit deinem Kameraden bewachen? Ihr seid mir ein paar Wächter! Bequem hätte euch der Goldmacher durch die Lappen gehen können.« Hierauf wendet Wallenstein den starren Blick seiner düsteren Augen auf mich: »Und warum ist Er nicht durch die Lappen gegangen – he?« – Wie ich dem gewaltigen Manne ins Auge sehe, kommt mir der Gedanke: »Der hält dein Geschick in Händen, und jetzo gilt's, eine günstige Entscheidung herbeizuführen!«

Es war das einzige Mal, daß ich diesem Helden der Geschichte von Angesicht zu Angesicht genüber gestanden bin. Der Mordstahl hat ihn hinweggerafft, doch lebendig herrscht er noch in meinem Herzen. Majestätisch seine hagere Gestalt. Wie einen König kleidete ihn der scharlachene Mantel, so über das silbern betreßte Jagdhabit niederwallte. Das Angesicht schmal, die Stirne hoch, das Haupthaar schwarz und straff, der Knebelbart ergraut. Die gelbliche Haut verriet mürrischen Sinn, das feine Geäst der Runzeln ein rastlos Grübeln, allezeit wache Gedanken. Unter buschigen Brauen sprang die Nase wie ein Adlerschnabel herfür, jedoch nicht spitz, sondern abgestumpft. Die Augen hatten schwarze Sterne, und der bannende Blick verkündete den unbeugsamen Herrscher. Es wandelte mich jedoch keine Furcht an, da ich auch seine gedankenvolle Ruhe und adlige Großmut spürte.

Fand dahero meinen Freimut, zog den Hut, neigte mich und begegnete aufrecht dem Blicke des Herzogs. »Altezza fragen, warum ich nicht durch die Lappen gegangen bin?[160] Ei, es war doch besser, den Bären zu erlegen!« Der Herzog spähete mich noch immer an. Dann huschte Heiterkeit über sein Antlitz: »Besser? Nun freilich, für mich war's schon besser, sonsten hätte die Bestie mir den Garaus machen können. Auch für den Grafen Max! Ob es aber für einen Gefangenen besser ist, seine Flucht zu versäumen, ist noch die Frage.«

Mit Bestimmtheit erwiderte ich: »Auch für mich war es besser, denn durch Euer Altezza Gnade werde ich eher frei als durch Ausreißen.« Der Herzog zog die Augenbrauen hoch: »Er tut ja, als hab Er meine Gnade allbereits im Sack!«

Schon wollte ich niederknien und meine Bitte aussprechen, als sich der Herzog umwandte. Es kamen mehrere Jagdherren hinter dem Felsenhübel herfür. Auch Seno war dabei. Lebhaft trat er auf seinen Herzog zu und neigte sich: »Heil dem Schützen!« Kalt erwiderte der Herzog, auf mich weisend: »Der da ist der Schütz!« Seno stutzte: »Das ist ja der Goldmacher –?«

Wallensteins Auge blickte träumerisch: »Es ist derselbe Mann, dessen Nativität ergeben hat, er werde dem künftigen König von Böheim einen Dienst leisten.« Zu mir gewandt, fuhr er fort: »Er ist doch jener Magdeburger, anno 1606 geboren am Tage Sankt Johannis?« – »So ist es, Altezza.«

»Und ein Pfaff wird aus Ihm werden,« fuhr der Herzog mit Bestimmtheit fort, »in den Sternen stehet geschrieben, daß Er's zum Hohenpriester bringet. Er sollte machen, daß Er in ein Kloster kommt. Bedenk ich freilich, welch einen Schuß Er getan, so mein ich, auch zum Kriegsmann hab Er das Zeug. Werd Er beides: ein Kriegsmann und ein Pfaff – nach der Mode des französischen Kardinals, haha!«

Seno hub die Hand: »Verzeihen Altezza, nach meiner Berechnung kommt es mit diesem Menschen anders. Nicht Hohepriesterschaft liegt ihm bei, sondern ein Goldschatz. Daß ihn die Sterne dazu berufen, dem künftigen Böhmerkönige einen Dienst zu leisten, ist allerdings wahr.«[161]

»Hat ihn wohl allbereits geleistet!« raunte Wallenstein seinem vertrauten Sterndeuter zu; »nur weiß man nicht, ob ich der künftige König bin, oder obs mein lieber Erbe Max hier ist. Jedenfalls hat der Mann uns beiden die Bestie vom Leibe gehalten. Falls aber der Dienst, den er leisten soll, erst in Zukunft zu erwarten, so ist es klug für unsereinen, sich gut mit ihm zu stellen.«

Graf Max, der sich vom Hieb des Bären erholt hatte, war herangetreten, ein Tuch an seine Wunde haltend. »Ich zahle« – sprach er kleinlaut – »hundert Taler für seinen Schuß.«

Spöttisch meinte Wallenstein: »Wer Gold machen kann, braucht deine hundert Taler nicht. Hab ich nicht recht, Seno? Du willst ja dabei gewesen sein, wie er mit Erfolg tingieret hat – he?« – Ernsthaft nahm Seno aus seinem Gewande ein Papier und wickelte das Gold heraus, das wir im Laboratorio gegossen hatten. »Dies Gold hat er vor meinen Augen tingieret.«

Wallenstein betrachtete nur flüchtig das Metall und gab verächtlich zur Antwort: »Gaukelei! Alle Goldmacher sind Gaukler, und du, mein Seno, bist geprellt, so du dich von diesem Menschen zum besten haben lässest. Sollst mir endlich glauben, Seno: weise zwar bist du als Sterndeuter, doch deine Alchymie ist närrischer Wahn. Ich wette, dieser Mensch nasführet dich, und daß ich ihn frei lasse, ist das Beste für dich wie für uns alle.« – Warnend erhub Seno die Hand: »Will Euer Altezza die Henne fliegen lassen, so jeden Tag ein gülden Ei legen kann?«

Da warf mir Wallenstein einen gebieterischen Blick zu: »Gesteh Er, daß Seine Goldmacherei eitel Blendwerk. Die Wahrheit will ich hören, und damit Er nicht aus Angst zur Lüge greift, hat Er mein Wort, daß ich Ihn zur Stunde freilasse, Ihn auch behüten will, wofern mein Seno sich rächen möchte für seine Nasführung.«

Aufatmend spähte ich dem Herzog ins Auge, ob seiner[162] Gnade zu trauen, dann ließ ich mich aufs Knie nieder: »Altezza sollen die Wahrheit vernehmen. Zuvor aber vergönnet mir eine Bitte. Wie die hundert Taler, die mir vom Herrn Grafen geboten wurden, so würde ich auch ein Geldgeschenk zurückweisen, falls Euer Altezza mich damit belohnen wollten. Dafür aber flehe ich untertänigst um eine andere Gabe ...«

Ungeduldig unterbrach mich Wallenstein: »Will Er Bedingungen stellen? Hab ich Ihm nicht befohlen, unverzüglich die Wahrheit zu gestehen? So Er zu bitten hat, mag's hinterher geschehn. Zuvörderst kommt mein Wille!«

»Zu Befehl, Altezza, und wollet verzeihen!« entgegnete ich, noch immer auf den Knien, »es ist, wie Ihr sagtet. Kein Goldmacher bin ich, sondern nur ein Gaukler. Doch bei Gott, nicht einer von jenen, so schnöden Gewinst suchen. Nach dem edlen Gut der Freiheit tracht ich, ein schuldlos Gefangener; und ferner noch einen zweiten Menschen, einen gänzlich unschuldigen, möcht ich befreien.«

Der Herzog unterbrach mich: »Einen zweiten Menschen? Und wer ist das?« – »Das ist die Tochter des Grafen Andreas Schlick, den man zu Prag enthauptet hat; die junge Gräfin Thekla ist es, eingekerkert in derselben Burg, die auch mein Gefängnis war. Manch nächtliche Stunde hab ich gemeinsam mit dem Fräulein durchgrübelt, uns beide frei zu machen, und rund herausgesagt: die Gabe, so ich von Euer Altezza erbitten möchte, ist der Jungfer Gräfin Befreiung.«

Belustigt blickte Wallenstein auf Seno, wandte sich dann wieder zu mir und meinte: »Ei warum flog Er ins Freie, wenn sein Gefängnis ein so weich Vogelnestlein? Als Goldmacher mit einer holden Gräfin hausen, ist doch kein übel Los. Mich wundert nur, daß der Slawata die beiden Vögelein zusammensperrte. Oder wie seid ihr beide zusammenkommen? Das alles soll Er jetzo beichten, dieweilen wir auf diesem Blütenteppich rasten wollen.«

Und der Herzog schritt nach dem Rasenplatze inmitten der[163] Schneegrube und setzte sich auf einen Block. Die Jagdherren folgten und lagerten sich rings, während Pagen und Diener, darunter meine beiden Wächter, ehrerbietigen Abstand hielten.

Auf Wallensteins Wink trat ich vor und berichtete nun alles so ziemlich der Wahrheit getreu. Wie ich aufs Dach gekrochen und durch den Schornstein der Jungfer Gräfin vor die Füße gefallen sei, als sie gerade zur Harfe sang. Der Herzog nebst seiner Begleitung brach in Gelächter aus. Ich erzählte ferner von meiner erfundenen Tinte und dem geheimen Brief an den Oheim. Glaubte aber verschweigen zu sollen, daß ich einen Schatz des Grafen Schlick gefunden, und daß der Buchstabe Z ihn angedeutet habe. Sagte bloß, Jungfer Thekla habe mir Dukaten gegeben aus dem Erbe ihres Vaters, und ich habe dies Gold angewandt, um Seno vorzugaukeln, daß ich ein Adepte sei.« Wütend blitzte mich Seno an. Wallenstein aber lachte und ermunterte mich, frei zu reden. So schilderte ich denn, wie ich an Stelle des unverfänglichen Tiegels den andern mit dem verborgenen Golde gebracht hatte. Abermals erhub sich Gelächter. Seno machte ein mürrisch Gesicht. An seinem Verdruß weidete sich der Herzog und sprach übermütig: »Goldmachen ist gewiß eine wackere Kunst, doch mir ist nur ein einzig Rezept dafür bekannt, auf das man sich verlassen kann. Nimm Salpeter, Schwefel, Kohle und mache Schießpulver. Das kann zu Golde werden, so du es recht verwendest. Gelb Metall ist genung von unserm Herrgott geschaffen worden, wir Menschen brauchen dem Schöpfer nicht ins Handwerk zu pfuschen. Es stehet uns auch übel an, Kohlen zu blasen und im stinkigen Laboratorio unter Hüsteln und Spintisieren die Lebenszeit zu vertrödeln, genasführet von abergläubischen Idolen und wurmstichigen Scharteken. Ist es denn nicht würdiger, der Drommete und Trommel folgend, das Gold aufzuraffen, wie es Gott geschaffen hat? Zusammenzuscharren, wo er es über die Lande hin verstreute?« Noch einmal richtete Wallenstein[164] sein Aug auf mich: »Diese wahrhaftige Goldmacherei sollte Er sich zu eigen machen, und ich will Ihm dabei helfen. Mag Er mir als Chymiste dienen, aber nur in meinen Salpetermühlen und Pulverwerken. Ich rate Ihm gut – zwingen mag ich Ihn nicht. Denn Er ist hinfüro frei und kann auf der Stelle gehen, wohin Er will. Auch seine Jungfer Gräfin will ich in Freiheit setzen.«

Außer mir vor Freude stürzte ich vor dem Herzog nieder und wollte seine Hand küssen, die er mir jedoch entzog.

Seno machte ein Bedenken geltend: »Das wird Slawata Euer Altezza verübeln.« Grimmen Hohnes gab Wallenstein zurück: »Um so besser! Diesen Oberstkanzler ärgere ich gern. Die böhmischen Rebellen taten nicht klug, daß sie ihn aus dem Fenster stürzten – hätten lieber capite rapite machen und ihn zu Stücken hauen sollen. Die Canaglia ist schuld, daß wir morgen nach Bayern aufbrechen, wo die Kurhüte sich zusammenrotten, mir das Generalat abzunehmen. Wohlan denn, wofern's die Sterne wollen! Mag der Kaiser probieren, ohne mich auszukommen. Mir ist es unerträglich, von jemand zu dependieren. Doch Ferdinandus dependiere von mir! Bald soll er mich von neuem rufen. Es wehet allbereits ein rauher Wind aus Mitternacht. Den nordischen Leuen hör ich brüllen. Cave leonem, Ferdinande!« Bei diesen Worten war Wallenstein heftig und schiefrig worden, indessen seine Begleiter in Spannung lauschten.

Mir gab das dankbare Herz eine treffliche Losung ein. Ich schwenkete meinen Hut und rief: »Vivat Altezza!« Da sprangen die Herren vom Rasen und umjubelten unter Hüteschwenken den Herzog: »Vivat Altezza! Evviva!« Auch in böheimischer Sprache erschollen Zurufe.

Stolz blickte Wallenstein in die Runde. Dann verabschiedete er mich mit einem Wink und sprach zu einem Offizier, der mit Seno in Wasenstein gewesen: »Unverzüglich soll Er nach Wasenstein zurück, die junge Gräfin Schlick zu befreien. Nehm Er aber mehr Leute mit und schau Er, daß Er mit[165] gutem Vorwande in die Burg komme. Will unser Bärenschütz mitgehn, so stehet ihm das frei.«

Noch einmal beugte ich das Knie vor dem Herzog, neigte mich vor dem Grafen Max und den andern Herren und trat zum Offizier, der allsogleich den anwesenden Soldaten den Befehl zum Abrücken gab. Ich schloß mich an, und nun ging es den Weg zurück, den wir gekommen waren.

Im Dorfe drunten, am Mummelbach, wo die Pferde harreten, nahmen wir rasch ein Mittagsmahl und, nachdem der Offizier Verstärkung seiner Mannschaft requiriert hatte, schwangen wir uns in den Sattel und trabten gen Wasenstein. Die Sonne sank glutig hinter die Wälder, als wir vor dem Burgtor anlangten. Die Zugbrücke war hochgezogen, aus den Schießscharten lugten Musketen, und des Vogtes Stimme rief barsch: »Was ist euer Begehr?« – »Obacht!« gebot der Offizier; »laß Er augenblicklich die Musketen einziehen und die Zugbrücke fallen. Befehl des Herzogs von Friedland! Wer nicht gehorcht, soll büßen. Morgen reiset Seine Altezza unter starker Bedeckung nach Bayern und kommt hier nahe vorbei. Drum verständig, Herr Burgvogt! Öffne Er das Tor. Hier bringen wir auch den Goldmacher.« – Nach etlichem Schweigen kam des Vogtes Antwort: »So Ihr den Goldmacher wiederbringet, sollet Ihr willkommen sein.« Und nieder ging die Zugbrücke, das Tor ward aufgetan, wir ritten hinein.

Ich tat einen Jauchzer hinan zum Fenster der Jungfer Thekla. Ohne Verzug ordnete der Offizier ihre Freilassung an. Dem Vogte half kein Protestieren. Als aus ihres Gefängnisses Türe die Geliebte mir entgegen trat, frohes Hoffen im Auge, da stürzte ich wortlos zu ihren Füßen und konnte nichts tun, als ihre Hand immer nur küssen und glückselig aufschauen.

Wir zögerten nicht, uns in die Freiheit zu begeben, und nur geringe Habe ließ die Jungfer durch Marianka zu einem Bündel schnüren. Verstohlen tat sie Goldstücke in meine[166] Hand und flüsterte: »Nun rasch ins Weite, belohn Er die Soldaten!« Allsogleich nahm ich den Offizier beiseite und bat ihn, fünf Dukaten anzunehmen. Wolle er uns mit seinen Leuten nach Tannwald geleiten, so werde sich die Jungfer Gräfin durch eine weitere Gabe erkenntlich zeigen. Das war der Offizier zufrieden, hatte auch nichts dawider, daß ich von den Soldaten für mich einen Karbiner, für Thekla ein Pistol kaufte. Sogleich bestiegen wir die Rosse. Thekla setzte sich hinter mich und schlang ihre Arme um meine Brust, während ein Soldat Marianka zu sich nahm. So ging es zur Burg hinaus in den Wald, auf den sich die Abenddämmerung senkte.

Ohne Säumen verfolgten wir unser Ziel, und in leiser Zwiesprach überlegte ich mit Jungfer Thekla, wie zu reisen für uns das Ratsamste. Tat den Vorschlag, in Tannwald die Soldaten zu beurlauben und uns daselbst drei Pferde zu beschaffen. Da nämlich zu erwarten, daß der Vogt uns nachsetzen werde, so galt es, unsere weitere Spur zu verbergen. Es durfte niemand erfahren, wohin von Tannwald unsere Reise ging. Die Jungfer Gräfin stimmte meinem Plane bei, änderte ihn jedoch in einem Punkte ab: »Marianka muß in Tannwald bleiben. Sie kann das Reiten nicht vertragen und ist bereits jetzt dem Hinfallen nahe. Übrigens hat sie einen Bruder in Schwarzbrunn wohnen und wird froh sein, so wir ihr keine weitere Reise zumuten. Später einmal, wann ich eine ruhige Stätte gefunden, mag sie zu mir kommen.«

Nach dieser Verabredung taten wir. In Tannwald belohnten wir den Offizier und die Soldaten und ließen sie heim reiten, während wir von einem Gastwirte für gutes Geld zwei Pferde kauften, mit der Angabe, wir wollten über Gablonz nach Kursachsen reisen. Selbiges sagten wir auch Marianka und rieten ihr, im Gasthause zu übernachten, andern Tages aber ihren Bruder aufzusuchen. Da ihr die Jungfer Gräfin reichlich Geld gab, so war die gute Dienerin[167] zufrieden, wiewohl sie unter Tränen und Schluchzen vom Fräulein Abschied nahm.

Nach einem kurzen Ritte in der Richtung von Gablonz bogen wir rechts in den Wald und fanden im Mondschein einen Pfad, der gen Weisbach führte, lenkten indessen gleich darauf wiederum ab, und zwar gen Morgen. Zween Bäche überschritten wir und kamen an den Kleinen Iser. Hier hatte mich vor drei Jahren das Waldvöglein gewarnet. Zur Linken lag der Wälsche Kamm. Wald dunkelte auf beiden Seiten. Wir waren zum Hinstürzen müde und schwiegen. Einmal hielt ich mein Pferd und des Fräuleins Pferd an; Hufschläge glaubte ich hinter uns gehört zu haben, es war aber nur der Widerhall unseres Trabes. Der Nachthauch raunete durch die Tannen, fernes Gewässer rauschte, manchmal schrie eine Eule, auch Wölfe hörten mir bellen.


Als der Tag graute, waren wir unweit der Abendburg, trabten ins Weißbachtal und langten beim Lodern der Morgenröte vor Preißlers Glashütte an. Unterwegs hatten wir verabredet, Frau Preislerin zu bitten, die Jungfer bei sich aufzunehmen. In Oheims Haus konnte sie nicht gut wohnen, weil er kein eigen Gemach für sie besaß, auch aus dem Grunde, weil jegliches Aufsehen in der Nachbarschaft vermieden werden mußte. Es traf sich gut, daß bei unserer Ankunft die Preislerin gerade allein vor ihrem Wohnhause war, das Gärtel begießend. Trotz des Bartes, der mir gewachsen war, erkannte sie mich wieder, wobei sie einer traurigen Rührung unterlag, im Angedenken an ihre selige Elfriede. Als ich mein Anliegen vorgetragen und für die Jungfer um Schutz gebeten hatte, war die gute Frau gern bereit und traf sofort Anstalten, ihren Gast zu beherbergen. Es sei ihr eine Herzensfreude, sagte sie, einer Landsmännin beizustehen, die gleich ihr des evangelischen Glaubens halber aus Böheim habe flüchten müssen, und sie[168] wolle das Fräulein ansehen wie ihre eigene Tochter. Wir bedankten uns und machten miteinander aus, die Jungfer solle für eine Prager Verwandte der Familie Preisler ausgegeben werden, ich aber sogleich weiter reiten und vor den Nachbarn verschweigen, was sich mit mir und der Jungfer begeben hatte. Wir bedachten, daß der Graf Slawata vielleicht unsere Spur verfolgen lasse. Mein Pferd blieb, wie das der Jungfer Gräfin, bei Preislers, die einen Pferdestall besaßen.

Ohne daß mich bisher, außer der Preislerin und ihrem Sohne, jemand gesehen hatte, ging ich zu Fuß über den Hüttberg ins Tal des Böhmischen Furt und begrüßte mit stillem Jubel des Oheims Häusel. Der alten Beate, so ebenfalls die Blumen begoß, jauchzete ich unter Schwenken des Hutes zu. Sie hub die Hände hoch und eilte ins Laboratorium, aus dem sie gleich darauf nebst dem Oheim kam. Er eilte mir entgegen und drückte mich schluchzend an seine Brust. In der Balkenstube gab ich kurzen Bericht von meinem Schicksal und bat, den Nachbarn nichts davon zu sagen. Zum Umfallen matt, legte ich mich schlafen und erwachte erst bei sinkender Sonne. Als ich genauer die Begebenheiten erzählt hatte, war es mir lieb, zu vernehmen, daß meine Ankunft von den Nachbarn nicht bemerkt war, und daß keine Rede über den Gast bei Preislers ging. Absichtlich unterließ ich in den nächsten Tagen einen Besuch bei Preislers.

Wie ich schließlich hinging, wäre ich beinahe dem Unheil in die Fänge gelaufen. Bewaffnete Reiter kamen mir entgegen, und ich wußte sofort, es seien meine Verfolger, da ich unter ihnen den Vogt erkannte. Sprang also vom Wege ins Gebüsch und barg mich hinter Felsenblöcken. Ich war nicht bemerkt worden und hörte die Rosse vorüber trappen. Hierauf schlich ich auf versteckten Pfaden zur Glashütte. Beim Wohnhause traf ich die Preislerin, die ein erschreckt Gesicht machte und mich in die Stube zog. Drinnen war Thekla mit dem Schnüren eines Bündels beschäftigt. »Ihr beide müsset auf[169] der Stelle fort,« sagte die Preislerin; »eure Feinde sind gekommen, und wiewohl ich sie auf eine falsche Fährte gelockt habe, können sie jede Stunde zurückkehren. Also begebet euch in einen Schlupfwinkel des Waldes, bis die Gefahr vorüber.« Und die Frau erzählte, wie soeben ein Trupp Dragoner vor ihrem Hause Halt gemacht und nach dem Häusel des Laboranten Tilesius, auch nach zween Reisenden aus Böheim gefragt habe, so vor fünf Tagen nach Schreiberhau gelangt seien. »Ich habe«, berichtete Frau Preisler, »in ruhigem Ton erwidert, ein Mann und eine Jungfer seien allerdings hier vorbeigekommen, einen Tag beim Laboranten Tilesius verweilet und gen Hirschberg weiter gereiset. Gleich nachdem die Soldaten fort waren, hab ich durch einen Knaben ein Briefel an den Kräutertobias gesandt, ihn von meiner Ausrede in Kenntnis zu setzen, damit er sie bestätige. Hoffentlich werden sich die Reiter täuschen und nach Hirschberg locken lassen. Aber wer weiß, vielleicht mißlingt meine List, und die Reiter kehren zurück. Drum machet, daß ihr fortkommet. Flüchtet in die Abendburggrotte, allwo ihr tagelang hausen könnet.« In dem Bündel, das Thekla geschnüret hatte, befand sich ein Vorrat von Brot und Fleisch, auch eine Flasche Wein. Ich holte mir einen Spieß, und Thekla waffnete sich mit dem Pistol, das sie den Soldaten abgekauft hatte. Unbemerkt ging ich zum Walde, bald darauf kam Thekla nach. Als wir das Dickicht hinter uns hatten, durften wir aufatmen, da fürs erste nichts zu befürchten war.

Während wir nun bergan stiegen, sagte ich der Jungfer, was Sehnsucht ich in diesen Tagen nach ihr empfunden habe, und daß ich sie schützen wolle bis zu meinem letzten Blutstropfen. Thekla blieb stehen, drückte innig meine Hand und schaute mir ins Auge mit einem dankbaren Blicke, der wie süßer Feuerwein durch meine Adern rann.

Ich wählte den Weg über den Weißen Flins, um nach einer Wasserlache zu sehen, die früher dort gewesen, und deren wir zum Trinken bedürfen konnten. Auf den Flinsblöcken, so[170] gleich Schnee schimmerten, hielten wir Rast und schauten hinunter ins waldige Tal des dumpfrauschenden Queißflusses. »Ach hochgebornes Fräulein,« seufzte ich, »wollet mir eröffnen, ob Ihr anoch gesonnen seid, mich bei Euch zu behalten. Da wir mitsammen gefangen saßen, habet Ihr geäußert, ich solle Euch zu Eurer Schwester begleiten. Wie dünket Euch jetzo? Es ist wohl an der Zeit, daß wir beraten, wie es künftig mit uns beiden werden soll. Was mich bekümmert, will ich nicht hehlen: Das Fräulein ist eine Gräfin, Ihr Johannes aber niedrig geboren und arm.« Thekla schwieg. Da kam ein Rabe geflogen, setzete sich auf einen weißen Block und krächzete: Rah! rah! rah! Lächelnd sprach die Jungfer: »Hört Er's nicht, Johannes? Dieser Vogel ruft vernehmlich: Wag's Knab, wag's! Anderes weiß auch ich nicht zu raten.« Diese Worte erweckten in meiner Brust einen schäumenden Mut. Ich sprang auf, nahm den Spieß in die Faust und schleuderte ihn mit voller Kraft nach einer Tanne, daß er bebend im Stamme stecken blieb. »Recht so!« rief die Jungfer frohen Blickes an meiner Seite.

Wir gingen nun auf schmalem Bergesrücken über wirre Blöcke durch Tannendickicht zur Abendburg, die wir bei Sonnenuntergang erreichten. Ich fand den Ort so, wie er in meiner Erinnerung stund – nur daß zu meiner Knabenzeit der Felsen größer erschienen war. Ich wies der Jungfer Gräfin das Flinsgestein im schwarzen Granit, das Giacomini eine weiße Pforte genannt hatte, und sprach: »Hier ist die Stätte, wo ich vor zwölf Jahren jenen Schatz heben wollte, so mir zigeunerische Weissagung verheißen. Ein Schatz von Golde ist mir nicht worden – so mag es ein Schatz der Herzenskammer sein, und den kann mir keine andere Magie verschaffen, als des hochgeborenen Fräuleins Gnade.« – Thekla schüttelte freundlich das Haupt und erwiderte leuchtenden Auges: »Der Zauberspruch, diesen Schatz zu heben, lautet: Wag's Knab, wag's!« Da war es nicht mehr die Abendburg, was düster und hart vor mir ragte, sondern mein[171] Schicksal, und ich ward inne, daß ein rechtes Sonntags- und Johanniskind den Felsen des Schicksals in ein gülden Schloß umzuwandeln weiß. Ernsthaft nickte ich der Jungfer zu.

Ich kletterte nun zur Grotte hinan und kroch in die Öffnung, die einem Menschen das Durchschlüpfen verstattete. Kaum war Thekla ebenfalls eingedrungen, so kam aus einem Felsenwinkel ein Knurren wie von einem Hunde. Den Spieß gezückt, starrte ich hin. Wie mein Auge der Dunkelheit gewöhnt war, sah ich funkelnde Augen und dunkle Körper. »Junge Wölfe sind es!« rief ich und wollte eben zustoßen. Aber Thekla hielt mir den Arm: »Wenn es bloß junge sind, so mögen sie am Leben bleiben.« – »Es sind Raubtiere.« – »Aber sie haben eine Mutter.« – »Die wird gleich kommen,« gab ich zu bedenken. – »Gerade deshalb,« erwiderte Thekla; »wenn sie ihre Kinder nicht findet, wird sie die Grotte grimm umlauern. Wir wollen lieber die Wölflein hinaussetzen.« Dieser Rat leuchtete mir ein, behutsam näherte ich mich dem Wolfsnest, packte eins der Tiere am Genick und setzete es zur Öffnung der Grotte hinaus. So verfuhr ich auch mit den übrigen. Schließlich kroch ich ebenfalls hinaus und trug die jungen Wölfe weiter weg.

Dürre Äste brach ich hierauf von den Tannen und schleppte etliche Arme voll in die Grotte, damit wir Feuer machen konnten. Nachdem ich die Öffnung durch eingezwängte Steine verschlossen und das Holz entzündet hatte, setzeten wir uns ums Feuer und öffneten das Bündel, uns durch Speise und Wein zu erquicken. Auf ihren Wunsch berichtete ich der Jungfer alles, was ich von der Abendburg wußte. Sowohl die Mären, die unter den Gebirglern umgingen, als auch die Schatzbeschwörung, der ich als Knabe beigewohnt hatte. »Ich will Ihm seine Erzählung durch eine andere vergelten,« sprach die Jungfer, »will berichten, was für Bewandtnis es mit dem von mir gedeuteten Ruf des Raben hat. Nach ihm benennet sich das ritterliche Geschlecht der Wachsknapp, dessen Begründer ein Freund meines Oheims gewesen.[172] Dieser Mann war unedler Abkunft und ein einfacher Glasmacher namens Spiller. Wie er einmal eine Hucke mit Glaswaren durch den Wald trug, wollten ihn Wegelagerer berauben. In diesem Augenblicke schrie ein Rabe, und es deuchte unsern Spiller, er rufe ihm zu: ›Wag's Knab, wag's!‹ Gefaßten Sinnes bat er die Räuber, sich zu gedulden, bis er seine Hucke hingesetzt hätte, damit die Gläser nicht zerbrochen würden, alsdann würde er geben, was er zu geben imstande. Kaum hatte er die Hucke abgetan, so wischte er mit seinem Stocke dem einen Plünderer eins aus, daß der gleich hinstürzte. Der andere bekam einen Tritt in den Bauch und ließ sein Schwert fallen. Dies griff Spiller auf und stach beide Feinde tot. Nebst seinen Gläsern brachte er auch noch gute Beute heim, den Wegelagerern abgenommen. Dies Abenteuer, vor allem des Raben seltsamer Zuruf, weckte ihm kühnes Sinnen und Unternehmen. Durch seine Beute in den Stand gesetzt, soldatisch Rüstzeug zu kaufen, nahm er kaiserlichen Kriegsdienst, brachte es in Ungarn zum Offizier, ward Oberst eines Reiterregiments und der Gemahl eines gräflichen Fräuleins. Vom Kaiser in den Ritterstand erhoben, nannte er sich Spiller von Wachsknapp. Aus dieser Begebenheit mag mein Johannes ersehen, was aus Ihm noch werden kann, so Er, dem Spiller gleich, des Raben Zuruf beherziget. In diesen Kriegsläuften ist ja morgen oben, was heut unten war. Da Er mich nun befraget, was mit uns beiden werden soll, so proponiere ich: Begleit Er mich zu meiner Schwester; mein Schwäher Falkenberg, in König Gustavi Diensten, wird Ihn willkommen heißen. Vielleicht, daß mein Johannes ebenfalls in schwedische Dienste tritt und beherziget, was hinfüro seine Losung sei: Wag's Knab, wag's!«

Auf hartem Lager suchten wir den Schlaf, nachdem ich für Theklas Haupt eine Art Pfühl zurecht gemacht. Mich wollte keine Ruh begnaden, da ich fortwährend den düstern Felsen meines künftigen Geschickes ungeduldig beschwur. Nach[173] kurzem Schlummer ward auch Thekla unrastig, weil draußen Wolfsgeheul anhub. Die Eltern der Tiere waren gekommen und witterten Menschen. Es klang, als heule eine ganze Meute von Hunden. Ich war versucht, Theklas Pistol auf die Tiere abzubrennen; doch Thekla meinte, ich werde in der Finsternis nichts ausrichten und solle lieber das Pulver sparen.

Seltsam war die Nacht, die wir verbrachten. Bald wechselten wir Worte miteinander, bald sank das Fräulein in Schlaf, bald nickte auch mein Haupt auf die Brust. Doch fuhr ich empor, weil die Tiere kläfften und winselten, griff nach des Fräuleins Hand und drückte sie zärtlich. Nun gaukelte die Phantasei das Schloß der Abendburg vor meine Sinne, die Fenster sah ich gleißen und drang durch die weiße Pforte ins Gewölbe, wo Gold wie Tannenzapfen hing. Dann war ich auf der Burg Wasenstein und hörte das wundersame Harfen. Immer von neuem aber fuhr ich empor, wann das Geheul wieder losging.

Doch der Morgen verscheuchte die Bestien, und als ich die Steine von der Öffnung tat, lachte im Sonnenscheine der Bergwald. Kaum hatten wir die Höhle verlassen, so scholl fern ein Ruf. Anfangs beunruhigt, vernahm ich, daß es der Oheim war, der meinen Namen rief. Ich antwortete, und der Oheim brachte den Bericht, die Luft sei rein, da unsere Verfolger sich hätten nach Hirschberg locken lassen.

Wiewohl die geliebte Jungfer Thekla zugesagt hatte, mich bei sich zu behalten, kam es nun doch zu einer zeitweiligen Trennung. Barbara Agnes, des Herrn Schaffgotsch Gemahlin, an die sich Thekla brieflich um Beistand gewandt, schrieb, sie möge zu ihr auf das Kemnitzer Schloß kommen, obzwar daselbst nicht für die Dauer ein Asylum zu erwarten sei. Dorthin wandte sich nun Thekla, von bewaffneten Dienern der Schaffgotschin geleitet. Es war Thekla insonderheit darum zu tun, ihre Schwester Elisabeth ausfindig zu machen. Ich blieb beim Oheim – unter stetem Sehnen nach der geliebten Jungfer.[174]

Schon verfärbte sich das Birkenlaub, als ich folgenden Brief erhielt:

»Wiewohl noch weiter in die Ferne verzogen, hoffe ich doch, in wenigen Wochen meinen treuen Johannem wiederzusehen, wofern er nämlich noch gesonnen, mir zur Schwester Elisabeth zu folgen. Diese Zeilen schreibe ich aus Dresden, wo ich im Hause einer böhmischen Emigrantin Zuflucht gefunden habe. Bei der Schaffgottschin mochte ich nicht länger bleiben, da ihr Mann Gefahr lief, dem Grafen Dohna und anderen Herren, die ihn feindselig umlauern, Anlaß zur Beschwerde bei Hofe zu geben, indem er der Tochter des Rebellen Schlick Unterschlupf verstatte. Übrigens ist die Schaffgotschin krank und wird wohl sterben. In Mannskleidern bin ich mit dem Kemnitzer Schloßhauptmann nach Dresden gereist, wo ich unter dem Namen Junker Jaroslaus bei der Wittfraue des edeln Herrn Selnicki lebe und für ihres Bruders Sohn gelte. Gestern nun ist Nachricht von meiner Schwester aus den Niederlanden eingetroffen. Ihr Mann, Dietrich Falkenberg, des Schwedenkönigs Gustavi Hofmarschall, gehet auf Befehl seines Herrn nach Magdeburg, und Elisabeth will ihn begleiten. Das Erzstift Magdeburg, mit dem Kaiser völlig zerfallen, hat ein Schutz- und Trutzbündnis mit König Gustavo geschlossen. Er kommet den Evangelischen in Teutschland zu Hülfe und soll ein schlagfertig Volk zusammenhaben. Unsere gute Sache wird siegen. Zwar tritt der ligistische Tilly den Schweden und Magdeburgern entgegen. Die kaiserische Armada aber muß zerfallen, da ihre Seele, Wallenstein, ausgetrieben ist. Diesen bisherigen Generalissimum hat der katholische Fürstentag zu Regensburg dem Kaiser verleidet. Auf daß nun der Kaiser nicht in neue Angst gerate und etwa gar am Wallenstein festhalte, hat man ihm die Schwedengefahr als eine Winzigkeit hingestellt. Wie die Botschaft anlangte, Gustavus werde einfallen, war die jagdlustige Majestät im Begriff, wieder einmal Dianen zu huldigen, und ließ sich nicht davon[175] abbringen, indem sie achselzuckend sprach: Haben wir halt ein Feindel mehr! – Oh du leichtsinniger Ferdinand, wirst das Feindel noch anders einschätzen lernen. Dem Helfer aus Mitternacht jubeln die Magdeburger zu. Mein Schwäher aber wird als oberster Kommandant Magdeburgs Verteidigung leiten. Da beut sich meinem Johanni Gelegenheit, seinem Vaterlande und dem evangelischen Glauben, zugleich auch Seiner Freundin gute Dienste zu leisten. Entscheide Er sich nun: Will Er mich nach Magdeburg bringen und ein Soldat Falkenbergs werden? Voller Hoffnung harre ich des Bescheides. Sollte Er ihn in eigener Person bringen, so wird Ihn froh willkommen heißen Seine Ihm gewogene Thekla.«

Mit Jubel erfüllte mich dies Schreiben, und ich eröffnete dem Oheim, daß ich unverzüglich nach Dresden und dann nach Magdeburg reisen wolle, meine Vaterstadt gen die Papisten zu verteidigen. Des Oheims trübselige Einrede und Beatens Zähren änderten nichts an meinem Entschlusse. Nachdem ich von Preislers Abschied genommen, holte ich aus ihrem Stalle das in Böhmen gekaufte Pferd. Vom Gelde, das mir die Jungfer Gräfin eingehändigt, ließ ich einen Teil beim Oheim, auch die drei gekreuzten Dukaten, so ich als Andenken an meine seligen Eltern bisher im Wamse getragen. Nebst meinem Tiere reisefertig, auch mit Waffen und Zehrung versehen, gab ich in der Morgenfrühe meinen Lieben Umarmung und Valet und ritt übers Isergebirge. Andern Tages gings durch die Lausitz, und schon am dritten Abende langete ich zu Dresden an, stellte mein Pferde in einem Gasthause ein und suchte klopfenden Herzens die Wohnung der Frau von Selnicki. In seltsamer Verwirrung begrüßte ich die Jungfer Gräfin, die in männlichem Gewande, mit kurzgeschnittenen Locken einem schönen Knaben ähnlich war. Da ich zärtlich ihre Hand küßte, lächelte sie: »Ich bin jetzo der Junker Jaroslaus.«

Unverzüglich wollten wir nach Magdeburg reisen, weil es[176] von Tag zu Tag schwerer ward, in die von kaiserischen Völkern umschwärmte Stadt hineinzugelangen. Da Thekla alles zugerüstet hatte, so brachen wir gleich den nächsten Morgen auf, begleitet von den Segenswünschen der edeln Frau Selnicki. Wir kamen noch vor Abend bis Meißen und andern Tages nach einem zehnstündigen Ritte ins Brandenburgische.

Zu Wittenberg fanden wir einen schwedischen Feldwaibel mit dem Anwerben von Söldnern für Magdeburg beschäftigt. Obwohl der Kurfürst Fremden keine Musterung in seinem Lande verstattete, konnten die schwedischen Werber ihres Amtes walten, weil Bürger und Bauern die Magdeburgische Sache begünstigten. »Vom Kaiser und der Liga« – so sagten sie – »ist nur Schlimmes zu gewärtigen. König Gustavus hingegen rettet vielleicht den evangelischen Glauben und unsern Kurfürsten dazu, zumal er ihm verschwähert ist.«

Nachdem wir unsere Pferde in einer Herberge untergebracht hatten, begab ich mich zum Werber, der unter Trommelwirbel und Pfeifenklang den herbeigeströmten Gesellen das Laufgeld bot. Die bereits Angeworbenen hatten Tannenzweige auf die Hüte gesteckt und sprachen unter Johlen dem gespendeten Biere zu. Ich eröffnete dem Feldwaibel, auch ich wolle gern zur schwedischen Fahne, jedoch erst in Magdeburg, wohin ich meinen Herrn, einen böhmischen Junker, zu begleiten habe. »So kommet auf meinen Kahn,« sagte der Feldwaibel, »morgen früh fährt er abwärts mit meinen Rekruten. Nur auf der Wasserstraße gelanget man nach Magdeburg, ohne Gefahr zu laufen, von streifenden Parteien gefangen zu werden.«

Diese Mitteilung brachte mich in Verlegenheit. Ich mochte die Jungfer Gräfin nicht unter trunkene Soldaten bringen, aber auch nicht der Feindesgefahr aussetzen. Schließlich machte ich mit dem Werber aus, daß ich mit meinem Junker möglichst weit zu Pferde reisen und erst zu Beginn des Magdeburgischen Gebietes den Kahn besteigen werde. Zum Treffpunkt bestimmten wir das Städtchen Aken, wo der[177] Kahn am übernächsten Tage eintreffen und einen zweiten Rekrutentrupp aufnehmen sollte.

Andern Tages ritt ich mit Thekla nach Aken, und nachdem wir daselbst übernachtet hatten, langte der Kahn mit den Soldaten an. Ich stellte dem schwedischen Feldwaibel meinen Junker Jaroslaus vor, und wir begaben uns nebst den neuen Rekruten auf den geräumigen Kahn. Da der Wind in die Segel griff und starke Strömung war, so hatten die Ruderer leichte Arbeit, hurtig flogen die Weidengebüsche, Wälder, Auen und Dörflein vorüber. Sonsten war unsere Reise nicht anmutig, dieweilen die Soldateska unaufhörlich Bier trank und johlte. Wiederholt mußte ich Kerle zurückdrängen, wenn sie meinem Junker zu nahe kamen oder Kameradschaft mit ihm trinken wollten. Hätte mich nicht der Feldwaibel in Schutz genommen, ich wäre in Streit mit den Söldnern geraten. Denk ich an diese Reise zurück, so klinget mir ein Lied vor den Ohren, das man auf dem Kahne wieder und wieder sang:


»Ein Schifflein sah ich fahren,

Kapitän und Leutenant.

Darinnen waren verladen

Zwei Fähnlein brave Soldaten.

Kapitän, Leutenant,

Fähnderich, Sergeant,

Nimm das Mädel, nimm das Mädel,

Nimm das Mädel bei der Hand –

Soldaten, Kameraden!«


Über dem linken Ufer sank rot die Sonne nieder, als in der Ferne der Dom von Magdeburg auftauchte, und dann kamen wir an Buckau und Sudenburg vorbei. Eine Zähre im Auge, begrüßte ich die vaterländischen Gefilde und nennete meinem lieben Junker die Dörfer und die Insel Rotehagen. Böllerschüsse donnerten uns zum Gruße vom südlichen Rondell entgegen, und nun lag die Stadt in ihrer Breite vor uns mit Wällen, Mauern und Verteidigungstürmen, mit wimmelnden Bürgerhäusern und ihren zwanzig Kirchen, die düster in den gelben Abendhimmel ragten.[178] Unter der Brücke fuhren wir durch, die von den beiden Hunden flankiert wird, wie der Volksmund zwei Geschütze wegen ihres Bellens und Beißens nennet. Von der Brücke und noch mehr vom Fischerufer jubelten uns die Magdeburger zu, während auf unserm Kahne gesungen ward:


»O Magdeburg, halt feste,

Du wohlgebauet Haus!«


Da mit dem Schwedenkönig ausgemacht war, die Soldaten hätten außerhalb der Stadtmauer zu quartieren, so mußten wir an der Altstadt vorbei und legten erst in der Neustadt an.

Die Sehnsucht nach ihrer Schwester trieb Thekla, sich unverzüglich in die Altstadt zu begeben. Ich geleitete sie bis zur Hohen Pforte, wo ich nebst ihrem Ade einen innigen Dank empfing und dann zurückkehren mußte, dieweilen ich ja als schwedischer Rekrut keinen Einlaß erhielt.

In einem Bretterhause mit dem angeworbenen Volk kampierend, fand ich wenig Schlaf, da mich der Kameraden Lallen und Schnarchen störte, und ich mit Betrübnis von neuem inne ward, wie doch das Fräulein Gräfin gar so weit von mir getrennet war.


Allsogleich des andern Tages sind wir geworbenen Söldner im Angesicht der Neustädtischen Kirche versammelt worden und haben gemeiniglich zu ihrer schwedischen Majestät Fahne geschworen. Da hat uns der Oberste Falkenberg, ein fester teutscher Mann, vermahnt, hinfort wie zusammengeschmiedet Eisen stark und treu beieinander zu stahn und die evangelische Freiheit, insonderheit itzo die Magdeburgische Festung, unserm Schirm anvertrauet, allezeit aufrecht und mannlich zu verteidigen, wie es ehrliebenden Kriegsleuten gebühre. So es aber nicht anders sein könne, sei es preiswert, als redliche Mannschaft im Felde zu sterben für Gottes Ehre und unserer Nachfahren Libertät.[179]

Hierauf so sind wir abgeteilet, und ich bin nebst anderen Rekruten dem Hauptmann Urstedt und seinem Feldwaibel Otten zum Drillen übergeben worden. Zuvörderst haben wir unsere Wehr und Waffen empfangen, als Sturmhaube und Harnisch, Picke, Schwert und Zubehör.

Wie unser Exercitium losgegangen, hat der Oberste Falkenberg vor meiner Kompagnie ausgerufen: »Rekrut Tielsch!« Ich antwortete laut und rannte hin. Wie ich salutierend vor dem Herrn stund, blickte sein blaues Auge durchdringend, aber freundlich: »Ich danke Ihm, Tielsch, daß Er kühn und klug meine Schwäherin aus ihrer Gefangenschaft befreit und wohlbehalten hergebracht hat. Jungfer Thekla ist Ihm eine Fürsprecherin; so Er nur zur Hälfte ihrer Lobsprüche würdig ist, wird aus Ihm ein tüchtiger Soldat und – wofern der Herrgott unser Leben erhält, ein Offizier.« – Solche Rede freute mich unbändig. Auf des Obersten Wink trat ich wieder in Reih und Glied. Hei, wie voller Valeur hab ich nun in meiner Kompagnie auf der Neustädtischen Schafweide Stechen, Hauen und Parieren, auch allerlei Finten geübt, ferner das feste Stillestehen, hurtige Laufen und Formieren nach den unterschiedlichen Befehlen und Hornsignalen. Schon die Woche darauf sind uns Musketen und Hakenbüchsen ausgehändigt worden, und nun hat das Zielen, Laden und Scheibenschießen angehoben. Nicht der kalte Wind Decembris, nicht herabgießender Regen und Schneegestöber hat uns verdrossen. Und so wir abends im Barackenquartier unser Kommisbrot mit Speck verzehreten, wohl gar einen Trunk Zerbster Bieres dazu, ließ unser Mut sich fröhlich im Gesange aus:


»Frisch auf ins weite Feld!

Zu Wasser und zu Lande

Bin ich Soldat ums Geld.

Weil alle Leute schlafen,

Soldaten müssen wachen,

Dazu sein sie bestellt!«
[180]

Ums Geld war ich nun freilich nicht Soldat. Doch wenn ich auch heimlich schmunzelte »Eia, mir steht nach edlerem Solde der Sinn«, so hielt ich doch in allen soldatischen Strapazen wacker mit den Kameraden. Die Wachen bekam ich fast sattsam zu kosten. Doch oft fühlte sich mein Mut zu ähnlicher Flamme angefacht, wie in der Nacht des dritten Advents, da ich auf der Zollschanze Posten stund. Mit den Füßen stampfend vertrieb ich mir den Frost. Die Lunte meiner Muskete glomm, und scharf lugete ich hinaus in die vom Sterngeflimmer bleich erhellte Ebene, ob nicht etwan ein Feind daher geschlichen komme. In der nahen Wachtbude intonierten die rauhen Kehlen meiner Kameraden:


»Zu Magdeburg, der werten,

Tummeln sich Völker viel,

Zu Fuß und auch zu Pferden

Treiben sie Waffenspiel.


Im Schilde überm Tore

Da steht ein Mägdelein,

Sein Händlein hat erkoren

Ein Rautenkränzelein.


Das Mägdlein spricht: Hie schauet

Die Burg der freien Magd!

Der Unschuld anvertrauet,

Vor Feinden unverzagt.


So einer auf der Freiten

Mein Kränzelein begehrt,

Der muß zuvörderst streiten

Gen manches Helden Schwert.


Mich halten wohlbeschirmet

Geschütz und Mauerstein.

Komm nur herangestürmet,

Du freches Freierlein!«


Hinter mir scholl es dumpf von den Türmen. Ich kannte sie alle von meiner Kindheit her, die erzenen Munde von Sankt Johannis, Sankt Katharinen, Sankt Jakobi, Sankt Ulrich, Sankt Sebastian, vom Liebfrauenkloster und endlich die[181] dumpfe Glocke vom Dome. Jetzo dröhneten sie die Morgenstunde, kündend, daß mir die Ablösung nahe. Ich schaute zurück und sahe die dunkle Masse der Stadt, Dächer und Türme scharf abgehoben vom dämmernden Osten. Und da deuchte mich, droben zwischen den zween Domtürmen stehe die Magdeburgische Wappenjungfer mit dem erhobenen Kränzel; und niemand anders war's als meiner Thekla seine Gestalt. Sie lächelte mir zu in spöttischer Herausforderung, als wolle sie rufen wie einst auf der Abendburg: »Wag's Knab, wag's!« Und aber mals wallete heiß mein Geblüt, ich drückte die Faust auf mein pochend Herze, leise zu mir selber sprechend: »Harre, Johannes, harre! Wirst sie endlich doch erobern, die stolze Feine! Wohlan, das sei hinfüro all dein Ziel – dein Abendburgschatz, den du gewißlich heben wirst!«

Wie ich des andern Tages den Schlaf, so auf der Wacht versäumet war, etlichermaßen nachholete, ward ich aufgewecket von meinem Korporal, dieweil ein Bote für mich gekommen. Es war ein Page des Obersten Falkenberg. Er führete mich beiseite und tat in meine Hand ein Päcklein, auf dessen Siegel das gräflich Schlicksche Wappen gedrücket war, mir wohlbekannt von Theklas Ringe. Ich gab dem Pagen einen Botenlohn und hieß ihn beim Marketender harren, ob etwan eilige Antwort auf diese Post vonnöten.

Klopfenden Herzens öffnete ich das Päcklein. Es enthielt einen Beutel mit Dukaten nebst einem Briefel, also lautend:

»Mein getreuer Johannes wolle doch nit denken, daß ich sein vergessen, seit wir einander aus den Augen gekommen. Nehme Er meines Herzens Gruß und meines Dankes ein Zeichen. Soldaten bedürfen Geldes, sintemalen Kommisbrot trucken schmecket, und bekanntermaßen die Herren Offiziere nicht gern einen armen Schlucker avancieren lassen. Ei ja, die Welt fordert zu einem guten Gemälde auch einen güldenen Rahmen. Präsentier Er sich also den Herren Fürgesetzten, wie sie es gerne haben, mit etlichem Edelmetalle, auf daß Er, wie zum Exempel der heldenhafte Oberste Aldringen,[182] eines Bürgers Sohn, mit Gottes Beistand an eine Stelle avanciere, wo Ihm freudig vor aller Welt die Hand reichen darf eine, so Ihm wohlaffectionieret.«

Dies Schreiben erregte mir viel Freude, aber auch einen Beigeschmack von Verdruß und Trutz. Schrieb ohne Verzug die Antwort, tat sie nebst den Dukaten zusammen und händigte das Packet versiegelt dem Pagen für die Jungfer Gräfin ein. Es lautete aber mein Briefel:

»In gebührender Reverenz hab ich empfangen, was mein hochgeehrt Fräulein mir geschrieben. Hab's für eine Gnade gehalten, daß Sie bemühet gewesen, mich mit einem Gruße und Beistande zu würdigen. Von Herzen danke ich Ihr die gute Affektion, so Sie gen mich heget, und bitte den Himmel, daß er Sie zu dem Schlusse führe, den mein adlig Fräulein in Aussicht stellet. Indessen verzeihe Sie ihrem Knechte, daß er die beigelegte Gabe, so ehrenvoll sie ist, wieder in Ihre Hand zurückgibt. Meine Dienste für das holdselige Fräulein haben mir einen Lohn eingebracht, vor dem alles Gold nur eitel Armutei bedeutet. Was aber mein Avancement anlangt, so möcht ich vor den Augen meiner Herrin einzig durch eigen Verdienst und Kraft zu Rang und Ehren kommen. Avancement durch Fräuleins Gunst gibt es für mich nur im Reiche des Herzens. Also ist einer gesonnen, so nimmer die Losung vergisset: Wag's Knab.« –

Um sich der Stadt besser zu versichern und sein Kriegsvolk allmählig daselbst einzunisten, setzete Falkenberg durch, daß etliche hundert Soldaten aus den Vorstädten nach Magdeburg hinein quartieren durften. Auch meine Kompagnie erhielt Befehl, sich marschfertig zu machen. Jedoch mußten wir, bevor die Hohe Pforte uns geöffnet ward, dem Burgemeister, Herrn Kühlwein, geloben, zu der Stadt Versicherung in aller Treue das Bündnis zu wahren und gute Disziplin zu halten.

Hierauf so zog ich ins alte gute Vaterland, das ich kindlichen Alters verlassen, aufs neue ein, diesmal ein mannhafter[183] Verteidiger patriotischer Freiheit. Mit Freuden nahm ich die Gassen und Häuser, die Magdeburger Mundart und Sitte wahr; alles war noch ebenso wie vor zwanzig Jahren. Da stund immer noch das alte Rathaus und davor zwischen Krambuden und Marktkörben Kaiser Ottos steinern Bildnis. Hier, auf dem großen Platze, machte meine Kompagnie Halt und ward in die Bürgerquartiere verteilet.

Ich erhielt Befehl, mich nebst meinem Korporal zum Kaufherrn Schmidt zu begeben, der ein gut steinernes Haus neben der Ringapotheke besaß. Als wir zur Stelle kamen, stund vor der Apotheke eine gedoppelte Schildwache, woran zu erkennen, daß allhie der Oberste Falkenberg sein Losament habe. Wie eine Lerche jubelte mein Herz, als in einem oberen Fenster Jungfer Thekla sichtbar ward, und unsere Blicke einander trafen, wobei eine holde Glut ihr Antlitz übergoß. Da wußte ich, daß nicht der Zufall mich an diesen Ort geführet. Stumm, doch inniglich dankete ich dem Fräulein, die linke Hand auf mein Herze gedrückt.

Daß der Oberste Falkenberg mir wohlgesinnet, bewies er gleich in den ersten Tagen meines neuen Quartiers. Es war kurz vor Weihnachten, und der Abend dämmerte. Ich wollte eines dienstfreien Stündleins genießen und wandelte über den beschneiten Ring durch die Reihen der Buden, in denen allerlei Kram feil geboten ward. Die aus Fichtenreisern geflochtenen, bunt gezierten Weihnachtspyramiden betrachtete ich stillfrohen Sinnes, als wäre ich noch ein Knabe, und als gäbe es keine Waffen, keine Feinde.

Da vernahm ich hinter mir Sporenklirren, und als ich mich umwandte, stund da der Oberste Falkenberg. Allsogleich grüßete ich ihn soldatisch und harrte des Befehls. Er sahe mir scharf ins Auge und sprach: »Ist es wahr, daß Er ein flotter Reiter?«

Ich entgegnete: »Vor Jahren hab ich manch Roß des Herrn Schaffgotsch probieret. Seines Gestütes Verwalter war mir gewogen und sah es gern, wenn ich beim Zureiten half.«[184]

»Und als Magdeburger Kind findet Er sich in der Umgegend der Stadt zurecht? Wie? Kennet Er den Weg nach Langenweddingen? Und trauet Er sich zu, allsogleich als Courier dorthin zu reiten, aber noch diese Nacht zurück zu sein?«

»Ja, Herr Oberster!«

»So bring Er diese Post eilends dem Kapitän Rote zu Langenweddingen und kehre sofort mit der Antwort heim. Doch seh Er sich für; die Pappenheimer streifen bereits bis Buckau. Wird Er von den Unsrigen angerufen, so nenne Er die Losung: Vivat Gustavus und füge hinzu: Courier vom Obersten. Wohlan, melde Er sich sofort der Hauptwache, wo man ihm ein Pferd geben wird, und Gott befohlen.« Falkenberg reichte mir den Brief, den ich in meinem Koller barg, worauf ich frohen Mutes den Herrn grüßte und zur Hauptwache eilte. Der wachthabende Offizier wies mir ein tüchtig Pferd an, auch Säbel und Pistol. Ich lud die Waffe, tat dem Pferde Zaum, Gurt und Sattel an, schwang mich hinauf und trabte los.

Als ich Sudenburg passiert hatte, ging's im Galopp voran. Die Nacht war eingebrochen; der von Sternen angeflimmerte Schnee verbreitete ein Dämmerlicht, darin die kahlen Hecken und Bäume zu beiden Seiten der Landstraße dunkle Wegweiser bildeten. Die Gegend war völlig einsam, nur hin und wieder verriet Hundegebell ein Gehöft in der Nähe.

Dicht vor Langenweddingen kam ein Reiter mir entgegengetrabt, den ich für einen Posten des Kapitäns Rote hielt. Zur Sicherheit aber spannte ich den Hahn meines Pistols, hielt mein Pferd an und zielte auf den Reiter. »Wer da? Losung!« rief er, und ich erwiderte: »Vivat Gustavus! Courier vom Obersten!«

Da schoß mir krachend ein Feuerstrahl entgegen, und mein Pferd brach unter mir zusammen. Ich kam jedoch auf die Beine zu stehen und brannte auf den Reiter ab, da er allbereits zum Hiebe ausholte. Er stürzte und lag am Boden.[185] Ich haschte seines Pferdes Zügel und band es an einen Baum. Hierauf untersuchte ich den Gefallenen. Er war tot, durch die Brust geschossen! Ich fand bei ihm eine Brieftasche und einen gefüllten Beutel, nahm seine prächtigen Reiterstiefel, die mir paßten, auch seinen Federhut, schwang mich auf das erbeutete Roß und galoppierte weiter.

Aus Langenweddingen kam mir ein Trupp Reiter entgegen, und ihr Führer war Kapitän Rote. Ich folgte ihm in das Wirtshaus, wo er quartierte, übergab ihm die Post von Falkenberg und berichtete, was vorgefallen. Er ließ sich die Brieftasche zeigen und fand darin ein chiffriertes Schreiben. »Versäum Er nicht, gleich nach der Heimkehr dem Herrn Obersten dies Papier zu übergeben,« schärfte er mir ein. Dann schrieb er seine Antwort an Falkenberg, während ich mich an Warmbier labete.

Als ich gleich darauf wieder im Sattel saß, spürte ich, welch edeln Renner ich erbeutet. Fortuna war mir hold, so daß ich in kürzester Frist wieder nach Magdeburg gelangte. Fand den Obersten auf der Hauptwache, allwo er mit etlichen Hauptleuten Rates pflag. Als ich Meldung getan und die Papiere übergeben hatte, maß mich Herr Falkenberg heiter vom Haupt bis zu den Füßen und sprach: »Dieweilen Er seine Sache also gut ausgerichtet, mag Er bleiben, wozu Er unterwegs avanciert ist. Ein Dragoner soll er sein und gleich morgen in der Schwadron des Rittmeisters Pfeifer exerzieren.«

So war ich ein Reitersmann worden und auf der Staffel des Emporkommens eine Stufe höher gerücket. Denn ein Reitersmann übertraf nicht bloß an Solde den Fußknecht, sondern auch an Ansehen und hatte mehr Aussicht, Offizier zu werden. Als ich mich zu meinem Quartier begab, sahe ich ein Fenster der Falkenbergschen Wohnung erleuchtet, und mir kam der Gedanke, dort möchte vielleicht Thekla wachen. Dann wieder gestund ich mir, es werde wohl des Obersten Kammerdiener sein, so seines Herrn harre.[186]

Ich pochte an die Tür meines Quartierhauses, durch dessen Schlüsselloch ich Licht bemerkte. Gleich darauf ward aufgetan, und die alte Schmidtin, eine Laterne in der Hand, begrüßte mich mit Freuden: »Gott sei gelobt, der Ihn von dem schlimmen Ritte wohlbehalten heimgeführt hat.«

»Dank Euch, Witwe Schmidtin! Aber woher wußtet Ihr denn von meinem Ritte?«

Flüsternd gab die Alte zur Antwort: »Ei, von der Jungfer Gräfin! Am späten Abend ist sie zu mir herübergehuscht und hat mir vertrauet, wie Ihn der Oberste zu gefährlichem Werke ausgesandt habe. Gebanget hat sich das Fräulein – hat gesagt, sie könne nicht schlafen und wolle über der Bibel wachen. Habe ihr versprechen gemußt, gleich nach seiner Heimkehr durch Händeklatschen anzuzeigen, daß alles gut gegangen.« Und sie ging hinaus und klatschte in die Hände. Gleich darauf klirrete oben das Fenster. Ich drückte der guten Alten die Hand und begab mich zur Ruhe.

Nach kurzem Schlafe ward ich von meinem Korporal geweckt und aufgefordert, seine Waffen zu putzen. Als ich dies Werk verrichtet und auch meine Kleidung gesäubert hatte, wobei ich dem Korporal mein nächtlich Abenteuer erzählete, wollte ich mich zum Exerzierplatze begeben.

Vor die Haustür tretend, gewahrte ich einen Trupp Kurrendejungen, der vor des Obersten Quartier Aufstellung nahm. Der Sitte gemäß sang die Kurrende zur Adventszeit vor den Häusern fromme Lieder und heischete Gaben. Um die Laterne des Kantors geschart, intoniereten die Knaben: »Allein Gott in der Höh sei Ehr!« Andächtiglich schaute ich gen Himmel, und die Sterne sprachen mit ihrem friedlichen Schimmer: »Wir waren dabei, haben geleuchtet, als seine Gnade dich beschirmte diese Nacht. Und Dank für seine Gnade!«

Da tat sich die Haustür des Falkenbergschen Quartiers auf, und zwo Mägde brachten eine dampfende Schüssel nebst Tassen und anderen Trinkgefäßen auf die Straße.[187] Eine Mehlsuppe ward den jubelnden Knaben verabreicht. Derweilen sie sich erquickten, erschien droben am Fenster Jungfer Thekla. Triumphierend schwenkte ich den erbeuteten Federhut. Und es sang die Kurrende: »Vom Himmel hoch, da komm ich her.« Glückseligen Herzens begab ich mich nach dem Stadtmarsch zu den Dragonern.

Das Reiterwesen fiel mir gar nicht schwer. Im Sattel saß ich wie ein altgedienter Reiter. Brauchte nur noch Säbelschlagen und Schwadron-Exercitium zu üben. Alles ging mir so gut vonstatten, daß ich nach sechs Wochen ein Gefreiter war und allbereits Korporaldienste tun durfte. Gern verwendete mich der Oberste als Courier und Ordinanz.

Im Februario des Jahres 1631 bekam die Stadt, von den Pappenheimern inzwischen immer schärfer blockiert, auf einmal Luft. General Tilly war auf die Nachricht vom übeln Zustande seiner Kriegsvölker an der Warthe und Oder mit drei Regimentern dorthin geeilt und alsdann ins Mechelnburgische gezogen, wo er den klüglich ausweichenden Schwedenkönig endlich zu fassen gedachte. Um aber zur Entscheidungsschlacht möglichst gerüstet zu sein, hatte Tilly von den Magdeburgischen Belagerungstruppen weggezogen, was irgend abkömmlich erschien. Also ward die Stadt derart von Feinden entblößet, daß es aussah, als solle das Donnerwetter ziemlich unschädlich vorüberziehen.

Südlich war der Feind bis Barby zurückgewichen. Seine Stellung zu erkunden, ritten wir am rechten Elbufer stromauf bis zu einer bewaldeten Insel, die Kreuzhorst geheißen, wo sich Pappenheimer eingenistet hatten. Indessen die Vorbereitungen zum Überfall des Feindes getroffen wurden, zog ich nebst vier anderen Dragonern auf Kundschaft über die Stadt Barby hinaus, in der Richtung auf Calbe.

Die Feuerrohre schußfertig, scharf die vereinzelten Ufergebüsche durchspähend, trabten wir längs des Saaleflusses. Unter milden Sonnenstrahlen war das Eis geschmolzen, die letzten Schollen trieben den gelben Fluß hinab; schon zierten[188] sich die Weidenruten mit Silberkätzchen, und aus dem winterlichen Rasen lugten güldene Huflattichsternlein. Auf einmal in der Ferne Pferdegewieher. Allsogleich hieß ich meine Kriegsgenossen absitzen und die Pferde im Gebüsch verborgen halten, während ich geduckt vorwärts in der Richtung des Schalles schlich. Bald nahm ich eines bewaffneten Reiters wahr, der mir entgegenkam. Ich barg mich hinter einer alten Eiche, die der Feind passieren mußte. Den Karbiner über die Schulter gehängt, kam er gerade auf meine Eiche losgetrottet. Schon wollte ich zum Schusse anlegen, als mir beifiel, der Knall möchte uns andere Feinde auf den Hals locken. Lauerte also mit gezogenem Säbel. Da nun der ahnungslose Pappenheimer dicht an mir vorbeiritt, tat ich einen Sprung und hieb seinem Pferde ins Hinterbein, daß es zusammenbrach und den Reiter in den Sand warf.

Ich wie ein Wolf über ihn her und packe seine Gurgel, während er mich bange anglotzt und mit gequetschter Stimme um Pardon bittet. Ich frage, ob er fortan der Stadt Magdeburg diene wolle, worauf er ja sagt. Hierauf binde ich seine Hände mit Weidenruten auf den Rücken und zücke den Säbel: »Nun sag Er die Wahrheit: kommen noch mehr Pappenheimer, und was haben sie vor? Gib genaue Auskunft, und wehe dir, so du leugest!«

»Ja doch, Herr Schweb,« antwortete der Gefangene – »alles will ich gestehen. Vorreiter bin ich für einen Kahn mit Proviant, so bald die Saale herabgeschwommen kommet.«

»Wie stark ist seine Mannschaft?«

»Ein Korporal und fünf Musketiere.«

»Und wohin soll der Kahn gebracht werden?«

»Gen Barby, allwo der Ratskeller zum Proviantspeicher dient.«

Inzwischen war von meinen Gefährten einer herbeigaloppiert, und ich rief ihm zu:

»Schnell die drei besten Schützen her! Zu Fuße! Der vierte bleibt mit den Pferden im Versteck.« Derweilen mein[189] Befehl ausgeführet ward, gab mir der Kriegsteufel eine seiner Tücken ein, und ich herrschte den Gefangenen an: »Wir werden dich an deinem besten Halse aufhängen, so du nicht tust, was ich jetzo befehle. Lege dich hier in den Sand, und wenn der Kahn kommt, rufe ihn herbei, dein Pferd sei gestürzt, und du habest das Bein gebrochen.«

Vor Bestürzung bleich, versetzte der Gefangene: »Das wolle der Herr mir erlassen. Würde Er selber etwan fertig bringen, seine Kameraden in die Falle zu locken?«

Diese Frage machte mich verwirrt; da ich aber an mein Avancement dachte, und wie ich als Offizier auf Theklas Hand hoffen durfe, tat ich hochmütig und sprach: »Du Hund, wir sind im Kriege, da gilt des Stärkeren Gebot. Auch darfst du nicht vergessen, daß du jetzo schwedisch worden. Nun rede, wirst du das tun, was ich gebiete? Sonsten wahrlich soll der Wind unter deinen Füßen zusammenschlagen. Du mußt – mußt!«

Da sagte der Mann, er wolle es tun, und ich hieß ihn, allsogleich sich niederlegen. Währenddem waren meine Leute herbeigekommen, und wir verkrochen uns. Es währte nicht lange, so erscholl Ruderschlag, und der Kahn kam gefahren.

»Her zu mir!« rief nun der Gefangene. »Bin der Wenzel, mein Klepper ist gestürzet. O weh, o weh!« In ungeheuchelte Tränen brach er aus, und ich besorgte, er möchte alles verderben.

Doch im Kahne gebot eine Stimme: »Aus Land! Musketen hier lassen!« Richtig kam der Kahn, drei waffenlose Soldaten stiegen aus und wateten aus Ufer. Da krachte mein Schuß, und der Befehlshaber des Kahnes stürzte. Gleich darauf feuerte ein zweiter von denen, so mit mir im Uferrohre lauerten, und auch der Steuermann war getroffen. Nun sprangen wir auf und riefen den Soldaten, die hastig zum Kahne zurückstrebten, zu: »Ergebet euch! Wer ausreißt, wird niedergeknallt.« Da baten zwei um Pardon. Der dritte jedoch stürzte mit gezogenem Messer auf den Wenzel[190] los und schrie: »Verräter!« – ward aber vor geschehener Rachetat von den Meinen niedergesäbelt. Wie er röchelnd dalag, drehte er das Angesicht zum Wenzel und stöhnte grimmen Blickes: »Judas!« – »Nicht doch!« antwortete Wenzel kläglich, richtete sich vom Boden auf und hub die Schwurfinger: »Man tät mich dazu zwingen.« Mit dem Haupt seitwärts gen mich deutend, fügte er hinzu: »Der da hat's getan!«

Und des Sterbenden Auge rollete vorwurfsvoll zu mir herüber. Da zuckte mein Herz, als ob ein Geier es in den Fängen hielte. Ratlos griff ich mir ans Haupt wie einer, der sich nicht zu verantworten weiß, und eine Stimme gleich der meines seligen Vaters sprach dumpf in mir: »Was hast du getan, Johannes? Gläubest du, also ins Paradeis einzugehen?« Vor Scham sank mir das Kinn auf die Brust, ich wandte mich zum Wenzel und wollte um Vergebung bitten.

Aber da schwatzete allsogleich der böse Geist in mir dazwischen: »Sei kein Narre – bist halt ein Krieger. Erobere die Braut! Heilig magst du später werden! Wag's Knab!«

Immerhin drängte es mich, am Wenzel etwas gut zu machen; schnitt also die Weidenruten durch, so seine Hände gefesselt hielten, und sprach: »Was krächzest du, ruppige Krähe? Mich willst du verklagen? Sei froh, daß du diesen Dienst leisten gedurft. Er hat dir zum Leben die Freiheit gerettet. Ich lasse dich frei; geh, wohin du magst.«

»Was tust du?« sprach ein Kamerad zu mir. »Nehmen wir ihn doch lieber mit! Er mag rudern helfen.« Da seufzete der Wenzel und zuckte die Achseln: »Meine Freiheit – die ist hin. Mir bleibet keine Wahl. Wie könnte ich jetzo zu den Meinen heimkehren? Muß schon bei euch bleiben.«

Inzwischen hatten meine anderen Kameraden sich des Kahnes bemächtigt und erhuben ein Jubelgeschrei, sintemalen unter dem Segeltuche Korn und geräuchert Fleisch die schwere Menge. Nun hatte ich meine Fassung wiedergewonnen, spürte sogar ein Frohlocken in der Brust. Meine Sorge[191] war nur noch, wie sich dieser Sieg am besten ausnutzen lasse.

Und zum Lohn für meine Folgsamkeit gab mir die Kriegsfuria eine neue List ein. Durch Befragen erfuhr ich vom Wenzel, die Besatzung von Barby sei fünfzig Reiter stark, auf die drei Mauertore verteilet, den Befehl habe ein Kornet, und die heutige Losung laute » Maximilian«. Ich gebot nun meinen Kameraden, nebst dem Wenzel und den anderen Gefangenen, den Kahn gen Barby zu rudern, das inzwischen von den Unsern erobert sein werde.

Begab mich hierauf zu dem Posten bei den Pferden und befahl ihm, sie außer dem meinigen in einen bezeichneten Busch zwischen Schönebeck und Barby zu führen. Dann bekam mein Renner die Sporen, und ich jagte zu meiner Schwadron zurück. Kaum hatte ich dem Rittmeister den Vorfall berichtet, so ging er auch schon auf meinen Plan ein und ließ aufsitzen.

Zunächst umritten wir Barby, da wir für ein Pappenheimsches Detachement gelten wollten und also von Süden her kommen mußten. Die Dämmerung war allbereits hereingebrochen, als wir vor Barbys südlichem Tore anlangten.

Ich und der Rittmeister trabten der Schwadron voran. Wir hatten grüne Feldbinden umgetan, wie sie die Pappenheimer trugen. Als wir eines Flüßleins Brücke passieren wollten, wurden wir von einem Posten angerufen: »Gebt Losung!«

»Maximilian!« entgegnete der Rittmeister.

»Passieret«, sagte der Posten.

Da brachte der Rittmeister sein Pferd an ihn heran und fragte: »He, Kamerad! Habet Ihr zu Barby auch einen guten Trunk?« Gleich darauf sank der Posten lautlos vom Pferde, da ein hurtiger Hieb des Rittmeisters seinen Kopf getroffen hatte.

Ich erhielt nun den Befehl, am Mauertor Einlaß zu begehren. Ritt also hin und sagte dem Trupp Soldaten, die dort Wache hielten und ihre Karbiner auf mich anlegten, die Losung »Marximilian.« Man beleuchtete mich mit einer[192] Fackel und sah meine grüne Feldbinde. »Gut!« sagte der Wachthabende. »Was ist Sein Begehr?«

»Daß Ihr das Tor auftuet für ein Detachement vom Regiment Kufstein.«

Da der Wachthabende zögerte, fuhr ich fort: »So gebet mir einen Mann zum Herrn Kornet mit, der Euch befehligt.«

Hierauf schwand das Mißtrauen der Pappenheimer, und sie taten das Tor auf. Zugleich trabten die Meinen heran und hieben auf die verdutzte Torwache ein, die sich dann ergab.

Nun jagten wir durch Barbys Gassen und bemächtigten uns der übrigen Tore. Unser Verlust war gering; die Feinde gaben sich gefangen, sofern sie nicht niedergemacht waren. Im Ratskeller fanden wir mindestens dreißig Mispel Korn, Speck, Brot und Bier, ferner fünf Zentner Pulver, wonach wir sehr Verlangen trugen. Da auch eine Herde Rinder im Städtlein war, und meine Kameraden mit dem Kahne anlangten, so hatte dieser Handstreich uns reiche Beute eingebracht.

Mein Rittmeister beorderte mich, die angenehme Meldung Herrn Falkenberg zu überbringen. Ich brach sogleich auf und traf am späten Abend den Obersten zu Schönebeck. Genau mußte ich alle Einzelheiten berichten; hierauf sandte Falkenberg Verstärkung nach Barby und traf Anstalten, den erbeuteten Proviant nach Magdeburg einzuheimsen. Zu mir aber sprach er: »Tielsch, Er ist Korporal!«

Bevor ich diese Nacht einschlief, flogen meine Gedanken zu Thekla, und ich sahe mich allbereits als Offizier vor ihr stehen, während sie liebevollen Auges ihre Hand in die meine legte. Doch in mein Triumphieren mengete sich eine Beklommenheit. Des Märleins von der Abendburg gedachte ich, und Worte meines Vaters kamen mir in den Sinn, die er in meiner Kindheit gesprochen: »Das Menschenherz ist die wahre Abendburg; verwunschen ist es von einem bösen Geiste, in seinen tiefen Kammern aber ruhet ein Reichtum, den nimmer Motten noch Rost fressen. Den sollst du heben, mein[193] Johannes!« Und traurig ward mein Gemüte. Zwischen Schlaf und Wachen kam ich mir vor wie jenes Weib, dem sich in der Johannisnacht die Abendburg aufgetan. Wohl hatte sie Goldes eine Last herausgeholt; doch wie sich der Felsen hinter ihr schloß, ward sie gewahr, daß ihr lieb Kindlein innen geblieben. So hatte auch ich mich bereichert an kalten Schätzen und dabei das Kindlein Unschuld verloren. Nun wimmerte es gleich dem eingemauerten Mägdlein im Krökentore.

Morgens, als mein Roß mich im Galoppe wiegte, schalt ich mich einen Grillenfänger, jubelnd: »Vivat Soldateska!«

Wie ohnmächtig der Feind sich fühlte, ward in einer Sitzung der Magdeburger Ratmannen von Herrn Falkenberg dargetan. Der Oberste wies einen Brief, darin ihm Pappenheim viermal hunderttausend Taler und ein Landgut anbot, sofern er die Stadt preisgeben wolle. »Da sehet ihr – sprach Falkenberg – wie der Feind seiner Tapferkeit also wenig zutraut, daß er zum schleichenden Verrate seine Zuflucht nimmt. Was bleibet ihm auch anders übrig? Lebensmittel haben wir genung, um die Blockade noch etliche Monde auszuhalten. Inzwischen wird die schwedische Majestät ihr königlich Wort einlösen und uns entsetzen. Schon jetzo spüren wir, wie König Gustavus uns Luft macht, indem er viel Feindesvolk von der Stadt ablockt und im Lande umherschleppt. So harret aus, Glaubensbrüder, und lachet, weil der alte Ligistenkorporal an euern Mauern sich die morschen Zähne ausbeißet.« Und es sangen die Bürger:


»Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort

Und steur' des Papst und Türken Mord!«


Wie aber auf den Tag die Nacht folget, also brach nach dieser schönen Abendröte unseres Waffenglückes bange Finsternis herein. Es erschien nämlich wider Erwarten Tilly mit seiner Hauptmacht. Dieweilen er den ausweichenden Schwedenkönig nicht zu fassen gekriegt, war er nun resolvieret, mit unserer Stadt aufzuräumen, um nicht länger vor den Blicken ganz Europiens am Narrenseile herumgeführet zu werden.

Quelle:
Bruno Wille: Die Abendburg. Jena 1909, S. 152-194.
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