König Lear

[307] Das Lustnauer Haus, wo ich bei den Eltern gewohnt hatte, sah noch schmuck aus, und wie damals lächelte der Rosengarten. Ueber dem Krämerladen stand jetzt ein anderer Name: Matthias Straubisch. – Ob ich eintreten durfte? Ich tat es, schon ging die Türschelle – es war derselbe Laut, den ich als Knabe oft vernommen. Hinterm Ladentisch stand eine Frau mit weißem Haar und kohlschwarzen Augen – ich wußte sofort: Linda ist das – noch immer scheint es in dieser Seele hexenhaft zu lodern.

»Grüß Gott! Frau Straubisch! Nicht wahr, Sie sind es? Haben Sie ...« Und suchend musterte ich die ausgelegten Waren. In meiner Verlegenheit deutete ich, obwohl kein Raucher, auf Zigarren. Und während sie diese in eine Hülle tat, begann ich das Gespräch: »Sie werden mich nicht mehr kennen. Es ist ja auch so lange her, daß ich bei Ihrem Vater Rosen kaufte. Student war ich damals ...« Zu dieser Ausrede hatte ich meine Zuflucht genommen, weil mich der forschende Blick ihrer wilden Augen verwirrte. Sie schwieg, als ob sie abwarte, wo hinaus ich wolle. »Ach ja, Frau Straubisch,« fuhr ich fort, »die Zeit vergeht! Ihr Vater muß schon bald Neunzig sein. Ich höre, er wohnt bei Ihrer Tochter, der Frau Jedele. Ich erinnere mich des Hauses – es liegt ja wohl am Goldersbach, wo das Stegle hinüberführt?«[308]

Ihr Blick wurde schielend – auch Enzio und der alte Kuttler hatten diesen Zug. Und nun hörte ich Lindas Stimme – sie war noch hart, wenn auch leise lauernd: »Ja, wo früher 's Stegle war ond dr Goldersbach. Jetzt hat mr ihn reguliert, im Boge abgleitet, durch d Wiese – ond's Stegle ischt fort.« – »Oh!« bedauerte ich, »wieder ein Stück Vergangenheit dahin! Man fühlt eine Art Zerrissenheit, wenn da draußen nicht mehr zu finden ist, was vor dem innern Auge noch wie greifbar steht. Sie, Frau Linda – wie Sie damals waren und Enzio und Ihr Vater – das alles hat noch volles Leben in meiner Erinnerung. Also Ihr Vater, hm ... Und besteht seine Jakobsgemeinde noch? Der Tempel hinterm Garten?« – Sie lächelte verächtlich: »Den Tempel hat dr rote Hahn gholt!« – »Der rote Hahn? Sie wollen sagen, daß er abgebrannt ist? Wie kam denn das?« – »Ha, wie so ebbes halt kommt! Er mußte ja abbrenne! War halt zu ogschickt glega!« – Auf meinen forschenden Blick antwortete sie mit listigem Augenblinzeln und winkte mit dem Kopf nach dem Goldersbach, wo ihr Vater wohnte. Das war nun die echte Linda – ihre spöttische Bosheit war's, die beißend treffen konnte wie ein gezielter Peitschenhieb.

Ich dachte an Gassenmaier und suchte sie durch eine Anspielung zu strafen: »So so! ungeschickt gelegen! Und darum brannte die Scheune ab! Na ja! Der Hölderlin-Turm, der zu meiner Knabenzeit in Flammen aufging, war einem gewissen Jemand auch ungeschickt gelegen.« – Sie stutzte, mißtrauisch bohrten sich die schwarzen Augen in mich hinein: »Der Hölderlin-Turm? Dees ischt aber lang her, arg lang! Ond dazumal send Sie Knab in Tübinge gwä?« – Ich fühlte, wie ich unter ihrem argwöhnischen Spähen errötete. Drum legte ich has Geständnis ab: »Als ich sagte, ich sei in Tübingen Student gewesen, wollte ich nur mein Inkognito wahren. Rund heraus[309] gesagt: meine Eltern haben hier bei Ihnen im Haus gewohnt, ich bin Enzios Schulkamerad. Herr Hainlin hat mir Nachhilfe erteilt. Erinnern Sie sich?« – Betroffen starrte sie mich an und hauchte: »Hainlin?« – »Ja, Hainlin! Was ist denn aus ihm geworden? Sie können gewiß von ihm erzählen.« – »Net viel mähr, als daß 'r tot ischt, lang!« – Schweigend sah ich sie an und nickte: »Ein edelfeiner Mensch! Nicht wahr?« Etwas Weiches kam in ihren Blick, stumm bebte ihre Lippe.

»Aber Enzio!« fuhr ich fort – »was ist denn mit dem? Ich höre soeben, er sei in Tübingen geschäftlich – da möcht' ich nicht verfehlen, ihn aufzusuchen. Sie blicken finster, Frau Linda? Nun ja, ich weiß, was er Ihrem Manne angetan hat – aber Menschenkindern bleibt, wenn sie einander begreifen wollen, nichts übrig, als Nachsicht zu üben.« Ihre Augenbrauen, die noch schwarz und buschig waren, zogen sich zusammen, als solle die Seele darunter versteckt werden – und etwas von wölfischem Knurren hatte ihre Stimme: »Tun mr net von dem rede! Nur dees net!« – »Na ja, ich ... Entschuldigen Sie, wenn ich Peinliches berühre. Aber wer alten Erinnerungen nachgeht, wie ich, kann sich geradezu vernarren in den Wunsch, Gestalten von damals wiederzufinden. Seien es Menschen, seien es Stätten. Von Ihrem Haus da, vom Rosengarten und der Weinlaube hab' ich in diesen Jahrzehnten manchmal geträumt – hab' mich gesehnt, das alles mal wiederzusehen. Nun ich endlich hier bin, freut es mich, daß so ziemlich alles, wie es scheint, beim alten geblieben ist. Steht denn die Laube noch?« – Sie hatte einen schmeichlerischen Zug, als sie erwiderte: »Sie möchten in den Garte?« Und durch den Hausflur ging sie voran, ihre Gestalt war noch straff. Da sieh, wie einst blühten die Rosen, und die Laube war noch immer von Wein umrankt.[310]

Der Wunsch, Näheres über Hainlin zu hören, veranlaßte mich, an ihn zu erinnern: »In der Laube da saß der Kandidat mit meinem Vater und sprach über Erziehung – sprach über uns Knaben und die Schule ... Oh, wie treffend! Zum Seelenpfleger, zum Menschengärtner war er durch sein Genie berufen.« Wehmütig sah sie mich an und nickte: »Sälengärtner! Ja, war onsereis, wär i in seiner Pfleg gwä – anders wär älles worde. Aber – mi hat er net möge – zuletzt schon gar net mähr, wie er hat gemeint, i hätt die Denunziatio gschriebe. Wisset Sie noch? Der Figur in Bebehause hat ebber's Fingerle abgschlage ghätt.« – »Ob ich weiß? Ich selber bin ja der Missetäter gewesen! Grade komm' ich von Bebenhausen und habe mir den abgeschlagenen Finger besehen. Und hab' in mich hineingelächelt, weil er gut angeheilt ist.« Auf diese Wendung zum Heiteren ging Linda nicht ein. »Gschriebe han i die Denunziation net, noi!« Aus ihrem verzogenen Munde kam es wie unterdrücktes Schluchzen, sie wandte sich ab. Da sah ich nun, daß sie Liebe für Hainlin gehabt hatte – Liebe auf ihre Art. Milder war also zu beurteilen, daß sie Bock zu jener Denunziation veranlaßt hatte. Aus Verliebtheit war's geschehen, aus Eifersucht: Hainlins Heirat mit Rosel hatte sie hintertreiben wollen.

Als hätten sich auch ihre Gedanken in dieser Richtung bewegt, fuhr sie fort, Tränen im Auge: »Daß es mit dem Hainlin so komme würd, han i net ahne könne.« – »Wie denn gekommen? Ich weiß gar nichts von ihm.« – »Ond i han nicks weitr ghört, als daß 'r hab kei Glück ghätt mit seiner Frau.« – »Mit Rosel?« – »Net mit der! Die hat ja den Bolkendorf gheiratet.« – »Also doch! Und leben die beiden noch?« – Mit der Hand machte sie eine abwehrende Bewegung: »Ui jeh, längscht net mähr! Beide tot!« – »Ach ja! Die Zeit[311] reißt alles in ihren Strudel ... Aber Sie wollten etwas von Hainlins Frau sagen – wer war's denn?« – »I han sie net kennt – in Berlin, heißt's, hab er mit ihr gwohnt. Ond sie sei ihm ontreu gwä.« – »Untreu? Dem Hainlin?« – Sie nickte finster.

»Und über Enzio möchten Sie mir nichts sagen? Nicht einmal den Namen, den er jetzt führt? Ich möchte ihn gern sprechen.« – Finster schüttelte sie den Kopf und kniff die Lippen zusammen. Dann loderte ihre Wildheit auf: »Nicks wisse mag i von dem! So wenik wie vom Dreck onter meim Schuh.« – Da konnte ich nicht weiter in sie dringen. Schweigend sah ich mich im Garten um. In lieblicher Unschuld, wie einst, lächelten die Rosen, wangenrote und weiße, dunkelglühende und marmorgelbe. Linda pflückte mir etliche zum Andenken. Diesen freundlichen Zug an ihr hatte ich als Knabe ein paarmal beobachtet, eine verstohlene Weichheit mitten in harter Ichgier – es war, als luge aus Unkraut, fast davon erstickt, ein letztes gutes Pflänzchen hervor.

Dankend verabschiedete ich mich und ging, von ihr begleitet, zur Gartenpforte. »Ond jetzt gehe Sie zu meim Vatter?« bemerkte sie spitzig. – »Ja, ich möchte ihn gern wiedersehn.« – »Den werde Sie net wiederkenne, er ischt e Ssimpel.« – »Ich bedaure, daß Sie Ihr gutes Verhältnis zum Vater verloren haben. Früher waren Sie doch sein Augapfel.« – Nichtachtend zuckte sie die Achsel: »Er hat mi schlecht behandelt, halb enterbt.« – »Aber, wie ich höre, doch bloß zugunsten Ihrer Tochter.« – Gereizt eiferte sie, sich auf die Brust pochend: »I! I hätt ihm solle dr Näckschte sein! Warum stellt er mei Tochter mir gleich? Aber's geschieht em recht, dem Narre, daß er bei Jedeles so bhandelt wird. Jetzt hat er's mit allen Kindern verdorbe. Ha jo! Dr Enzio gibt em Geld[312] aus Schikahn gegen mi! Um den Alten gegen mi auszuspiele – om mir 's Lebe schwär zu mache ...«

»Wieso denn Ihnen? Wenn doch Ihr Vater nicht bei Ihnen, sondern bei Jedeles wohnt!« – »Ha, der Alte droht alleweil – mit Brandstiftong! Ond dees geht scho viele Jahr so!« – »Dann ist wohl klar, daß es leere Drohung ist.« – »Ha – weiß mr denn, waas so e Narr noch ahnstelle ka? Rabiat ischt 'r, gmeingfährlich! Ins Narrehaus ghört 'r!«

Dem widerwärtigen Keifen entzog ich mich. Die beiden von Linda erhaltenen Rosen, eine dunkle und eine weiße, steckte ich mir ins Knopfloch. Gewohnheitsmäßig wie einst bog ich in die Gasse, die zum Goldersbach führt – hier war ich so oft mit dem Schulranzen gegangen. Aber ach, das steinige Bett des Baches lag öde, wasserleer, und der hölzerne Steg, von dem ich die Forellen beobachtet hatte, war fort – an seiner Stelle führte ein aufgeschütteter Weg durchs Wiesenland. Enten gab es da noch – nur watschelten sie jetzt über trockenen Schlamm.

Ich sah mich um – hier in der Nähe mußte das Haus sein, wo der alte Kuttler jetzt wohnte. Führte nicht ein steinerner Vorbau zur Haustür? Richtig! Dort die Freitreppe! Auf den Stufen sitzt ein Mann, eine schlottrige Gestalt. Ich gehe hin – das ist der alte Kuttler. An den schwarzen Augen zu erkennen – Lindas Augen sind es, Enzios Augen. Um das lederbraune, verrunzelte Gesicht starren weiße Bartstoppeln. Das Kinn macht Kaubewegungen. Auf den Kopf ist eine Troddelkappe gestülpt. Dürr und eingesunken die Gestalt, als ob ein Holzgestell bekleidet sei. Der eine Fuß steckt in einem Pantoffel, vom andern scheint der Pantoffel verloren. Unheimlich lodernd ist des Alten Blick auf mich geheftet – es glimmt darin noch heftiges Wollen; der übrige Mensch ist Schlacke.[313]

Ich ziehe den Hut: »Grüß Gott, Herr Kuttler!« Er lallt, und ich fahre fort: »Ich wollt' nur grad den Goldersbach anschaun – vierundvierzig Jahre bin ich nicht in Lustnau gewesen – und da seh' ich, das Wasser ist fort – der Bach abgeleitet.« Er nickt und murmelt hohl: »Menschewerk! Bloß Menschewerk!«

»Vielleicht erinnern Sie sich meiner, Herr Kuttler – ich heiße Wille – ich habe mit meinen Eltern etliche Monate bei Ihnen gewohnt, in Ihrem Geschäftshaus.« Spähend kneift er die Augen zusammen, immerfort kaut das Kinn.

»Ja, Herr Kuttler! Anno Dreiundsiebzig war's, vielleicht erinnern Sie sich meines Vaters: er hatte bloß ein Auge.« Jetzt schien in dem Alten etwas aufzuwachen, die Hand tat er vor sein Auge und lallte: »E schwarz Bändle hat er da ghätt, gelt?« – »Ja! Das war mein Vater!« – »Na send Sie der – wo mit meim Enzio zum Gymnasiom gange ischt?« – »Stimmt, Herr Kuttler! Und über den Enzio hätt' ich Sie gern befragt. Dieser Tage ist er in Tübingen, hab' ich gehört. Ich möchte ihn besuchen – wo wohnt er?« Grinsend schüttelt der Alte den Kopf: »Den finde Sie net! Verpuppt hat er sich – ausgeschlüpft ischt e fremder Schmetterling – Aemörriken-Mister.« – »Ja, ich weiß, daß er in Amerika war und den Namen gewechselt hat. Und wie nennt er sich? Wo wohnt er?« – Der Alte murmelt in sich hinein, rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Wahrscheinlich weiß er selber nichts Näheres über seinen Sohn. Der will ja auch inkognito bleiben, drum wird er sich wohl hüten, einen Schwachkopf zum Mitwisser seiner Heimlichkeit zu machen.

»Aemörriken-Mister,« lallt der Greis – »aber all dees Menschewerk soll vergehe! Ond's Häusle tu i dooch azünde.« – »Aber nein, Herr Kuttler! Das kann nicht Ihr[314] Ernst sein! Sie waren sonst ein frommer Mann. – Und denken jetzt daran, solche Sünde zu begehn? Nicht doch!« – Starrsinnig winkt er ab: »Dees Häusle da ischt Menschewerk! Ond die Sünd', graad da tut die Sünd hause – drum mueß dees Häusle fort. Ond wenn sie den Ssimpel aussperre, – azünde kann er dooch!« – »Hat man Sie ausgesperrt? Wo sind denn Jedeles?« – »Auf dr Wies – Oehmd mache!«

»Wollen Sie rauchen, Herr Kuttler?« Ich gebe ihm die gekauften Zigarren – er nimmt eine, beißt ab und sagt lauernd: »Gebt mir e Zündhölzle.« Ich hole mein Schächtelchen heraus und reiche ein brennendes Hölzchen. Er raucht an und bittet mich, ihm 's Schächtele zu schenken – die Ziehgarr müss' er halt immer wieder azünde, weil er aufs Rauche vergess'. Da ich argwöhne, er könne Feuer anlegen, erwidere ich, das Schächtelchen brauch' ich selber. – Die Zigarre scheint ihm zu schmecken, und ich sage: »Aus Ihrem früheren Laden hab' ich die gekauft – von Ihrer Tochter Linda.« Sein Gesicht wird düster, die Zigarre betrachtend, faselt er: »Menschewerk!« – »Ich bedaure, daß Sie nicht mehr so gut wie einst mit Ihrer Tochter stehn. Wie ist das gekommen?« – Seine Antwort ist eine Handbewegung nach dem Pfosten der Haustür. Auf schwarzem Grund steht da, rot gemalt, der seltsame Haussegen: »Undank ist der Welt Lohn.« – »Sehr wahr!« entgegne ich, und da lodert der alte Propheteneifer in ihm auf, hohl deklamiert er: »Wer seinen Kindern gibt das Brot – ond leidet nachher selber Not – den schlag mr mit dr Keule tot! Ja meine Kinder, die hänt mi verleugnet ond verlasse – an dene bin i gstroft. Jetzt, Herr, saget mir, ob so ebbes scho vorkomme ischt in dr Welt?«

»Es ist schon alles einmal dagewesen, hat ein Weiser gesagt. Und haben Sie denn nie die Geschichte vom Lear gehört?[315] Nicht? Dieser König Lear hat eine Affenliebe gehabt für seine zwei ersten Kinder, so daß er ihnen sein Reich geschenkt hat. Aber wie sie's besaßen, haben sie ihn grausam behandelt – vor Gram ist er wahnsinnig geworden und wie ein Bettler in seinem Reich umhergeirrt. Ach, kennen Sie die Geschichte wirklich nicht? Shakespeare hat ein Theaterstück daraus gemacht.«

Finstern Blickes brummt er: »Theadr? Menschewerk ischt dees! Von Theadr ond so Märle will i nick's! Nach 'der wirkliche Welt frag i – ob da so ebbes scho vorkomme ischt. Auf em Theadr freili, wenn da d' Leut sehe, wie e Könik Gram hat, na mache se e 'groß Gschrei, weil sie Fürschteknecht sind: oh! dr arme Könik! Ond e Buch tun se draus mache, e Theadrstückle. Wenn aber e Dörfler, einer, wo seinen Sohn verstoße hat ond all sei Eigentum verschenkt hat an seine Tochter ond an deren Tochter, wenn i, dr Josua Kuttler, so ebbes erleb, na macht mr nicks draus! Na hat die Welt net Erbarme! Na spottet sie bloß ond lacht: Gschieht ihm recht, dem Narre! I aber sag: Domme Welt! Waas weißt denn du von Recht ond Onrecht? Vom Onterschied zwischen Menschewerk und dem Gott Jakobs, der da äwik ischt? He du, Welt – ssaumäßik domme, pfui!« Und er spuckt aus – ganz außer sich, seine Augen rollen. Da ihm die Zigarre ausgegangen ist, geb' ich ihm nochmals Feuer, er raucht an, betrachtet die Zigarre und murrt: »Menschewerk!«

Für diesen Lustnauer Lear hab ich nun nichts weiter als einen Gruß – dann geh ich eilig, womöglich seinen Sohn ausfindig zu machen. Die Rosen, die mir Linda geschenkt hatte, vergingen rasch: die dunkle verlor auf einmal ihre Blütenblätter, die weiße fiel in den Straßenkot.

Quelle:
Bruno Wille: Glasberg. Berlin [o. J.], S. 307-316.
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