Zweiter Auftritt

[24] Die Vorigen. Lord Ruthwen. Der Vampyrmeister.


GEISTERCHOR.

Dort nahet der Meister

Im falben Feuerschein!


Es beginnt starker Donner und Blitz.

[24] Der Wagen hat den Höhleneingang erreicht und kommt nach vorn bis zu dem Felsblock in der Mitte, bei welchem er mit einem starken Tamtamschlage hält.

Der Mond verfinstert sich und wird blutrot, ein gelber Schein überflutet die Felsgegend, die blaugrüne Beleuchtung verschwindet.


Der Vampyrmeister wird vom Souffleur aus fahlgrün beleuchtet.

Ruthwen und der Vampyrmeister steigen, wenn der Wagen am Felsblock in der Mitte vorn angelangt ist, auf den Felsblock.

Gnomen schieben den leeren Wagen langsam in die Höhle zurück. Ruthwen steigt nach rechts Hinunter in den Vordergrund.

Melodram.


VAMPYRMEISTER spricht und zeigt auf Ruthwen.

Dieser hier, der schon verfallen

Unserm Dienste ist,

Wünscht noch eine kurze Frist

Unter den freien Menschen zu wallen.

Sein Begehren sei bewillet,

Wenn er seinen Schwur erfüllet,

Wenn bis künft'ge Mitternacht

Er drei Opfer uns gebracht:

Für drei Bräute, zart und rein,

Soll dem Vampyr ein Jahr bewilligt sein!

RUTHWEN beschwört den Vampyrmeister, singt.

Bei der Urkraft alles Bösen

Schwör' ich Euch, mein Wort zu lösen;

Doch fliehet diesen Aufenthalt,

Denn eins der Opfer naht sich bald!

Vampyrmeister versinkt mit dem Felsblock unter Donner, Blitz und aufsteigendem Dampf.

Das fahle Licht verlischt.

Der Mond leuchtet wieder halbhell, ebenso erscheint der blau-grüne Schimmer wieder.

Ruthwen tritt einen Schritt vor und steht bei dem Geisterchor regungslos in der Mitte.[25]


Quelle:
Heinrich Marschner: Der Vampyr. Dichtung von Wilhelm August Wohlbrück, Leipzig [o. J.], S. 24-26.
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