Inhalt.

[169] Auch die Herzogin, von Gawan gewarnt, verschweigt Arniven seinen Namen. Auf dem Saale wird ein Fest begangen, bei welchem Gawan die beiden Kämpen der Herzogin auf ihre Bitte frei giebt, seiner Schwester Itonjê Ring und Botschaft von Gramoflanz überbringt und ihrer Liebe Beistand verspricht. Nach dem Mahle tanzen die Frauen mit Klinschors Ritterschaft: beiden ist es zu früh, als Gawan zum Zeichen des Aufbruchs den Nachttrunk fordert. Darauf hält er, nur mit Arnivens und Benes Mitwißen, sein Beilager mit Orgelusen. Der nach Löver gesandte Knappe spricht erst heimlich bei Ginover vor, die ihn unterweist, wie er seine Botschaft öffentlich werben und den König gewinnen solle. Er kehrt mit deßen Zusage heim, und widersteht abermals Arnivens ausforschenden Fragen. Von dieser läßt sich Gawan erzählen, welche Bewandtniss es mit dem Schloße und Klinschors Zauberkunst habe. Er war Herzog von Kapua in Terre de Labeur (Kampanien) und Neffe des Zauberers Virgilius in Neapel, und minnte Iblis, die Gemalin Iberts, Königs von Sicilien, der ihn auf Kalot-Embolot in ihren Armen ertappte und zum Kapaun machte. In der Stadt Persida erlernte er die Zauberkunst, durch welche er seine Schmach an der Welt zu rächen gedachte. König Irot von Roschsabins, Gramoflanzens Vater, schenkte ihm einen Berg mit acht Meilen Umkreiß, wo er Chatelmerveil erbaute, viel Frauen und Ritter aus der Christenheit und Heidenschaft, namentlich die vierhundert Frauen und vier Königinnen von Artus Hofe dahin entführte, und Burg[169] und Land Dem verhieß, der das Abenteuer des Wunderbettes bestehen würde. Artus, der seinem Versprechen gemäß mit großem Heere heranzieht, war vor Logrois mit der Ritterschaft der Herzogin, die einen Angriff Gramoflanzens vermuthete, in Kampf gerathen. Gawan, der ihm eine Ueberraschung bereiten will, läßt ihn unbegrüßt vorüberziehen. Darauf ernennt er vier Amtleute, zieht sie ins Geheimniss, befiehlt ihnen, keinen Aufwand zu sparen, und schickt den Marschall auf den Plan vor Joflanze voraus, ihm neben Artus Gezelten ein gesondertes Lager aufzuschlagen. Dann bricht er mit seiner Schar auf, zieht durch Artus Lager und umgiebt deßen Gezelt mit einem Kranz von Frauen. Artus und Ginover kommen hervor, ihn zu begrüßen; die Königin führt ihn mit den Vornehmsten ins Gezelt, während Artus im Kreiße umherreitet, um auch die Frauen mit ihren dienenden Rittern willkommen zu heißen. Als er ins Zelt zurückkommt, stellt ihm Gawan in Arniven Utepandragons Wittwe, Artusens Mutter, in Sangiven König Lots Wittwe, Artusens Schwester und Gawanens Mutter, in Itonjê und Kondriê Lots und Sangivens Töchter, Gawanens Schwestern vor, wodurch er sich Arniven als ihren Enkel zu erkennen giebt und ihre Neugierde befriedigt. Es wird verabredet, auch Orgelusens Ritterschaft und die von ihr gefangenen Britten, welche die Herzogin frei giebt, kommen zu laßen, um den Glanz der Versammlung zu mehren. Darauf begiebt sich Gawan mit seinem Gefolge in das von dem Marschall für sie aufgeschlagene Lager. Am Morgen ziehen Die von Logrois heran und schlagen gleichfalls ein Sonderlager auf. Artus schickt Boten nach Roschsabins und ersucht Gramoflanz, sich zum Zweikampf einzufinden. Gawan empfängt Orgelusens Minneritter, wappnet sich und reitet hinaus, sich zum Kampf vorzubereiten. Am Sabins begegnet ihm ein Ritter, mit deßen Erscheinen die Märe zu ihrem Helden zurückkehrt.

Quelle:
Wolfram von Eschenbach: Parzival und Titurel. 2 Bände, Stuttgart 1862, Band 2, S. 169-170.
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