Inhalt.

[237] Der Ritter, mit welchem Gawan in Kampf geräth, weil er ihn für Gramoflanz hält, trägt von deßen Baum einen Kranz und reitet, wie er selbst, ein Pferd mit dem Wappen des Grals. Als die Boten des Artus von Gramoflanz zurückkehren, der ihnen auf dem Fuße folgt, finden sie Gawanen im Begriff, dem Unbekannten zu unterliegen und rufen klagend seinen Namen aus. Darüber bestürzt giebt sich der Sieger als Parzival zu erkennen. Ohnmächtig sinkt Gawan zur Erde, erst von einem der Boten, dann von Benen gepflegt, die mit Gramoflanz hinzukommt. Der verabredete Zweikampf wird auf den andern Morgen vertagt, obgleich Parzival bereit ist, sogleich für den erschöpften Gawan zu kämpfen, was Gramoflanz ablehnt und deshalb von Benen gescholten wird. Parzival wird den vier Königinnen und Orgelusen vorgestellt; letztere kann ihm ihre Verschmähung nicht vergeßen. Artus nimmt ihn wieder in die Tafelrunde auf; gleichwohl weigert sich Gawan, ihm den Zweikampf mit Gramoflanz zu überlaßen. Als er sich aber am Morgen gestellt, ist ihm Parzival zuvorgekommen und Gramoflanz besiegt, deßen Zweikampf mit Gawan nun ebenfalls auf morgen verschoben wird. Gramoflanz giebt den Boten, die Artus ersuchen sollen, ihm dießmal den rechten Kampfgenoßen zuzuschicken, einen Brief an Itonjê mit. Bestürzt über den Zweikampf des Bruders und des Geliebten, wendet sich diese durch Arnivens Vermittlung an Artus, welcher dem Kampf[237] zu wehren verspricht, als er aus dem Minnebrief des Königs, den Benes Geschicklichkeit zur rechten Zeit herbeischafft, ersieht, daß es diesem mit Itonjê Ernst ist. Er bescheidet die Boten, schickt Benen mit ihnen und läßt Gramoflanz zu sich laden, welchem Beaukorps, Gawans und Itonjês Bruder, entgegenreitet. An der Aehnlichkeit mit diesem erkennt Gramoflanz die Geliebte, die er jetzt zum Erstenmal sieht. Artus und Brandelidelein, Gramoflanzens Oheim, beschließen die Sühne zu stiften, die mit Beitritt der Herzogin unter der Bedingung zu Stande kommt, daß der König auch dem Anspruch wegen seines Vaters Ermordung entsage. Darauf wird Gramoflanz mit Itonjê, Lischois mit Kondriê, Sangive mit dem Türkowiten vermählt und die Hochzeit prächtig begangen, zumal nun auch die Herzogin ihre Vermählung mit Gawan veröffentlicht und Gramoflanz sein Heer herbeizieht und jeden seiner Fürsten ein Sonderlager aufschlagen heißt. Parzival, deßen Stimmung zu diesen Freuden nicht passt, reitet heimlich hinweg.

Quelle:
Wolfram von Eschenbach: Parzival und Titurel. 2 Bände, Stuttgart 1862, Band 2, S. 237-238.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Parzival
Parzival. Text und Übersetzung. Mittelhochdeutscher Text: Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text Nach Der Sechsten Ausgabe Von Karl Lachmann. Mit ... Und in Probleme Der Parzival-interpretation
Parzival - Band 1: Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch
Parzival - Band 2: Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch
Parzival: Band 1 und 2
Parzival I und II (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch)