Anmärkungen des vierden Buches.

Zur 4 Einteilung.


Im Agrigentischen glühendem Ofen.] Diesen hat Perillus / ein Künstler von Atehn / auf Befehl des Falaris / Königes von Agrigent / den Tullius den grausamsten aller Wühtriche nennet / aus Ertze gegossen / und so künstlich erfunden / daß die Menschen / die man darinnen versperret brahten lies / eben als ein Ochse /wie Plinius / im 8 Hauptst. seines 34 Buches / meldet / zu bölken schienen. Daher schreibet Ovidius / im seiner Trauergedichte:


IPSE PERILLÆO PHALARIS PERMISIT IN ÆRE

EDERE MUGITUS, & BOVIS ORE QUERI.


wie auch anderwärts:


ÆRE PERILLÆO VEROS IMITERE JUVENCOS,

AD FORMAM TAURI CONVENIENTE SONO.


Aber der Erfinder / als er vom Falaris / der an dergleichen neuen Peinwerkzeugen sich überaus ergetzte /eine Verehrung forderte / muste der erste sein / welcher / auf Befehl des Wühterichs / darinnen verbrant ward. Ja Falaris ward endlich selbst / samt seiner Gemahlin / und den Kindern / durch das aufrührisch gemachte Volk / in eben demselben Ochsen hingerichtet; wie es ebenmäßig Ovidius mit folgenden Worten berühret:


UTQUE FEROX PHALARIS, LINGUÂ PRIUS ENSE RESECTÂ,

MORE BOVIS PHARIO CLAUSUS IN ÆRE GEMAS.


Zur 5 Einteilung.


Kreuse / die auch Glauke genennet wird / des Korintischen Königs Kreons Tochter / welche Jason geehliget / nachdem er die Medee / des Kolchischen Königs Eta Tochter / verlaßen:[551] darüm dan diese / sich zu rächen / jener ein Kästlein / darinnen sich ein verborgenes Feuer befand / zur Verehrung geschickt; aus welchem / sobald man es eröfnet / das eingeschlossene Feuer heraus gefahren / und das gantze Schlos /mit der Kreuse / verbrant. Daher schreibet Propertz im 2 Buche seiner Gedichte:


ASPICE, QUID DONIS ERYPHILA INVENIT AMARIS,

ARSERIT & QUANTIS NUPTA CREUSA MALIS.


Siehe doch / was Erifile / das ist Medee / mit ihren bitteren Geschenken erfunden / und wie die Gemahlin Kreuse so unglüklich verbrant worden. Aber Nigidius schreibet / daß Kreuse / dem Feuer und Gifte der Medee zu entflühen / sich zu Korint in einen Brunnen / den man nachmahls Glauke genennet / solte gesturtzt haben.

Alzibiades / ein fürtreflicher Kriegs- und Stahts-man zu Atehn / der so große Tugenden / und zugleich auch so große Laster an sich hatte / daß man zweifelte / ob er mehr zu preisen / oder zu schälten sei / war überaus wohl gestaltet / und mit einer sonderlichen Schönheit begabet / zu derer Erhalt- oder Vermehrung / er die wilde Ochsenzunge / eine Gattung der Rohten / die sonst ANCHUSA, nach ihm aber ἀλκιβιάδιον, das ist Alzibiadeskraut / genennet worden. Dieser /als er Atehn verlaßen / und sich in Frigien aufhalten muste / ward alda von denen / die ihn zu verfolgen ausgeschikt waren / in seinem Bette verbrant; wie Plutarch / Elian / Justien / im 5 Buche / und Plinius /im 22 Hauptstükke seines 34 Buches / angezeichnet.

Pitagoras war der weltbekante fromme Samische Weisemeister / dessen Lob Ovidius / im 15 seiner Verwandlungssbücher also erhöbet:


MENTE DEOS ADIIT, & QUÆ NATURA NEGAVIT

USIBUS HUMANIS, OCULIS EA PECTORIS HAUSIT.


Von diesem meldet Laertz / daß er / im Wälschlande zu Kroton / da er zur Zeit des Servius Tullius / wie Livius / Suidas / und Dionisius schreiben / gelehret /in des Nikokles oder Milons Hause / von einem Jünglinge / den er in seine Schuhle nicht[552] aufnehmen wollen / verbrant / oder vielmehr / nachdem er aus dem brennenden Hause geflohen / ermordet worden. Aber Plutarch beschuldiget hiermit / in seinem Buche vom Sokratischen Geiste / die Kiklonier; indem er meldet /daß eben diese den fürtreflichen Man zu Metapont /welches eine Griechische Stadt war / in / und samt dem Hause seiner Geselschaft / eingeäschert. Hingegen wird vom Dizearch / bei dem Laertz / gegleubet /daß er nicht verbrant / auch nicht ermordet / sondern im Heiligtuhme der Musen zu Metapont / dahin er geflohen / nachdem er vierzig Tage gefastet / im achtzigsten Jahre seines Alters / wie Heraklides / bei dem Laertz / angemärket / gestorben sei. Man hielt ihn /seines überaus mäßigen und halbgötlichen Lebens wegen / so hoch / daß er auch nach seinem Tode /gleichals ein Gott geehret / und seine Wohnung zum Götzenhause gemacht ward; wie Trogus im 20 Buche bezeuget.


Zur 24 Einteilung.


Wie Bitus und Bachius.] Diese / derer Swetohn gedenket / waren zween fürtrefliche Fechter / die weder an Kühnheit / noch Kunst einander nicht wichen. Dan nachdem sie viel andere Fechter niedergemacht / gingen sie endlich auch auf einander selbst loß / und erstachen sich / nach langem Fechten / alle beide. Daher sagt Horatz:


UT NON COMPOSITI MELIUS CUM BITHO BACCHIUS.


Hiervon komt das Sprichwort / Bitus wider den Bachius: welches gebraucht wird / wan zween Böse mit gleicher Boßheit einander begegnen.


Zur 26 Einteilung.


Arba / der Enaker oder Enakskinder Stamvater / den Jakob Kapelle / weil ארבע, ARBA, bei den Ebräern so viel als Viere bedeutet / und das Wort אמנת, das ist ein Ellebogen / darbei solte verstanden werden / vier Ellebogen lang gewesen zu sein meinet. Aber er hat diesen Nahmen / indem eine Länge von[553] vier Ellebogen zu einem solchen Riesen / welcher der gröste unter den Enakskindern / wie es in der Grundsprache lautet / im 14 Hauptst. des Buchs des Josua / genennet wird / viel zu wenig ist / durch das Wort Ellebogen gantz nicht recht erklähret. Dan weil dieser Arba gleichsam ein Vater der vier Riesen war / nähmlich des Enaks / Achimans / Sesai / und des Telmai / derer drei letzten im 1 Hauptstükke des Buchs der Richter gedacht wird / so kan man anders nicht urteilen / als daß dieser Nähme volkömlich ארבע־אבי, ABI-ARBA, das ist der Vater der Viere / nähmlich der Vier Riesen / heissen sol. Dergleichen Beispiel finden wir im 26 Hauptst. des 4 der Bücher des Moses / am Nahmen Hieser oder Ihezer / den das Buch des Josua im 17 Hauptst. volkommen Abiezer ausspricht. Dieses Ihesers oder vielmehr Abiesers Vater war Gilead / und Großvater Machir / der Sohn des Manasse.


Zur 27 Einteilung.


Kirjat-Arba / ארבע־קרית, das ist des Arba Stadt.] Diese lag auf dem Gebürge des Juda / und war eine von den sechs Freistädten der Kinder des Israels / wie Josua im 20 Hauptst. seines Buches anzeiget: wie auch eine von den Städten der Kinder des Levi; darvon das 21 Hauptstükk des gemeldten Buches also spricht: so gaben sie ihnen (den Kindern Aarons / des Geschlächts der Kahatiter / aus den Kindern des Levi) Kirjat-Arba / die des Vaters Enaks war / das ist Hebron / auf dem Gebürge des Juda. Ja eben dieselbe Stadt war es / die erstlich dem Kaleb / dem Sohne des Jefunne / straks nach ihrer Eroberung / der Stam des Juda erblich zu besitzen übergab. Die Worte des 1 Hauptstükkes des Buchs der Richter lauten hiervon also: und Juda zog hin wider die Kananiter / die zu Hebron wohneten (Hebron aber hies vor Zeiten Kirjat-Arba) und schlug den Sesai / und Achiman / oder Ahiman / und Talmai. Und sie gaben dem Kaleb Hebron / wie Moses gesagt hatte. Und er vertrieb daraus die drei Söhne des Enak. Eben dasselbe meldet auch das 15 Hauptst. des Buches des Josua. Hierbei kan zugleich nachgelesen werden das 14 Hauptst. itztangezogenen[554] Buchs / wie auch was wir droben bei der 21 Einteilung unsers ersten Buches / und Matt(eus) Aurogallus / in seinem Buche von den Eignen Nahmen der Ebräer / hiervon erinnert. Kirjat-Arche / das ist der Uhrkunden Stadt.] Von den dreierlei Nahmen dieser Stadt haben wir droben / bei der 21 Einteilung unsers 1 Buches schon etwas angemärket. Den itztgemeldten findet man in der Kaldäischen Ubersetzung aus dem Arabischen. Daß ihr aber der Nähme Debir / das ist Dornenstadt / wie es Althammer / in seinem Walde der Eignen Schriftnahmen / erklähret / erst nach der Zeit / da sie von den Kindern des Israels erobert worden / gegeben sei / erscheinet aus dem 15 Hauptst. des Buchs des Josua / und aus dem 1 Hauptst. des Buchs der Richter / da man diese Worte lieset: Und Juda zog von dannen / wider die Einwohner zu Debir. Debir aber hies vor Zeiten Kirjat-Sefer. Und Kaleb sprach: wer Kirjat-Sefer schläget / und gewinnet / dem wil ich meine Tochter Achsa zum Weibe geben / u.a.m. Auch saget das itztgemeldte 15 Hauptst. des Buches des Josua ferner / und weiter nach dem Ende zu: Kirjat-Sanna / das ist Debir.


Zur 28 Einteilung.


Enak oder Anak.] ענק, das ist ein Halsschmukträger /Halskettenträger / TORQUATOS, war ein Uhrhöber der ענקים, ANAKIM, der Anaker oder Enaker / oder der ענק־בני, Anakskinder oder Enakskinder. Jenes gedenket die heilige Schrift an vielen Oertern: nähmlich im 4 B. des Moses 13; 29;34: im 5 B. Mos(e) 9; 2: und im Buche des Josua / 15; 13, 14: 21; 12: wie auch im Buche der Richter / 1; 20: dieser aber / im 5 B. des Moses 1; 28: und im B. des Josua / 11; 21, 22: 14; 12, 15. Auch nennet eben dieselbe die drei Söhne des Enaks / aus denen alle die andern eigendlich also genenten Enaker oder Enakskinder entsprossen / im 4 B. des Moses 13; 23: wie auch im Buche des Josua /15; 4: und im B. der Richter / 1; 10, 20, ausdrüklich mit Nahmen. Am erstangeführten Orte stehen hiervon diese Worte: da (zu Hebron) war Achiman / Sesai /und Talmai / die Kinder des Enak. Hebron aber war sieben Jahr gebauet vor Zoan in Egipten / u.a.m.[555]

Der Föniker oder Fönizier / oder auch Pöner / und Puniker Nahme.] Hiervon kan droben unsere Anmärkung / bei der 13 Einteilung unsers 1 Buchs nachgelesen werden.

Darunter man nicht allein die Riesen von Kanaan.] Daß aber die Föniker ins gemein für Anakskinder oder Anaker haben wollen gehalten sein / obschon die wenigsten von Anak herstammeten / siehet man /unter andern / deutlich genug am Nahmen der Stadt Kartago / welche sie gebauet / und in ihrer Sprache CHADRE-ANAK, ענק־חדרי, das ist den Sitz der Anaker / genennet: wie / im 2 Aufzuge der 5 Handlung seines so genenten PŒNULUS, Plautus anzeiget /und Bochard / in seinem Kanaan / am 804 Bl. weitleuftig angemärket. Auch ist es kein Wunder; weil es schier bei allen Völkern gebreuchlich / daß sie nach ihrem edlesten und berühmtesten Teile sich zu nennen pflegen.


Zur 29 und 30 Einteilung.


Achiman / אחימן wird von den Ebräischen Sprachmeistern solcher Gestalt erklähret / als wan es aus אח und ימין gebildet were / und als hiesse es מיומן שבאחין, das ist durch die Faust 20 den Brüdern überlägen. Sesai / ששי, war der mitteste Sohn des Enaks / wiewohl ihn das Buch des Josua / und der Richter voran setzet. Talmai / תלמי, scheinet aus תלם das ist eine Furche /oder Akkerfuhre / gebildet zu sein.


Zur 31 Einteilung.


Des Landes Einwohner.] Diese Worte stehen im 4 Buche des Moses /13; 29, 32, 33, 34.


Zur 32 Einteilung.


Gleichwohl überwand sie Josua.] Hiervon handelt das 11 Hauptst. des Buches des Josua also: zu der Zeit kahm Josua / und rottete aus die Enakim von dem Gebürge / von Hebron / von Debir / von Anab / von allem Gebürge des Juda / und von allem Gebürge Israels / und verbannete sie / mit ihren Städten;[556] und lies keinen der Enakim übrig bleiben / im Lande der Kinder Israels / ohne zu Gaza / zu Gad / zu Asdod: da blieben sie übrig.

Der Riese Goliat.] Von diesem handelt das 17 Hauptst. des 1 Buchs Samuels: da unter andern stehet / daß gemeldter Riese einen ehernen Helm auf seinem Heupte / und ein schupichtes Pantzer getragen / dessen Gewicht 5000 Sekkel Ertzes gewesen. Auch hab' er ein ehernes Beinharnisch an seinen Schenkeln / und ein ehernes Schild auf seiner Schulter gehabt. Und der Schaft seines Spiesses sei wie ein Weberbaum gewesen / dessen Eisen 600 Sekkel gewogen. Hierbei hat M(agister) Johan Vogel / in Joh(an) Kassions Berichte von den Riesen / folgendes angemärket: wan man verstehet / schreibt er / SICLUM τετράδραχμον, und ihn auf ein Loht rechnet / so machen 5000 Sekkel 156 Pfund / und ein Vierteil. Lesset man es aber / wie vermuhtlich ist / auch nur SICLUM PROFANUM oder τετράδραχμον sein / so macht es gleichwohl 78 Pfund / und ein halbes Vierteil. Also machen auch die 600 Sekkel zum Eisen am Spiesse / SICLO SANCTUARII, 19 Pfund / und anderthalbes Vierteil.

Vom Lahemi findet man im 21 Hauptst. des 1 Buchs der Zeitgeschichte folgende Worte: da schlug Elhanan / der Sohn Jairs / den Lahemi / den Bruder Goliats / den Gatiter / welcher eine Spiesstange hatte /wie ein Weberbaum. Sibai oder Sippai / der auch einer aus den Kindern der Riesen war / wird an eben demselben Orte mitangezogen. Vom Isbibenob stehet / im Hauptst. des 2 B. Samuels / also: und Isbi zu Nob / welcher war der Kinder Rafa einer / und das Gewücht seines Speers war 300 Gewücht Ertzes / und hatte neue Warfen: der gedachte David zu schlagen Aber Abisai / der Sohn des Zeruja half ihm / und schlug den Filister toht. In der Folge dieses Hauptstükkes wird auch des Sippai / der alda Saf heisset /und des Lachemi / unter Goliats seines Bruders Nahmen / wie auch desselben Riesen mit den vielen Zeen und Fingern gedacht. Vom letzteren lauten die Worte / wie folget: und es erhub sich wieder ein Krieg zu Gat. Da war ein langer Man / der hatte sechs Finger an seinen Händen / und sechs Zeen an seinen Füßen /das ist vier und zwanzig an der Zahl; und er war auch[557] gebohren von Rafa. Und da er Israel hohn sprach /schlug ihn Jonatan / der Sohn des Simea / des Bruders Davids. Diese viere waren dem Rafa zu Gat gebohren / oder von den Riesen zu Gat / wie im 21 Hauptst. des 1 B. der Zeitgeschichte stehet / und fielen durch die Hand Davids / und seiner Knechte.


Zur 33 Einteilung.


Der Egiptische Riese von fünf Ellen.] Von diesem /und seinem Uberwinder dem Benaja / dem Sohne des Jojada / handelt / unter andern / das 12 Hauptst. des 1 Buchs der Zeitgeschichte.


Zur 34 Einteilung.


Das erste war Basan.] Hiervon handelt das 21 Hauptstük des 4 Buchs des Moses; wie auch das 3. und 29 Hauptst. des 5 B. Mos(e).


Zur 35 Einteilung.


Den Kindern Ammons / und Moabs.] Hiervon zeuget das 2 Hauptstük des 5 B. des Moses.

Die Emer.] Von diesen Riesen lauten / im itztgemeldten Hauptstükke / die Worte / wie folget: Ich habe Ar den Kindern Lots zu besitzen gegeben. Die Emim haben vor Zeiten darinnen gewohnet. Das war ein großes / starkes / und hohes Volk / wie die Enakim. Man hielt sie auch für Riesen / gleichwie die Enakim: und die Moabiter heissen sie auch Emim.

Die Sammesumer.] Hiervon findet man / in eben demselben Hauptstükke / diese Worte: Ich wil dir des Landes der Kinder Ammons nichts zu besitzen geben: dan ich hab es den Kindern Lots zu besitzen gegeben. Es ist auch geschätzt für der Riesen Land. Auch haben vor Zeiten Riesen darinnen gewohnet: und die Ammoniter heissen sie Sammesumim. Das war ein großes / starkes / und hohes Volk / wie die Enakim /u.s.f.[558]


Zur 36 Einteilung.


Das vierde gemeldter Riesenländer.] Hiervon spricht mehrgemeldtes Hauptstük ebenfals. Dessen eigene Worte lauten / wie folget: auch wohneten vor Zeiten in Seir die Horiter: und die Kinder des Esau vertrieben und vertilgeten sie von ihnen / und wohneten an ihre stat.


Zur 37 Einteilung.


Jener Französische Riese.] Von diesem schreibet Livius / im 4 B. des 1 Teils / und aus ihm Joh(an) Kassion / im 5 Hauptst. von den Riesen. Der Röhmer Manlius / welcher gemeldten Riesen straks im ersten Gange / wiewohl er nicht halb so lang / und noch sehr jung war / erlegte / ist eben derselbe / der seinen eignen Sohn / nachdem er ihn zuvor mit Ruhten gestrichen / entheupten lies / nur allein darüm / weil er /wider seinen Befehl / mit den Samniten / die ihn ausgefordert / geschlagen / unangesehen / daß er den Sieg darvon getragen. Daher spricht Virgiel / im 6 B. seines Heldengedichtes vom Eneas:


– SÆVUMQUE SECURI

ASPICE TORQUATUM.


Ja daher / scheinet es / hat er auch zu dem ersten Zunahmen TORQUATUS, der nachmahls sein Geschlächtsnahme ward / noch einen bekommen /indem er IMPERIOSUS, das ist der Gebietende oder Herscherische genennet worden; wie Gellius / im 13 Hauptst. seines 9 Buches / und Livius an gemeldtem Orte / bezeugen.


Zur 39 Einteilung.


Dan als die Kuhrkinder GOttes.] Hiervon meldet die heilige Schrift im 6 Hauptst. des Buches der Schöpfung also: Als sich die Menschen zu mehren begunten auf Erden / und zeugeten ihnen Töchter; da sahen die Kinder GOttes nach den Töchtern der Menschen / wie sie schön waren / und nahmen zu Weibern / welche sie wolten. Es waren auch zu der Zeit Tirannen auf[559] Erden. Dan da die Kinder GOttes die Töchter der Menschen beschlieffen / und Kinder zeugeten / wurden daraus Gewaltige in der Welt / und berühmte Leute. Da aber der HERR sahe / daß der Menschen Boßheit groß war auf Erden / und alles Dichten und Trachten ihres Hertzens nur böse fort und fort; da reuete es Ihn / daß Er die Menschen gemacht hatte /und es bekümmerte Ihn in seinem Hertzen; und Er sprach: Ich wil die Menschen / die Ich geschaffen habe / vertilgen von der Erde / u.s.f. Noah fand Gnade vor dem HERRN. Aber die Erde war verderbet vor GOttes Augen / und vol Frevels / u.s.f. Da sprach GOTT zu Noah: alles Fleisches Ende ist vor Mich kommen. Dan die Erde ist vol Frevels von ihnen: und siehe da! Ich wil sie verderben / mit der Erde / u.s.f.


Zur 40 Einteilung.


Nimrod / der erste König zu Babel / da eine große Mänge des edlesten Weines wuchs / und er also mit rechte ein Herr des Weines heissen mochte / war eben derselbe / den die Griechen Βάκχος, und die Lateiner / ihnen zur folge / BACCHUS, wie auch die Deutschen Bachus nennen. Und diesen Nahmen haben sie aus כוש־בר BAR-CHUS, das ist der Sohn Kus / gebildet; indem die Griechen nur allein das r in Bar / das so viel / als Sohn / bedeutet / in ein oder k / und die Lateiner in ein C verwandelt / die Deutschen aber gantz weggeworfen. Er war auch warhaftig ein Sohn Kus oder CHUS, und ein Sohnssohn des Hams / oder Jupiter Ammons; wie den Harn die Götzendiener nachmahls benahmet: wie auch ein Vater des Ninus /der die gewaltige Stadt Ninive gestiftet. Daher ward auch dieser Bachus oder Sohn des Kus bei den Griechen zugleich Διόνυσος, als sagte man Διὸς ὑιός, das ist Gottes Sohn / FILIUS JOVIS, und bei den Lateinern ebenmäßig DIONISUS, wie auch seiner Fürtreflichkeit wegen / schlechthin LIBER, das ist ein Kind oder Sohn / genennet. Ja der Nahme Nimrod selbst hat den Dichtern Anlaß gegeben / daß sie ihren Weingötzen / den Bachus / auch Nebrod / Νεβρώδεα, und νεβριδόπεπλον hiessen; gleich als were er mit Hirsch- oder Reh-fellen / wie das Griechische Wort [560] νεβρίς bedeutet / bekleidet / und zugleich ein gewaltiger Jäger gewesen: wiewohl ihm andere / doch eben daher / an stat der Hirsch- oder Reh-felle / Tiegerfelle / weil NIMRA, נמרא bei den Kaldäern ein Tieger heisset /angedichtet: ja selbst seinen Wagen mit Tiegern bespannet. Gleichwie auch Nimrod / im Hauptst. des Buchs der Schöpfung / ein gewaltiger Jäger vor Gott genennet wird / also haben die Dichter ihrem Weingötzen den Nahmen Ζαγρεύς, der eben so viel heisset / nähmlich ein starker oder gewaltiger Jäger / gegeben. Wie endlich Nimrod in den Morgenländern / und bis in Indien Kriege geführet / so dichten sie auch eben solche Kriege dem Weingötzen Bachus an. Aber weil wir dieses alles / in den Anmärkungen über unsere Assenat / vom 356 Bl. bis auf das 362. ausführlich erörtert / so wollen wir den Leser eben dahin gewiesen haben.


Zur 45 Einteilung.


Nasenhörning oder Nasenhorn nennen wir dasselbe starke und gewaltige Indische Tier / das im Wasser so wohl / als auf dem Lande / lebet / und bei den Griechen ῥινόκερως, RHINOCERUS, weil es ein kurtzes / doch zimlich starkes und spitziges Horn auf der Nase führet / oder vielmehr eine Hörnerne Nase hat /heisset. Sonst wird es auch bei uns von etlichen Elefantenmeister / ELEPHATIS VICTOR benahmet: weil es mit dem Elefanten / als seinem gleichsam gebohrnem Feinde / zu fechten / und ihm mit seinem andern Horne / das weiter hinauf nach dem Rükken zu stehet / nachdem er es an den Steinen geschärfet /unten in den Pansch stoßet / da er die weicheste Haut hat / und ihn also mit Gewalt aufreisset; wie Plinius /im 20 Hauptst. seines 8 B. der Natürlichen Geschichte / Solinus / im 63 Hauptst. Elian / im 44 Hauptst. des 16 B. seiner Tiergeschichte / Jonstohn / am 19 Bl. seiner Natürlichen Begäbnisse / Aldrovand / Gesner /und andere in dergleichen Schriften aufgezeichnet.


Zur 46 Einteilung.


Den Nahmen Enak / oder Anak.] Hiervon kan Bochard / im 1 Hauptst. des 1 B. seines Kanaans / wie auch mein Dichterischer Sternhimmel./ im Zeichen der Zwillinge gelesen werden.[561]


Zur 47 Einteilung.


Der Rise Abkamazi.] Hiervon schreibet der Ebräer Benjamin von Tudele / in seinem Reisebuche / am 16 Bl.


Zur 48 Einteilung.


Antäus.] Von diesem meldet Volaterran / daß er /durch den Herkules / indem dieser gemärket / daß jener / sobald er das Erdreich berührete / straks wieder zu völligen Kräften gelangte / in die Luft / oder in die Höhe / wie Natalis Komes im 1 Hauptst. seines 7 B. saget / sei gezogen / und alda getöhtet worden. Daher schreibet von ihm Lukahn / im 4 B. seiner Dichtereien:


HOC QUOQUE TAM VASTAS CUMULAVIT MUNERE VIRES

TERRA SUI FŒTUS, QUOD QUAM TETIGERE PARENTEM,

JAM DEFECTA VIGENT RENOVATO CORPORE MEMBRA


Dahin zielet auch Seneka / wan er in seinem Herkules / also saget: NULLUS ANTÆUS ANIMAM RESUMIT. Daß aber Antäus / sobald er / im fechten mit dem Herkules / seine Mutter / die Erde / berühret /seine geschwächten Kräfte sol wiederbekommen haben: das verstehen wir vom Seegefechte desselben mit dem Herkules in der Libischen See; da er zwar vielmahls geschlagen / aber auf dem Libischen Erdbodem / von dannen er bürtig war / sich allezeit wieder gestätket: deswegen ihn Herkules auch endlich in die Höhe des Meeres / das ist ferne vom Libischen Lande weg / und weit in die See hinein gezogen / ja ihm also den Weg / frische Völker in Libien zu hohlen / abgeschnitten; damit er ihn üm so viel eher übermeistern möchte.


Zur 49 Einteilung.


Die Güldenen Aepfel / in den Hesperischen Gärten.] Hiesige Gärte / darinnen / wie man gedichtet / die Güldene der Venus geheiligte Aepfel stunden / kahmen den Hesperinnen zu. Diese waren Jungfrauen /und Töchter des Hespers; von denen man schreibet /daß er auf seines Bruders des Atlas Berge / da er das[562] Gestirn beschauet / in den Abendstern sol verwandelt sein: wiewohl Eubulus / und Servius sie für Töchter des Atlas selbst / und andere für des Forkus ausgeben. Die meisten nennen sie Egle / Aretuse / Hespertuse /Veste / und Eritie. Den Drachen / der Ladon hies /und diese Güldenen Aepfel beschirmete / hatte der Riese Tifon / aus der Echidna / gezeuget. Er war mit hundert Köpfen versehen / und gab mancherlei Stimmen von sich; wie des Apollonius Anmärker erzehlet. Ohne Zweifel wird hierdurch der Riese / und Riesen- oder Anaks-sohn Antäus / mit seinen hundert Schiffen / und vielerlei Sprachen / die er redete / verstanden: gleichwie durch die Hesperinnen / die / als Priesterinnen oder Nonnen / das Hesperische Götzenhaus bewahreten / und den Drachen warteten / etliche Edele /ja Königliche Jungfrauen / die den Schatz des Antäus in ihrer Huht hatten / und ihn selbst / zur Seereise /mit Lebensmitteln versahen. Daß aber gemeldte Gärte nicht in Wälschlande / dahin sie etliche / weil es vom Hesper den Nahmen Hesperien / wie Higinus meldet /bekommen / zu setzen pflegen / sondern / nach der meisten Meinung / im Mohrenlande / und zwar im eusersten Ende desselben / nach dem Abende zu / unfern von der Stadt Lixen / auch nicht weit von Meroe / und dem Rohten Meere / sich befunden / ist zugleich aus des Virgiels Worten zu schlüßen / wan er / im 4 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / also saget:


OCEANI FINEM JUXTA, SOLEMQUE CADENTEM

ULTIMUS ÆTHIOPUM LOCUS EST; UBI MAXIMUS ATLAS

AXEM HUMERO TORQUET STELLIS ARDENTIBUS APTUM.

HINC MIHI MASSYLÆ GENTIS MONSTRATA SACERDOS,

HESPERIDUM TEMPLI CUSTOS, EPULASQUE DRACONI

QUÆ DABAT, ET SACROS SERVABAT IN ARBORE FRUCTUS.


Dan eben alda / da der Mohrenberg Atlas / oder der Mohrenkönig Atlas selbst den Himmel mit seinen Schultern zu unterstützen gedichtet ward / wohneten /an der eusersten Grentze des Landes / die Hesperinnen; wie Dionisius / in seinem Buche[563] von der Gelegenheit der Welt / bezeuget. Seine Worte lauten / in der Lateinischen Ubersetzung / also:


SUSTINET HIC ATLAS COELUM. SIC FATA JUBEBANT.

ULTIMUS HESPERIDUM LOCUS EST IN MARGINE TEERÆ:

HIC CAPITE & MANIBUS FERT VASTI PONDERA MUNDI.


Auch bezeuget Ferezides / in seinem 10 Buche / da er das Beilager der Juno beschreibet / welche dem Jupiter die Hesperischen Aepfelbeume / die güldene Aepfel trugen / verehrete / daß das nächst bei der Weltsee / nach dem Niedergange zu / gelegene Land goldfärbige Aepfel getragen: welche nachmahls Herkules / auf Befehl des Argolischen Jupiters oder Königes Euristus / nachdem er den Drachen erschlagen / geraubet; wie Luzian bezeuget / wan er spricht:


ABSTULIT ARBORIBUS PRETIUM, NEMORIQUE DECORUM

ALCIDES: PASSUSQUE INOPES SINE PONDERE RAMOS,

RETTULIT ARGOLICO FULGENTIA POMA TYRANNO.


Aber Agretas schreibet / in seinen Libischen Begäbnissen / daß es keine Güldene Aepfel gewesen / die Herkules geraubet / sondern Schafe mit güldener oder goldgälber Wolle: von denen man vorgegeben / weil sie ein grober unmenschlicher Schäfer gehühtet / daß sie ein Drache beschirmete. Daher sagt auch Servius bei dem Virgiel: es seind aber in Wahrheit Edele Jungfrauen gewesen / derer Heerden Herkules weggetrieben / nachdem er ihren Hühter getöhtet. Und Natalis Kornes erzehlet / nicht weis ich aus wem diese Begäbnis noch ausführlicher / wiewohl mit etwas andern Umständen / als sie sonsten erzehlet wird; indem er schreibet: es sind zween berühmte Brüder gewesen /Hesper / und Atlas. Diese hatten überausschöne gälbe oder goldfärbigte Schaf. Hesper zeugete mit seiner Ehegattin eine Tochter / die Hesperide / und gab sie /nachdem sie erwachsen / seinem Bruder zur Ehe. Nach dieser nennete man das Land Hesperitis oder Hesperien. Sie gebahr aber dem Atlas sechs Töchter /welche vom Vater her Atlantinnen / und von der Mutter her Hesperinnen benahmet[564] warden. Diese waren /ihrer Schönheit wegen / so berühmt / daß Busiris (des Neptuns und der Libie Sohn / wie Eusebius im Buche von den Zeiten meldet / und zur Zeit des Danaus / der Archiver König / wie Augustien / im Buche von der Stadt Gottes / bezeuget) durch unmäßige Liebe bewogen / etliche Seereuber ausschikte sie entführen zu laßen / eben damahls / als Herkules mit dem Antäus stritte. Die Seereuber fanden sie spielen / in einem Garten / und schlepten sie mit Gewalt auf ihr Schif /mit ihnen darvon zu fahren. Aber Herkules / der solches erfahren / überfiel die Seereuber / indem sie am Seeufer Mahlzeit hielten / und erwürgete sie alle. Also erlösete er die Gefangenen / und brachte sie wieder zu ihrem Vater: der ihm / zur Vergältung einer so hohen Wohltaht / überaus schöne Schafe / samt vielen andern Geschenken / verehrete. Ja er teilete ihm zugleich die Sternkunst mit: die er mit sich in Griechenland brachte. Und daher ist der Ruf erschollen / daß Herkules / an des Atlas stat / den Himmel auf seinen Schultern getragen.

Dem sei nun / wie ihm wolle / so siehet man doch aus allem / was wir alhier nur kürtzlich / und gleichsam bei Brokken angeführet / augenscheinlich / daß die alten Dichter in ihrem Dichtwerke von den Hesperinnen / und Hesperischen Gärten / mehr als eine Geschicht zusammengeflikt: welches ausfündig zu machen / wol ein gantzes Buch erforderte / und alhier / da wir die Weitleuftigkeit nohtwendig meiden müssen / unsers Tuhns nicht ist. Gleichwohl ist nöhtig /ehe wir die Feder hiervon abziehen / noch dieses zuerinnern: nähmlich daß die zwei Arabischen Wörter מאל, MAL, und מאלן, MALON oder MELON, deren das erste so viel als Vieh / das andere Reichtuhm oder Geld und Guht bezeichnet / ja noch mehr das Griechische μῆλον oder / nach der Dorischen Mundahrt / μᾶλον, weil es beides einen Apfel / den die Lateiner gleichesfals MALUM nennen / und ein Schaf / auch wohl allerlei Vieh / ja selbst die Liebe / darüm daß der Apfel der Liebe heilig / und eine Bakke oder Wange / welche / der Gestalt nach / dem Apfel gleichet / bedeutet / den Dichtmeistem / indem der eine gemeldte Wörter auf diese / der andere auf jene Weise verstanden / fast den[565] meisten Anlaß gegeben / daß sie diese Begåbnis von den Hesperinnen auf so vielerlei unterschiedliche Ahrt ümgekünstelt / und so mancherlei Mährlein daraus gemacht. Dan etliche haben den Hesperinnen / nach der Bedeutung des Arabischen Wortes MALON, einen Schatz / andere / wieder nach dem Arabischen MAL, und der zweiten Bedeutung des Griechischen Wortes μῆλον oder μᾶλον, die Schafe oder anderes Vieh / noch andere / nach der ersten Bedeutung des Griechischen / die Aepfel zu bewahren gegeben. Hierbei dünket uns gleichwol der ersten Vorstellung vom Schatze oder Reichtuhme die wahrhaftigste zu sein: weil sie aus dem Arabischen Worte MALON, oder vielmehr aus desselben Bedeutung geflossen / und die Hesperischen Gärte viel weiter von den Griechen / als von den Arabern / lagen; daher auch diese solche Begäbnis ohne Zweifel viel eher und wahrhaftiger / als jene / beschreiben können. Aber hiervon kan zugleich unser Dichterischer Sternhimmel / im Zeichen des Widers / gelesen werden.


Zur 50 Einteilung.


Nattern- oder Schlangen-füßer.] Also nennet die Riesen Ovidius / im 1 seiner Verwandlungsbücher / wan er spricht:


– QUÆ CENTUM QUISQUE PARABAT

INJICERE ANGUIPEDUM CAPTIVO BRACHIA CŒLO.


wie auch Pontan / im folgenden Dichtbande:


TUNE DEUS, TÚNE ANGUIPEDES VICTURE GIGANTES?


Schlangen- oder Drachen-gebuhrten.] So heisset sie eben derselbe Ovidius / in seinem vierden Buche der Traurigen / wan er schreibet:


SPHINGAUQE & HARPYIAS, SERPENTIGENOSQUE GIGANTES.


Wiewohl sie etliche aus der Erde.] Daher nennet Lukan die Riesen TERRIGENAS, das ist aus der Erde gebohrne / oder Erdenkinder / wan er also schreibet:


AUT SI TERRIGENÆ TENTARENT ASTRA GIGANTES.


Dahin zielet auch eben er / im 4 Buch seiner Gedichte / wan er also saget:


NONDUM POST GENITOS TELLUS EFFŒTA GIGANTES, etc.[566]


Die Gebuhrt derselben aus der Erde / durch des Himmels Bluht gleichsam geschwängert / zeiget Hesiodus / in seiner Göttergebuhrt / folgender Gestalt an:


όσσαι γὰρ ῥαϑαμίγγες ἀπέσσυϑεν αἱματόεσσαι,

πάσας δέξατο Γαια. περιπλομένων δ᾽ἐνιαυτῶν,

γείνατ᾽ Εριννῦς τε κρατερὰς, μεγάλους δε Γίγαντας


SANGUINEÆ QUOTQUOT GUTTÆ CECIDERE, RECEPIT

TERRA OMNES: EADEM RURSUS VOLVENTIBUS ANNIS

HORRENDAS PEPERIT FURIAS, MAGNOSQUE GIGANTES, etc.


Alle Bluhtstropffen / die aus des Himmels Schaam /welche sein Sohn Saturn mit einer Sichel abgeschnitten / geflossen kahmen / empfing die Erde / und gebahr / nach verlauffe der Zeit / die gewaltigen Hölhuhren / mit den ungeheuren Riesen. Fast eben dasselbe hat Orfeus in seinem 8 B. wie auch Akusilaus geschrieben: dessen Meinung des Apollonius Anmärker mit aufgezeichnet. Dargegen meinet Apollodor /in seinem 1 Buche / daß die Riesen nur allein von der Erde solten entsprossen sein: welche die Schmaach /die von den Göttern ihr zugefüget worden / indem sie die Titanen / das ist die Riesen vor der Sündfluht /durch das Wasser vertilget / zu rächen / andere Riesen nach der Sündfluht gebohren. Ja es zielet fast eben dahin Hesiodus selbst / in seiner Göttergebuhrt / da er gantz weitleuftig von beiderlei Riesen handelt: wie auch Apollonius / wan er also spricht:


AST HIC HORRIBILIVE TYPHOËO, PIGNORIBUSVE

TERRÆ PERSIMILIS; QUÆ TELLUS EDIDIT OLIM

ALMOIRATA JOVI, etc.


Zur 51 Einteilung.


Daß Noah / der Uhrhöber des Menschlichen Geschlächts nach der Sündfluht.] Diese Geschicht beschreibet uns Moses / im 9 Hauptstükke seines 1 Buches / also: Noah aber fing an / und ward ein Akerman / und pflantzete Weinberge. Und da er des Morgens trank / ward er trunken / und lag in der Hütten[567] aufgedekt. Da nun Ham / Kanaans Vater / seines Vaters Schaam sahe / sagte er es seinen beiden Brüdern draussen. Da nahm Sem und Jafet ein Kleid / und legtens auf ihre beide Schultern / und gingen rüklings hinzu / und dekten ihres Vaters Schaam zu / daß sie ihres Vaters Schaam nicht sahen. Als nun Noah erwachte / und erfuhr / was ihm sein kleiner Sohn getahn hatte; da sprach er: Verflucht sei Kanaan / und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern /u.s.f.


Zur 53 Einteilung.


Von den ersten Riesen vor / und von den andern nach der Sündfluht.] Von jenen handelt Hesiodus / in seiner Göttergebuhrt / vom 147 Dichtbande bis auf das 169; von diesen aber / in eben demselben Buche /vom gemeldten 169 Bande bis auf das 186.

Für Kinder des Himmels / und der Erde.] Daher sagt Orfeus in seinen Himmelsliedern:


Τιτῆνες Γαίης τε καὶ Οἀρανοῦ ἀγλαὰ τέκνα.


TITANES CŒLI AC TERRÆ CLARISSIMA PROLES.


Eben also nennet die Titanen Eschiel in seinem Prometeus / Ουρανοῦ τε καὶ χϑονὸς τέκνα, das ist des Himmels / und der Erde Kinder.


Zur 54 Einteilung.


Seiner drei getreuesten Nachfolger.] Vom ersten derselben handelt das 4 und 5 Hauptst. von dem zweiten ebenmäßig das 5 Hauptst. und vom dritten wieder das 5, wie auch 6, 7, 8, 9 und 10 Hauptst. des Buches der Schöpfung.


Zur 55 Einteilung.


Uber einer aufgerichteten Reucherhöhe.] Hiervon schreibet des Aratus Anmärker also: es bezeuget aber Eratostenes / daß diese Reucherhöhe / die unter dem Gestirne stehet / eben dieselbe sei / welche die Ziklopen / des Vulkans Schmiedeknechte / gebauet / und über welcher die Götter zuvor schwöhren[568] müssen /ehe sich Jupiter zum Kriege wider die Titaner gefast gemacht.

Aus der Geschicht des Noah entlehnet.] Diese Geschicht beschreibet Moses / im 8 und 9 Hauptstükke seines 1 Buches.


Zur 57 Einteilung.


Daß aus dem Bluhte der Titaner.] Dieses findet man /unter andern / bei dem Nikander / welcher also schreibet:


Ἀλλ᾽ ἤτοι κακοεργὰ Φαλάγγια συν καὶ ἄνιγρους, etc.


SERPENTES, PARITERQUE PHALANGIA NOXIA, & ATRUM

VIPERUM GENUS, ET QUÆ TERRÆ PLURIMA MONSTRA

PRODUCUNT, SUNT TITANUM DE SANGUINE NATA.


Die Schlangen / die giftige Erdspinnen / die schwartze Nattern / und was für giftiges Ungeziefers die Erde mehr erzielet / seind alle aus dem Bluhte der Titaner gebohren.


Zur 58 Einteilung.


Daß sie den Himmel zu stürmen.] Den Riesenkrieg wider die Götter beschreibet Ovidius / im 5 seiner Jahrbücher / nicht unahrtig / wan er spricht:


TERRA FEROS PARTUS, IMMANIA MONSTRA, GIGANTES

EDIDIT AUSUROS IN JOVIS IRE DOMUM.

MILLE MANUS ILLIS DEDIT, & PRO CRURIBUS ANGUES;

ATQUE AIT: IN MAGNOS ARMA MOVETE DEOS.

EXTRUERE HI MONTES AD SIDERA SUMMA PARABANT,

& MAGNUM BELLO SOLLICITARE JOVEM.

FULMINA DE CŒLI JACULATUS JUPITER ARCE

VERTIT IN AUCTORES PONDERA VASTA SUOS.


So tuht auch Homerus / in seinem Heldengedichte vom Ulisses / da er die Riesen / den Otus / und Efialtes / für Kinder des Neptuns / und der Ifimedee ausgiebet / wan er spricht:


– POST HANC EST IPHIMEDEA

VISA MIHI: QUÆ NEPTUNO DUO PIGNORA MAGNO

EDIDIT, HI PARVI SUNT PRIMO TEMPORE NATI:[569]

OTUS DIVINUS, VALDE INCLYTUS INDE EPHIALTES.

ATQUE NOVEM CUBITOS AMBO CREVERE NOVENNES

IN LATUM, LONGUMQUE NOVEM CORPUS FUIT ULNAS.

HI SUPERIS PUGNAM GRAVEM, BELLUMQUE MINATI,

PRÆGRANDES MONTES, UT CŒLUM POSSET ADIRI,

INVOLVERE, OSSAM FRONDOSUM, MOX & OLYMPUM

CUM SYLVIS, STABULISQUE SUPER TE PELION ALTUM.


Aber wir wollen auch hören / was Isazius hiervon meldet. Die Erde / sagt er / die das Verfahren der Götter mit den Titanen sehr übel aufnahm / hat / in den Flegrischen Feldern / bei Pallene / die mit Schlangenfüßen / strauben Haaren / und großen Bährten versehene Riesen gebohren: welche gantze brennende Eichen / und ungeheure große Steine nach dem Himmel zu geschleidert. Ihre fürnehmsten waren Porfirio / und Alzioneus. Daß aber dieser Himmelsstürmer und Götterbekrieger eine große Mänge gewesen sei / kan aus den Worten des Sofokles geschlossen werden / wan er spricht:


οὔϑ᾽ ὁ γηγενὴς στρατὸς Γιγάντων


NEQUE TERRIGENUM EXERCITUS GIGANTUM.


Selbst Virgiel gedenket unterschiedlicher dieser Riesen / und ihres Krieges / sonderlich im 1 Buche von der Feldarbeit / da er unter andern also spricht:


– TUM PARTU TERRA NEFANDO

CÆUMQUE, JAPETUMQUE CREAT, SÆVUMQUE TYPHŒA,

& CONJURATOS CŒLUM CONSCENDERE FRATRES.

TER SUNT CONATI IMPONERE PELIO OSSAM,

SCILICET ATQUE OSSÆ FRONDOSUM IMPONERE OLYMPUM.

TER PATER EXTRUCTOS DEJECIT FULMINE MONTES.


Aus denen dieselben / die auf die See gefallen / zu Inseln / die aber auf die Erde fielen / zu Bergen sollen geworden sein.] Dieses bezeuget / unter andern /Duris der Samier.

Das haben sie aus der Geschicht der Nachkömlinge des Noah.] Hiervon meldet Moses / im 11 Hauptstükke seines 1 Buchs / also: es hatte aber alle Welt einerlei Zungen und Sprache. Da sie nun zogen gegen Morgen / funden sie ein[570] ebenes Land / im Lande Sinear / und wohneten daselbst. Und sprachen untereinander: wohlauf! laßt uns Ziegel streichen / und brennen. Und sie nahmen Ziegel zu Steinen / und Tohn zu Kalke / und sprachen: wohlauf! laßet uns eine Stadt /und einen Turn bauen / dessen Spitze bis an den Himmel reiche / daß wir uns einen Nahmen machen: dan wir werden vielleicht zerstreuet in alle Länder. Da fuhr der HERR hernieder / daß Er sehe die Stadt / und den Turn / welche die Menschenkinder baueten. Und der HERR sprach: siehe! es ist einerlei Volk / und einerlei Sprache unter ihnen allen / und haben das angefangen zu tuhn. Sie werden nicht ablaßen von allem /was sie fürgenommen zu tuhn. Wohlauf! laßt uns hernieder fahren / und ihre Sprache daselbst verwürren /daß keiner des andern Sprache vernehme. Also zerstreuet sie der HErr von dannen in alle Länder / daß sie musten aufhören die Stadt zu bauen. Daher heist ihr Nahme Babel / daß der HErr daselbst verwürret hatte aller Länder Sprache / und sie zerstreuet von dannen in alle Länder.

Und hierbei wird Nimrod.] Von diesem schreibet Johan Kassion / im 2 Buche seines Berichtes von den Riesen fast eben dasselbe gantz weitleuftig. Auch ist es aus den Worten des Hauptst. im Buche der Schöpfung / da von diesem Nimrod gehandelt wird / nicht unschweer zu schlüßen.


Zur 59 Einteilung.


Porfier den Pangäischen / und Adamaster den Rodope.] Dieses bezeuget Sidonius / wan er spricht:


HIC ROTAT EXCUSSUM VIBRANS IN SIDERA PINDUM

ENCELADUS, RAPIDO FIT MISSILIS OSSA TYPHŒO,

PORPHYRIO PANGÆA RAPIT, RODOPENQUE ADAMASTER.


Die Asträe.] Von dieser meldet Aratus / daß zu ihrer Zeit / da sie noch auf der Erde gewohnet / und die Menschen sich von ihr lenken laßen / die Eintracht überal geblühet / wan er spricht:


NONDUM VESANOS RABIES NUDAVERAT ENSES,

NEC CONSANGUINEIS FUERAT DISCORDIA NOTA, etc.[571]


Aber nachmahls / als die Ungerechtigkeit überhand nahm / und die Laster wuchsen / flohe sie nach dem Himmel zu; wie eben derselbe / mit den folgenden zwei Dichtbänden / andeutet:


ET CŒLI SORTITA LOCUM, QUO PROXIMUS ILLI

TARDUS IN OCCASUM SEQUITUR SUA PLA USTRA BOOTES.


Doch hiervon haben wir / in unsrem Dichterischen Sternhimmel / bei dem Himmelszeichen der Wage /mit mehr Umständen gehandelt.


Zur 60 Einteilung.


Es scheinet zwar lächerlich.] Hiervon schreibet Ovidius / im 5 seiner Verwandlungsbücher / also:


BELLA CANIT SUPERUM, FALSOQUE IN HONORE GIGANTES

PONIT, & EXTENUAT MAGNORUM FACTA DEORUM;

EMISSUMQUE IMÂ DE SEDE TYPHOËA TERRÆ

CŒLITIBUS FECISSE METUM, CUNCTOSQUE DEDISSE

TERGA FUGÆ, DONEC FESSOS ÆGYPTIA TELLUS

CEPERIT, & SEPTEM DISCRETUS IN OSTIA NILUS.

HUC QUOQUE TERRIGENAM VENISSE TYPHOËA NARRAT,

& SE MENTITIS SUPEROS CELASSE FIGURIS,

DUXQUE GREGIS, DIXIT, FIT JUPITER: UNDE RECURVIS

NUNC QUOQUE FORMATUS LIBYS EST CUM CORNIBUS HAMMON.

DELIUS IN CORVO, PROLES SEMELIA CAPRÔ,

FELE SOROR PHŒBI, NIVEÂ SATURNIA VACCÂ,

PISCE VENUS LATUIT, CYLLENIUS IBIDIS ALIS.


Er singet die Kriege der Götter / und dichtet den Riesen einen falschen Ruhm an: indem er die Tahten der großen Götter so gar klein machet / und vorgiebet / daß Tifoeus / aus dem Abgrunde herauf geschikt /die Götter dermaßen erschrökket / daß sie alle die Flucht genommen / bis sie endlich in Egipten / bei dem siebenströhmigen Niele / gantz ermüdet angelanget. Ja er saget / daß Tifoeus auch hierher gekommen sei / und die Götter gezwungen sich unter einer andern Gestalt zu verbärgen: indem sich Jupiter in einen Wider / daher Hammon noch itzund[572] in Libien mit Hörnern gebildet ist / Apollo in einen Raben / Bachus in einen Bok / Diane in eine Katze / Juno in eine weisse Kuh / Venus in einen Fisch / Merkuhr in einen schwartzen Egiptischen Storch verwandeln müssen. Auch gedenket dieser der Venus ümgestaltung in einen Fisch Manilius / wan er / im 4 Buche seines Werkes von den Gestirnen / also schreibet:


SCILICET IN PISCEM SESE CYTHEREA NOVAVIT,

CÙM BABYLONIACAS SUBMERSA PROFUGIT IN UNDAS

ANGUIPEDEM ALATIS HUMERIS TYPHONA FURENTEM;

INSERUITQUE SUOS SQUAMOSIS PISCIBUS IGNES.


Hierbei kan auch unser Dichterischer Sternhimmel / im Sternzeichen der Fische / am 97, 98 und 99 Bl. gelesen werden.

In der Geschicht Abrahams und Jakobs.] Diese beschreibet uns Moses / im 12 und 15 Hauptst. seines 1 Buches / und im 46 / und folgenden Hauptstükken eben desselben Buches.

Daß die Egipter ihre Götter unter mancherlei Tiere Gestalt geehret.] Hiervon schreibet Johan Ravisius Textor / in seinem Schauplatze / am 126 / und 821 Bl. Auch meldet Herodotus / in seinem 2 Buche / daß die Egipter / eben daher / die gestorbenen Katzen zu beweinen / in ihre Heiligtühmer / sie alda einzusaltzen / zu tragen / und dan in Bubast zu begraben pflegten. Eben also tähten sie auch mit den gestorbenen Bähren / Wölfen / und Krokodilen; welche sie alle götlich ehreten / doch nicht zu Bubast begruben.

Daß sie den Josef / Jakobs Sohn.] Hiervon kan unser Dichterischer Sternhimmel / am 37 Bl. bei dem Gestirne des Stiers / wie auch unsere Assenat / im 7 Buche / gelesen werden.


Zur 63 Einteilung.


Des nimmernüchternen Silenus Esel.] Von diesem meldet Natalis Komes / im 4 Buche seines Mährleinwerkes / am 640 / und 641 Bl. Von Bileams redendem Esel aber handelt Moses / im 22 Hauptst. seines 4 Buches.[573]


Zur 64 Einteilung.


Daß endlich mehrerwähnte Riesen.] Hiervon schreiben Ovidius im 5 seiner Verwandlungsbücher / Virgiel / im 10 seines Heldengedichtes vom Eneas / Hesiodus / u.a.m.

Was sie aber vom Riesen Enzeladus dichten.] Von diesem redet Virgiel / in seinem Gedichte vom Berge Etna / also:


MURMURE TRINACRIO MORIENTEM JUPITER ÆTNÂ

OBRUIT ENCELADUM, ETC.


Auch gedenket er dessen / im 3 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / mit diesen Worten:


FAMA EST ENCELADI SEMIUSTUM FULMINE CORPUS

URGERI MOLE HAC, INGENTEMQUE INSUPER ÆTNAM

IMPOSITAM RUPTIS FLAMMAM EXPIRARE CAMINIS:

& FESSUM QUOTIES MOTAT LATUS, INTREMERE OMNEM

MURMURE TRINACRIAM, & CŒLUM SUBTEXERE FUMO.


Vom Riesen Tifoeus aber schreibet eben derselbe /wie folget:


VASTA GIGANTEIS INGESTA EST INSULA MEMBRIS

TRINACRIS, & MAGNIS SUBJECTUM MOLIBUS URGET,

ÆTHERIAS AUSUM SPIRARE TYPHOËA SEDES.

NITITUR ILLE EQUIDEM, PUGNATQUE RESURGERE SÆPE:

DEXTRA SED AUSONIO MANUS EST SUBJECTA PELORO,

LÆVA, PACHINE, TIBI, LILYBÆO CRURA PREMUNTUR;

PRÆGRAVAT ÆTNA CAPUT, etc.


Ja er erwähnet auch des Titius / den Apollo / weil er die Latone nohtzüchtigen wollen / mit seinen Pfeilen durchschossen / wan er / in seinem 6 Buche vom Eneas / also spricht:


NEC NON & TYTIUM, TERRÆ OMNIPARENTIS ALUMNUM,

CERNERE ERAT; CUI TOTA NOVEM PER JUGERA CORPUS

PORRIGITUR, ROSTROQUE IMMANIS VULTUR ADUNCO

IMMORTALE JECUR TUNDENS, FŒCUNDAQUE PŒNIS

VISCERA, NEC VIBRIS REQUIES DATUR ULLA RENATIS.


Zur 65 Einteilung.


Daß etliche Riesen wohl hundert Hände sollen gehabt haben.] Unter diesen seind gewesen Egeon / und Briareus. Von jenem[574] meldet es Virgiel / im 10 Buche sei nes Heldengedichtes vom Eneas / da er also spricht:


ÆGÆON QUALIS, CENTUM CUI BRACHIA DICUNT,

CENTENASQUE MANUS, QUINQUAGINTA ORIBUS IGNEM

PECTORIBUS ARSISSE, JOVIS CUM FULMINA CONTRA

TOT PARIBUS STREPERET CLYPEIS, TOT STRINGERET ENSES.


Von diesem aber Klaudian / in folgenden Dichtbänden:


– QUÆ BRACHIA CENTUM

BRIAREUS ALIIS NUMERO CRESCENTE LACERTIS

TOT SIMUL OBJECTIS POSSET CONFLIGERE REBUS.


Gleich also urteilen wir von dem Riesengebeine.] Von diesem meldet Johan Ravisius Textor in seinem Schauplatze der erdichteten so wohl / als wahrhaftigen Geschichte / im 37 Hauptst. des 2 Buches / am 127 Bl.


Zur 66 Einteilung.


Wan man dem Mohrischen Riesen und Könige / dem Atlas.] Man findet drei unterschiedliche Könige dieses Nahmens. Der erste Atlas / der ein Vater der Elektra gewesen / herschete im Wälschlande: der andere /der Maje / die den Merkuhr gebohren / Vater / in Arkadien: und der dritte / der unter allen der gröste sol gewesen sein / wie Servius / des Virgiels Anmärker /meldet / im Mohrenlande. Dieser letztere ist eben derselbe der die Sternkunst / wie Plinius aufgezeichnet /erfunden / und in den höchsten Libischen oder Mohrischen Berg / den die Einwohner / wie Herodotus bezeuget / des Himmels Stütze nennen / verwandelt zu sein gedichtet wird. Daher eignet auch diesem Berge /der von gemeldtem Könige den Nahmen Atlas führet /Virgiel die Gestalt eines Mannes zu / wan er also schreibet:


JAMQUE VOLANS APICEM, & LATERA ARDUA CERNIT

ATLANTIS DURI, CŒLUM QUI VERTICE FULCIT:

ATLANTIS, CINCTUM ASSIDUÈ CUI NUBIBUS ATRIS

PINIFERUM CAPUT & VENTO PULSATUR, & IMBRI.

NIX HUMEROS INFUSA TEGIT, TUM FLUMINA MENTO

PRÆCIPITAT SENIS, & GLACIE RIGET HORRIDA BARBA.[575]


Daß er auf seinen Schultern den Himmel getragen /deutet eben derselbe Virgiel noch deutlicher an / wan er im 4 Buche seines Heldengedichtes spricht:


– – UBI CŒLIFER ATLAS

AXEM HUMERIS TORQUET STELLIS ARDENTIBUS APTUM.


Eben dasselbe tuht auch Eschiel / in seinem Prometeus / in folgenden verlateinischten Worten:


HOC SIC PROFECTÒ TORQUET INFORTUNIUM

ATLANTIS INDE FRATRIS. ILLE PONDERA

SOLEM AD CADENTEM SUSTINET PRÆGRANDIA,

CŒLI COLUMNAM, TOTIUS TERRÆQUE ONUS.


Daß ferner die Pleione / der Tetis Tochter / dieses Atlas Gemahlin gewesen bezeuget Ovidius / im 5 seiner Jahrbücher:


DUXERAT OCEANUS QUANDAM TITANIDA THETYN;

QUI TERRAM LIQUIDIS, QUA PATET, AMBIT AQUIS.

HINC SATA PLEIONE CUM STELLIFERO ATLANTE

JUNGITUR, UT FAMA EST, PLEIADESQUE PARIT.


Hiesige Plejaden oder Pleioinnen / des Atlas und der Pleione Töchter / sollen an der Zahl sieben gewesen /und fünf Jahre nacheinander / durch den Orion / zum Beischlafe / samt der Mutter / angetrieben worden sein: daher sie dan Jupiter / aus Mitleiden / und durch ihr flöhen bewogen / in Sterne verwandelt / an den Sternhimmel gesetzet / und sie also aus der Gewalt des Orions errettet. Aratus nennet sie alle mit Nahmen / wan er / nach unser Verhochdeutschung / also spricht: man sagt / daß ihrer sieben seind / wiewohl man nur sechs Sterne darvon siehet: nähmlich Alzione / Merope / Zeleno / Elektra / Sterope / Taigete und Maje. Sie stehen aber alle am Kopfe des Himlischen Stiers; indem zween die Augen / andere zween die Naselöcher / noch andere zween die Hörner bezeichnen / und dan einer vor der Stirne des Stiers / da die Haare sich drehen / stehet. Wie sie nun Aratus / und Ovidius eben itzund PLEIADES, das ist Pleioinnen /von der Mutter der Pleione / genennet; so nennet sie Virgiel / im 1 Buche seines Feldgedichtes / nach[576] ihrem Vater dem Atlas / ATLANTIADES, das ist Atlassinnen. Die übrigen fünf Töchter aber / welche der König Atlas / ausser diesen gemeldten sieben / gezeuget / seind des Hias Schwestern / und wie es scheinet /von einer andern Mutter gewesen: daher sie zwar /eben wie jene / Atlassinnen / aber nicht zugleich Pleioinnen genennet warden. Hesiodus heisset sie /hiergegen mit dem algemeinen Nahmen / ὑάδας, HYADES, das ist Hiaden / oder viel mehr Hiassinnen /Hiessinnen / oder Hiainnen; und giebet ihnen auch zugleich folgende absonderliche fünf Nahmen. Nähmlich die erste nennet er Feole oder Fajole / die zweite Koronis / die dritte Kleia oder Kleeia / die vierde Feo oder Fajo / und die fünfte Eudore. Doch andere geben ihnen andere Nahmen / nähmlich Ambrosie / Dione /Esile / Prolixo / und Fileto; auch wohl Tiene / und Proidile. Den algemeinen Nahmen / HYADES, scheinen sie entweder vom Dionisus / der auch Hies geheissen / und von ihnen sol erzogen sein / oder aber von ihrem Bruder / dem Hias / dessen Tod / den ihm ein Schlangenbis veruhrsachet / sie so lange beweinet /bis sie gestorben / und vom Jupiter in fünf Sterne verwandelt worden / bekommen zu haben. Von diesen fünf Sternen / die man das Regengestirn / weil dessen Aufgang den Regen andeutet / zu nennen pfleget /seind ihrer Zahl wegen unterschiedliche Meinungen. Tahles der Milesier zehlet derer nur zween / davon der eine der Nordliche / der andere der Sudliche hiesse: Euripides / in seinem Schauspiele vom Faeton /drei: Achäus vier; und Ferezides gar sechs. Doch hiervon kan auch unser Dichterischer Sternhimmel / bei dem Zeichen des Stiers gelesen werden.


Zur 68 Einteilung.


Gemagog.] Von diesem Riesen schreibet Architrenius folgender Gestalt:


– – CUBITIS TER QUATUOR ALTUM

GEMAGOG HERCULEÂ SUSPENDIT IN AËRE LUCTÂ.


Ganges /] ein Etiopischer König und Riese / von dem der große Indische Flus Ganges / wie Suidas meldet / seinen[577] Nahmen bekommen. Von diesem Flusse bezeuget Ovidius / daß er Indien ümströhmete / wan er im 4 seiner Verwandlungsbücher also spricht:


DECOLOR EXTREMO QUA CINGITUR INDIA GANGE,


Daher wird auch Indien das Gangische Land / GANGETICA TELLUS, bei dem Lukan genennet. Seine Worte seind diese:


ET QUAS SENTIT ARABS, & QUAS GANGETICA TELLUS.


Hartbeen / den Saxo der Sprachlehrenschreiber HARTHLENUM, vielleicht wil er HARTHBENUM sagen / nennet / war so ein wüster und unmenschlicher grausamer Riese / daß er es ihm für einen Ruhm schätzte / wan er Königliche Töchter schändete / und alle dieselben / die ihm seine Unzucht wehren wolten / straks erwürgete; wie / im 5 Hauptstükke des Berichts von den Riesen / bei dem Johan Kassion zu lesen.

Orestes / dessen Tohtengebeine man / auf Befehl der Göttersprache / lies aufgraben / war dazumahl noch sieben Ellebogen lang; wie Plinius anzeiget. Daher sagt Architrenius:


STATURAM CUBITIS SEPTEM DISTENDIT ORESTES.


Dieser Orestes / und Pilades / des Fozeers Strofius Sohn / hatten eine so nahe und unvergleichliche Freundschaft untereinander / daß Tullius selbsten dieselbe zu beschreiben die Feder anfassete. Daher sagt Ovidius:


NON ITA VIXERUNT STROPHIÔ, & AGAMEMNONE NATI.


Wie auch:


ADFUIT INSANO JUVENI PHOCÆUS ORESTI.


Des Orestes Unsinnigkeit aber rührete daher; weil er seine eigene Mutter / die den Vater ümgebracht / und im Heiligtuhme selbsten / den König Pirrus erwürget / damit ihm die Hermione / seine Gemahlin / möchte zu teile werden. Marzial gedenket beider ebenmäßig /wan er im 6 B. spricht:


UT PRÆSTEM PYLADEN, ALIQUIS, MIHI PRÆSTET ORESTEM.


Ein Sirer.] Von diesem Sirischen Riesen meldet Nizeforus / im 37 Hauptst. des 12 Buches seiner Kirchengeschichte / daß[578] er krumme Schenkel gehabt / die dermaßen eingebogen gestanden / daß sie seiner übrigen Leibesgestalt wenig ähnlich gewesen.

Eleazar / ein Jüde.] Diesen schikte der König zu Babel / Artaban / dem Keiser Tiberius zum Geschenke; wie Flavius Josef / im 8 Hauptst. seines 18 Buches von den Altheiten der Jüden / bezeuget.

Ein Märkischer Bauer.] Von diesem schreibet Magister Johan Vogel / in seinen Anmärkungen zum Berichte von den Riesen Johan Kassions.

Artachäus / ein Perser.] Von diesem meldet Herodotus in seinem 7 Buche.

König Porus.] Dessen Grösse beschreibet Ravisius / im 37 Hauptst. des 2 Buchs / und Arrian im 5 Buche.

Pusio / und Sekundilla.] Von diesen Leutchen meldet Plinius / im 16 Hauptst. des 7 Buches.

Gabbaras ward aus Arabien nach Rohm zur schaue gebracht; wie eben derselbe Plinius am itzt-angeführten Orte bezeuget. Dessen gedenket auch Architrenius mit folgenden Worten:


IN HIS QUINQUE PEDES PRODUXIT GABBARUS ARTUS.


Agato.] Von diesem schreibet Filostratus / im Lebenslauffe des Herodes von Atehn also: er / als ein Jüngling / war in seiner ersten Jugend dem großen Gallier gleich / und acht Füße lang. Er hatte ein starkes Haar / rauhe und gleich als in eins zusammengewachsene Augen / und eine Habichtnase / mit einem fröhlichen Angesichte / u.a.m. Auch gedenkket eben desselben Volaterran / im 13 Buche.


Zur 71 Einteilung.


Keiser Julius Maximinus / der ältere.] Von diesem schreibet / unter andern / Julius Kapitolinus / daß ihn der Keiser Aurelius Alexander Severus / der sich über seiner / als eines Schäferknechtes / Grösse nicht wenig verwundert / durch die allerstärkesten Küchenrökel erstlich tapfer abrichten laßen: da er dan / in einer Hitze / derer sechszehen mit Ringen überwunden /[579] und eben so viel Verehrungen darvon getragen. Darnach hette der Keiser auch versuchen wollen / was er im Lauffen vermöchte: da er dan einen muhtigen Gaul eine lange Zeit in einem Kreuse herüm getummelt / und gleichwohl nicht müde geworden. Ja er hette straks darauf sieben der allermuhtigsten und stärkesten / die der Keiser mit ihm ringen laßen / schier in einem Augenblikke bezwungen: daher ihn der Keiser nicht allein mit etlichen silbernen Müntzen /sondern auch mit einer güldenen Kette beschenket / ja gar zum Trabanten und Lakkeien bestellet. Was er für ein gewaltiger Seuffer und Fresser gewesen / bezeuget Kordus / und viel andere. Auch wird gemeldet / daß er seines Wassers auf einmahl bei drei Nößeln in ein Geschir gelaßen / und damit gleichsam gepranget. Seine gröste Lust war / wan er mit den allertapfersten und muhtigsten Kriegshelden ringen solte. Und derselben konte er / selbst in seinem hohen Alter / oft fünfe / ja wohl sieben nacheinander zu Bodem werfen. Ja er war so stark / und seine Faust hatte einen solchen Nachdruk / daß einem Pferde / wan er es damit an den Kopf schlug / die Zähne wakkelten / wo sie nicht gar ausfielen. Schlug er es aber an einen Schenkel / so brach derselbe straks inzwei. Sein Schuch am Stiefel ist einen gantzen Schuch längergewesen / als anderer gemeiner Leute. Und daher allein kan man leichtlich schlüßen / wie groß und stark sein gantzer Leib mus gewesen sein. Aber von diesem Ungeheuer wird man im Röhmischen Adler des Selblichen / wie auch in Michel Sachsens / und andern Zeitbüchern von den Keisern / wie auch im 8 Hauptst. des Berichtes von den Riesen Johan Kassions / mehr zu lesen finden.


Zur 72 Einteilung.


Der so genente Firmius.] Von diesem Riesen / der üm das 275 Jahr nach der Heilgebuhrt gewühtet / schreibet Flavius Vopiskus / daß er ein großer langer Man /dem die Augen aus dem Kopfe gestanden / und über den gantzen Leib rauch und vol Haare gewesen.[580]


Zur 75 Einteilung.


Zwärglein / sonst auch Ellenbogener / und Dreispanlinge.] Πυγμαιοι, PYGMÆI, werden sie von den Griechen und Lateinern genennet; von πυγμή, das ist eine zusammgezogene Hand / oder Faust / oder auch die Länge zwischen dem Gelenke des Ellenbogens und den geschlossenen Fingern; welches das Wort πῆχυς ebenmäßig bezeichnet: daher πηχυαιος, QUI UNIUS CUBITI EST, der eines Ellenbogens lang ist. Aber andere wollen das Wort πυγμαιος zugleich von πυγμή, wan es so viel heist / als ein Streit / Gefechte /herleiten: weil die Zwärglein sehr geschikte Streiter und Fechter weren; wie Hieronimus bei dem 27 Hauptst. Ezechiels angemärket: daher auch ein Indischer König / wie Kassion schreibet / dieser Zwärglein drei tausend üm sich gehabt / und sie zu seinen Bogenschützen gebrauchet. Strabo nennet sie /in seinem 2 Buche / sonsten auch τρισπιϑάμους, das ist dreispännige / weil sie gemeiniglich dreier Spannen lang weren. Eben dasselbe tuht auch Plinius im 2, und 15 Hauptst. seines 7 Buches.

Einen überaus scharfsinnigen Verstand.] Daß solches wahr sei / kan man aus der Beschreibung des Sisifus / und eines Egiptischen Zwärgleins / derer straks wird gedacht werden / wie auch anderer dergleichen /genugsam schlüßen.

Sisifus.] Hiervon meldet Johan Kassion / im 12 Hauptst. seines Berichts von den Riesen. Er war aber ein gantz anderer Sisifus / als derselbe / den Teseus /als einen Straßenreuber / erschlug / und Ovidius / im 4 seiner Verwandlungsbücher / also anspricht:


AUT PETIS, AUT URGES REDITURUM, SISYPHE, SAXUM.


Dan dieser Sisifus ward / seiner begangenen Ubeltahten wegen / zu einer solchen Strafe verdammet / daß er / in der Hölle / fort und fort einen großen Felsenstein auf einen hohen Berg hinauf wältzen muste; weil eben der Stein / sobald er ihn auf die Spitze gebracht /immer wieder herunter rollete. Dahin hat auch Virgiel gesehen / wan er / im 6 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / also saget:[581]


SAXUM INGENS VOLVUNT ALII, RADIISQUE ROTARUM

DISTRICTI PENDENT.


Ein anderes befand sich in Egipten.] Dessen gedenket Nizeforus / im 37 Hauptstükke des 12 Buches seiner Kirchengeschichte. Hierbei kan zugleich gelesen werden / was Martin Borraus über das 21 Hauptst. Samuels angemärket. Zu diesen Zwärglein gehören auch Manius Maximus / und Markus Tullius / zween Edle Röhmer / die zween Ellebogen lang waren; wie Varro bei dem Plinius meldet: wie auch Konopas /Luzius / die zween Moloner. Konopas war zween Füße und einer Handbreite lang / wie Plinius schreibet / und ward von der Julia / des Keisers Augusts Enkelin / zur Lust gehalten. Luzius / den August auf den Schauplatz bringen lies / war ein Jüngling von fürtreflichen Eltern / und noch nicht zween Füße lang. Andromede / welcher Julia Augusta die Freiheit geschenket / war zween Füße und einer Zwerghand lang. Die zween Moloner / daher das Sprichwort entstanden / PUSILLUS, QUANTUS MOLON, so klein / als Molon / waren gantz kleine Menschen / deren der eine ein Gaukelspieler / der andere ein berufener Reuber gewesen.


Zur 76 Einteilung.


Die man vor Zeiten in Trazien.] Daß diese Zwergahrt eine lange Zeit in Trazien / in der Stadt Geranea / sich aufgehalten / aber von dar von den Kranchen vertrieben worden / bezeuget Plinius / im 11 Hauptst. seines 4 Buches. Eben dasselbe hat auch Juvenal andeuten wollen / wan er in seinem 13 Schimpfgedichte schreibet:


AD SUBITAS THRACUM VOLUCRES, NUBEMQUE SONORAM

PYGMÆUS PARVIS CURRIT BELLATOR IN ARMIS,

MOX IMPAR HOSTI, RAPTUSQUE PER AËRA CURVIS

UNGIBUS, À SÆVÂ FERTUR GRUE. SI VIDEAS HOC

GENTIBUS IN NOSTRIS, RISU QUATIÉRE: SED ILLIC,

QUANQUAM EADEM ASSIDUÈ SPECTENTUR PRÆLIA, RIDET

NEMO: UBI TOTA COHORS PEDE NON EST ALTIOR UNO.[582]


Darüm ist auch klein sein unter den Zwärglein keine Schande; wie Mantuan meinet / wan er also schreibet:


INTER PYGMÆOS NON PUDET ESSE BREVEM.


An der Egiptischen See.] Aristoteles bezeuget / im 12 Hauptst. seines 8 Buches von den Tieren / daß die Kranche aus den Zitischen Flachfeldern an die Obersee / daher der Niel gelauffen kähme / in Egipten zu flügen / und in derselben Gegend mit den Zwärglein zu streiten pflegten. Ja er setzet ausdrüklich darzu /daß solches kein Mährlein / sondern die lautere Wahrheit sei / und daß alda solche kleine Menschlein / und Pferdlein gewislich weren / und in Löchern und Erdhöhlen sich aufhielten: daher sie auch Trogloditen /das ist Grubenheimer oder Höhlenwohner genennet worden. Aber andere schreiben / daß sie ihnen kleine Hütlein von Leimen machten / und dieselben mit Eierschahlen und Vogelfedern ausfütterten.

Wie auch üm ein Indianisches Gebürge.] Johan Ravisius Textor schreibet / im 44 Hauptst. des 2 Buches seines Schauplatzes: die Zwärglein wohnen im eusersten Teile der Indischen Berge. Ihre Weiberchen gebähren im fünften Jahre / und werden alt im achten. So meldet auch Plinius / im 2 Hauptst. des 7 Buches /daß zu euserst in Indien Leutlein üm das Gebürge wohneten / welche nicht über drei Spannen / oder fünftehalb Vierteil einer Elle lang weren. Aber Ktesias setzet sie mitten in Indien hinein / und beschreibet sie mit Flätschnasen / und gantz ungestalten Angesichtern / wie auch langen Haaren / und Bährten.

Daß sie ihr Haar hinten / und den Bahrt vornen.] Dieses meldet von den Zwärgen / die vielleicht daher Albertus für keine Menschen / sondern für eine Affenahrt halten wil / Augustien / im 16 Buche von der Stadt GOttes: da er / unter andern / auch saget / daß sie sich im Frühlinge mit großen Hauffen aufmachten / an das Meer zögen / und den Kranchen ihre Jungen und Eier verderbeten: weil sie anders keinen Raht wüsten einer so großen Mänge der Kranche zu widerstehen. Und zu diesem Meerszuge pflegeten sie alle Jahr drei Mohnden zu nehmen. Wer mehr von den Zwärglein zu wissen begehret /[583] der lese / was Homerus / der ihrer am allerersten erwähnet / im dritten Buche seines Heldengedichtes von Troje / wie auch Strabo darvon schreibet.


Zur 78 Einteilung.


Das Gerippe des Orestes.] Hiervon schreibet Herodotus / im ersten Buche / und Kassion / aus ihm / im 9 Hauptst. seines Berichts von den Riesen.

Und dasselbe von 22 Schuhen.] Dieses Riesengerippes gedenket Johan Marius in seinem Buche von Frankreich. Eben dieselbe Länge hat das Riesengerippe im Hertzogtuhme Safojen / in einem Kloster der Predigermünche / an der Mauer abgemahlet; welches Budäus und Kassion / als Augenzeugen / beschrieben. Der Kopf ist zween Ellebogen / oder guhter anderthalben Elle dikke. Die Schultern seind fast vier Ellebogen / oder bei drei Ellen breit. Es ist aber gewis /seind des Kassions eigene Worte / daß man solche große Riesengebeine vor Zeiten etwan daherüm gefunden / und sie nicht / als etwas erdichtetes / nur Lust halben / sondern vielmehr darüm also daselbst abgemahlet / damit es bei den Nachkommen zum ewigen Gedächtnisse bleiben solte.

Wie auch des Pallas / den Turnus erleget:] wie Virgiel / im 10 Buche seines Heldengedichtes vom Eneas / beschreibet. Daß die Wunde / die Turnus gemeldtem Riesen in die Brust gegeben / fünftehalben Schuch /oder neun Vierteile von einer Elle sei lang gewesen /bezeuget Vinzenz von Beluak / im 16 Buche seines Geschichtspiegels: da er zugleich meldet / daß man in seinem Grabe / bei dem Heupte / ein ewigbrennendes Liecht gefunden; welches nicht eher verleschen können / als bis man / mit einer Pfrieme / den Tacht untergraben / also daß die Luft hineingedrungen / und das Flämlein ausgewehet. Hiervon kan auch Baptista Fulgosus / im 6 Hauptst. seines 1 Buches / gelesen werden. Hierbei mus ich auch der großen marmelsteinernen Bildseule / die zu Antorf oder Antwerpen / am Rahthause stehet / gedenken. Diese sol / wie man saget / eines Riesen Bildnis sein: der vor Zeiten / in einem Sumpfe bei[584] der Schelde / sein Schlos gehabt /und alle Kaufleute / die etwan einige Wahren über gemeldten Flus führen laßen / gezwungen ihm die Helfte darvon / an Zolles stat / zu geben. Erfuhr er aber / daß iemand seine Wahren nicht allesamt angegeben / so behielt er alles / was er hatte / und hieb ihm noch darzu die Faust ab. Doch endlich war ihm einer zu stark / der ihm selbst die Faust abschlug / und sie straks ins Wasser warf. Von diesem Handwurfe sol auch gemeldte Stadt den Nahmen Antwerpen oder Handwerpen / nach der alda gebreuchlichen Mundahrt / ja selbst die abgehauene Faust in ihr Wapen bekommen haben.


Zur 79 Einteilung.


Was man aber von Kandien oder Krete meldet.] Dieses findet man bei dem Plinius / im 16 Hauptst. seines 7 Buches. Hierbei kan auch Filostratus / in seinen Heldengeschichten / da er viel wunderseltsame Dinge von den Riesen schreibet / gelesen werden; wie auch Sabellikus / und Solinus.

Des droben erwähnten Antäus von 60 Ellebogen:] zu dessen Grabe der Röhmer Sertorius reumen laßen. Hiervon schreibet Strabo / in seinem 17 Buche vom Weltkreuse.

Ein Zahn darvon / der einen Schuch lang / und vier Finger breit war.] Die gantze Geschicht beschreibet Johan Kassion / in seinem 11 Hauptst. des Berichtes von den Riesen gantz weitleuftig. Darbei kan auch Kalamäus / in seinen Büchern von den Biturigern /und Baptista Fulgosus / im 6 Hauptst. seines 1 Buches / gelesen werden. Einen dergleichen ungeheuren Riesenzahn hat Augustien / wie er / im 9 Hauptst. sei nes 15 Buches von der Stadt GOttes / schreibet / am Ufer der See bei der Stadt Utike selbsten gesehen. Dieser / der ein Bakkenzahn war / befand sich so groß / daß man viel hundert gemeine Zähne / wie er selbsten bezeuget / daraus machen können. Aber was Ludwich Vives von einem ungeheuren Bakkenzahne des heiligen Kristoffels / den er zum Heiligen Kristoffel / als er dahin auf die Walfahrt gezogen / angetroffen / bei[585] gemeldtem Orte des Augustiens angemärket; das kömt mir von einem so weisen Manne / weil es gewis ist / daß kein solcher Kristoffel iemahls in der Welt gewesen / sehr wunderlich vor.


Zur 80 Einteilung.


Noch vielmehr könte man denselben Sizilischen Riesen.] Von diesem schreibet Johan Bokatz / im 68 Hauptstükke seines 4 Buches von der Göttergebuhrt /gantz weitleuftig. Unter andern erzehlet er auch / daß etliche Sizilische Bauern / indem sie den Grund eines Hürtenhauses unten am Berge suchen wollen / dieses Riesens Höhle mit dem Spahten von ohngefähr eröfnet / und ihn weit hinein sitzend gefunden. Doch sei sein Leib / wiewohl er noch gantz und unversehret gewesen / dazumahl in Staub und Asche / darinnen man drei erschröklichgroße Zähne gefunden / und an einem eisernen Drahte zu Drepan / in der Kirche / zum ewigen Andenken aufgehänget / zerfallen. Auch sei ein Teil seiner Hirnschahle / und ein Schienbein noch zimlich gantz und unverweset gefunden worden.


Zur 81 Einteilung.


Daß dasselbe Meusegerippe.] Hiervon meldet Magister Johan Vogel in seiner Anmärkung bei dem 11 Buche von den Riesen des Kassions / der in seinem Werke selbsten mehr dergleichen Gerippen von Eseln und Meusen gedenket.


Zur 84 Einteilung.


Daß alle geschaffene Dinge die Kraft ihrer Jugend schon längst verlohren.] Hierbei kan Johan Kassion /im 12 Hauptst. seines Berichts von den Riesen / wie auch Ziprian / und Augustien gelesen werden.


Zur 86 Einteilung.


Unter denen die Gohten Keiser Justinian deswegen zu preisen pflegte.] Hiervon schreibet / unter andern Prokopius. Hingegen meldet Julius Zeser / daß die Röhmer von den Franzosen oder[586] Galliern darüm seind verhöhnet worden; weil sie so kleine Leute weren.


Zur 95 Einteilung.


Mein Zorn / sprach er / ist noch nicht gesättiget.] Hiervon redet das 15 Hauptst. des Buchs der Richter also: Simson aber sprach zu ihnen: ob ihr schon das getahn habet / so wil ich mich doch an euch selbst rächen; und darnach aufhören.


Zur 96 Einteilung.


Mit langsamen Tritte schreitet auch ihre Rachbegierde fort.] Hier wird auf des Valerius Maximus schönen Spruch / LENTO QUIDEM GRADU PROCEDIT VINDICTA DIVINA, SED TARDITATEM GRAVITATE COMPENSAT, gesehen.


Zur 104 Einteilung.


Ward Totila / der Gotten König.] Von diesem schreibet Johan Ravisius Textor / im 33 Hauptstükke des 5 Buches seines Schauplatzes: da er unter andern auch meldet / daß er die Stadt Rohm erobert / ihre Mauren geschleiffet / und ihr Rahthaus angezündet.

Der Ungrische König Attila.] Dieser war derselbe /welcher Aken verwüstete / und die euserste Grausamkeit / wo er hin kahm / verübete; wie itztgemeldter Ravisius / an gemeldtem Orte / bezeuget.


Zur 106 Einteilung.


Hatte Samgar.] Von dieses Heldentaht redet das Buch der Richter / am Ende des 3 Hauptstükkes / also: darnach war Samgar / der Sohn des Anat. Der schlug sechshundert Filister mit einem Ochsenstekken / und erlösete Israel.

Quelle:
Philipp von Zesen: Sämtliche Werke, 17 Bände, Band 8, Berlin/ New York 1970 ff., S. 549-587.
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